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Little Miss Sunshine

Musical


Musik und Gesangstexte von William Finn
Text von James Lapine
Nach dem gleichnamigen Film (Drehbuch: Michael Arndt)
Deutsche Übersetzung von Robin Kulisch

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 1. Juli 2023
Mecklenburgisches Staatstheater (Schlossfestspiele), Schwerin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Bettina Ostermeier
  • Regie: Katja Wolff
  • Bühne und Kostüme: Cary Gayler
  • Choreografie: Thomas Helmut Heep
  • Musikalische Einstudierung / Korrepetition: Friedemann Braun, Martin Schelhaas

 

Besetzung:  

  • Olive: Florentine Beyer
  • Mom Sheryl: Jennifer Sabel
  • Dad Richard: Gerald Michel
  • Brother Dwayne: Emil Gutheil
  • Grandpa: Frank Wiegard
  • Uncle Frank: Christoph Götz
  • Ex Joshua / Kirby: Marko Dyrlich
  • Larry / Buddy / Doctor: Jochen Fahr
  • Linda / Miss California: Clara Wolfram

 

 

Miss1

V.l.n.r.: Jennifer Sabel (Mom Sheryl), Gerald Michel (Dad Richard), Christoph Götz (Uncle Frank), Florentine Beyer (Olive), Emil Gutheil (Brother Dwayne)

© Mecklenburgisches Staatstheater / Foto: Silke Winkler

 

 

 

Premierenchronik

USA UA 15. Februar 2011 La Jolla Playhouse, San Diego
GB EA 21. März 2019 Arcola Theatre, London
D Dspr. EA 1. Juli 2023  Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin (Schlossfestspiele)

 

 

Inhaltsangabe


"Als Olive erfährt, dass ihr nachträglich der Sieg bei der regionalen Wahl zur ´Little Miss Sunshine´ zugesprochen wurde, will sie zur bundesweiten Entscheidung reisen und den Wettbewerb gewinnen. Da sie das jüngtse Familienmitglied ist, wollen die restlichen Hoovers sie persönlich dorthin fahren. In der Enge des gelben Busses müssen sich sechs Menschen miteinander arrangieren: Vater Richard ist ein Motivationstrainer ohne Motivation, Onkel Frank hat gerade einen Selbstmordversuch überlebt, Sohn Dwayne will erst nach bestandener Pilotenprüfung wieder sprechen, Mutter Sheryl ist gestresst und zu allem Überfluss stirbt der drogensüchtige Großvater unvermittelt an einer Überdosis.

Ein sowohl heiteres als auch berührendes Stück über Gewinnertum und Familie."

(aus: Presseinformation des Mecklenburgischen Staatstheaters) 

 

 

 

Miss2

Florentine Beyer (Olive)

© Mecklenburgisches Staatstheater / Foto: Silke Winkler

 

 

Kritiken

 

"Als wollte der Regen die Premiere am Sonnabend im Schweriner Schlossinnenhof und den sonnigen Titel des Musicals ´Little Miss Sunshine´ verhöhnen, nieselte, regnete, goss es bis zur Pause in einem fort. Sommertheater wünschen wir uns anders. Aber da wir ja schlecht mit dem Wetter hadern können, wenden wir uns lieber, mehr oder weniger lieber, der Inszenierung dieses Musicals nach dem gleichnamigen Film zu. Damit haben wir genug zu tun.

Um es gleich zu sagen: Mancher Film sollte Film bleiben. Ich weiß auch nicht, warum auf den Inszenierungen des von mir so geschätzten Schweriner Schauspielensembles in den vergangenen Jahren im Schloss ein Fluch zu liegen scheint. Selten bin ich glücklich nach Hause gegangen. So auch diesmal. Das wahrscheinlich falsche Stück am falschen Ort im falschen Genre?

Dabei hätten Geschichte und Figuren durchaus das Potenzial, uns zu rühren. [...]

Regisseurin Katja Wolff, die ja schon am E-Werk einen urkomischen ´Don Quichote´ inszenierte, hat bis auf ein paar unnötige, so gar nicht lustige Sperenzien, etwa einem Ritt auf dem Leichensack mit dem verstorbenen Großvater, bei der deutschen Erstaufführung dieses Musicals so viel aus dieser Geschichte herausgeholt, wie es in diesem Genre und bei diesem Stück wohl möglich war."

Holger Kankel: "Es kommt nur darauf an, was du glaubst", Premiere des Musicals "Little Miss Sunshine" nach dem gleichnamigen Film im Innenhof des Schweriner Schlosses. In: Schweriner Volkszeitung, 3. Juli 2023.

 

"Ein Roadmovie - vielmehr: Ein ironisches Spiel mit diesem überstrapazierten Filmgenre, wie überhaupt diese Reise quer durch die USA mit gängigen Klischees des amerikanischen Traums spielt. 2011 machte James Lapine in seinem Theater in San Diego ein Musical daraus mit Musik von William Finn, zwei Jahre später in neuer Fassung in New York.

Allerdings fordert das Genre Musical einen gewissen Tribut vom Inhalt. Raffiniert subversiv sind im Film die Zusammenhänge zwischen sozialer Lage, Illusionen und sinnleeren Verlockungen für die ´kleinen Leute´ durchgespielt. Der Musical-Plot hält sich zwar eng an den Film, weitet aber die Ehekrise aus (versieht sie sogar mit Songs), was die Gesamtgeschichte mehr ins Private einer Familientherapie verschiebt. Über den geglätteten Humor und die verwässerte Brisanz hilft man sich dann mit Gaudi und Slapstick hinweg und mit einem Schuss Kitsch. [...]

Bei dem - höchst idiotischen - Wettbewerb selbst glänzt Olive zwar rührend und brillant, verliert aber. Für Mutter Sheryl (Jennifer Sabel) schließlich droht ihr ganzes Projekt Familie komplett zu scheitern. Trotzdem gibt´s ein Happy End: Genau die Familie ist das, was zwischen all den Katastrophen am Ende als großer Wert erkannt wird - und breit und kitschig beredet und besungen wird." 

Dietrich Pätzold: Schlossfestspiele Schwerin bringen "Little Miss Sunshine" auf die Bühne - Musical mit Schwächen." In: Ostsee-Zeitung, 2. Juli 2023.

 

"Es ist erfreulich, wenn sich kommunalfinanzierte Häuser mit einer deutschsprachigen Erstaufführung an neue Musicals wagen. Ärgerlich ist dann allerdings, wenn die slapstickartige Inszenierung und der fehlbesetzte Cast das Stück total gegen die Wand fahren. […]

Ist die (Film-)Vorlage noch eine Tragikomödie mit Tiefgang, deutet Katja Wolff das Stück in ihrer Inszenierung als Schenkelklopf-Boulevardtheaterstück mit unangemessenen Slapstick-Einlagen um. […]

Die Tragik des Stücks – jedes Familienmitglied erlebt während der Reise einen Schicksalsschlag – blitzt in dieser oberflächlichen Spaß-Inszenierung nur sehr verhalten auf: Wenn zum Beispiel Mutter Sheryls schwuler Bruder Frank auf einer Toilette zufällig den Mann trifft, der ihm seinen jungen Lover Joshua ausgespannt und in einen Selbstmordversuch getrieben hat, dann thematisiert der Text vom Song ´Wie es mir geht?´ Franks schlechten seelischen Zustand. Hier hält die Inszenierung zwar kurz inne, nur um im nächsten Moment holzhammerartig ein tuntiges Klischee-Schwulen-Pärchen zu präsentieren. Dabei scheint der Regisseurin gar nicht aufgefallen zu sein, dass der Ex im Buch ein junger Student ist, während der Joshua auf der Bühne bereits im 34. Semester zu sein scheint.

´Zufrieden ist, wer seine Erwartungen senkt´. Dieses Zitat aus dem Stück bringt die gesanglichen Leistungen bei dieser deutschsprachigen Erstaufführung auf den Punkt. Ohne Ausnahme merkt man den Darstellern aus dem hauseigenen Schauspiel-Ensemble an, dass sie keine ausgebildeten Sänger sind. Die Spitzentöne wackeln, Tiefen werden vergluckst und so manche Gesangslinie verschwindet einfach. […]

Der wahre Star des Abends heißt Florentine Beyer. Als Olive ist die junge Musical-Darstellerin eine Traumbesetzung in einer Rolle, die eigentlich für eine Kinderdarstellerin geschrieben worden ist. Beyer ist sowohl herrlich naiv, aber auch ein Mädchen, das für ihre Träume und Ideale kämpft, dann aber auch ihre Grenzen erkennt.

Kai Wulfes: Little Miss Sunshine, Schlossinnenhof, Schwerin. Onlineportal "musicalzentrale.de", 17. Juli 2023.

 

 

 

Miss3

Vorn: Jochen Fahr (Buddy), Clara Wolfram (Miss California)

© Mecklenburgisches Staatstheater / Foto: Silke Winkler



Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Little Miss Sunshine". Original Off-Broadway Cast, Noncommercial Audio, 2013, Live-Mitschnitt aus dem Second Stage Theatre, New York. (1xCD)
  • "Little Miss Sunshine". Soundtrack zum Film, 2006, Musik von Mychael Danna, DeVotchKa, Tony Tosdale und Sufjan Stevens, bei Bodog Music Europe erschienen. (1xCD)

 

DVD / Video

  • "Little Miss Sunshine". US-Spielfilm, 2006, produziert von Big Beach Films, Third Gear Productions LLC, Deep River Productions und Bona Fide Productions, Drehbuch von Michael Arndt, Musik von Mychael Danna und DeVotchka. (1xDVD)

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Little Miss Sunshine". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 9. August 2023.