Lazarus
Musical
Musik und Songtexte von David Bowie
Orchestrierung und musikalische Arrangements von Henry Hey
Text von Enda Walsh und David Bowie nach "The Man Who Fell To Earth" von Walter Tevis
Deutsche Dialogübersetzung von Peter Torberg (die Liedtexte bleiben unübersetzt)
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 3. Februar 2018
Schauspielhaus, Düsseldorf, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Heinz Hox
- Regie: Matthias Hartmann
- Bühne: Volker Hintermeier
- Kostüme: Su Bühler
- Videodesign: Stephan Komitsch, Roman Kuskowski
- Choreografie: Bridget Petzold
- Vocal Coach: Kerstin Brix
-
Lichtdesign: Jean-Mario Bessière
Besetzung:
- Newton: Hans Petter Melø Dahl
- Girl: Lieke Hoppe
- Valentine: André Kaczmarczyk
- Elly: Rosa Enskat
- Teenage Girl 1: Inga Krischke / Vera Marhold / Sarah Wilken
- Teenage Girl 2: Eva Löser / Vera Marhold / Sarah Wilken
- Teenage Girl 3: Florentine Kühne / Vera Marhold / Vera Weichel
- Zach: Daniel Fries
- Ben: Stefan Gorski
- Maemi: Marie Jensen / Lara Hofmann
- Michael: Thomas Wittmann
- Live-Kamera: Stephan Komitsch
3 Teenage Girls (c) Schauspielhaus Düsseldorf / Foto: Lucie Jansch |
Premierenchronik
USA | UA | 7. Dezember 2015 | Theatre Workshop, New York |
GB | EA | 25. Oktober 2016 | King's Cross Theatre, London |
D | Dspr. EA | 3. Februar 2018 | Schauspielhaus, Düsseldorf |
A | EA | 9. Mai 2018 | Volkstheater, Wien |
Inhaltsangabe
"Der Außerirdische Newton war auf der Erde gelandet, auf der Suche nach Wasser für seinen Heimatplaneten. Er verliebte sich, plante seine Rückkehr – zerbrach jedoch an der Kälte der menschlichen Zivilisation. Hier setzt nun die Handlung von ´Lazarus´ ein. Newton lebt unter uns, als gewöhnlicher Erdenbewohner. Er wird von den Dämonen seiner Vergangenheit gequält, die er mit Gin zu verscheuchen versucht. Seine Unsterblichkeit peinigt ihn, und er sehnt sich nach Erlösung. Als ein junges Mädchen, eine verlorene Seele wie er, in sein Leben tritt, schöpft Newton Hoffnung: Könnte sie ihm dabei helfen, seine lang ersehnte Reise anzutreten?"
(aus: Homepage des Düsseldorfer Schauspielhauses, 2021)
Ensemble, 3 Teenage Girls (c) Schauspielhaus Düsseldorf / Foto: Lucie Jansch |
Kritiken
"Enda Walshs traumverrätseltes Libretto, das seine Figuren in dünner Luft zappeln lässt, und Matthias Hartmanns Regie verschwinden hinter der opulenten Video-Artistik (Stephan Komitsch, Roman Kuskowski), Su Bühlers Kostümen und den soft arrangierten Bowie-Songs, live gespielt von der achtköpfigen Band unter Heinz Hox. Auf seiner Umlaufbahn hätte dieses melancholisch gleißende Künstler-Requiem einiges mehr an Fluidum vertragen. Das Theater, das drei auftretenden Shalala-Girls selbst mit ironischer Geste nicht beikommt, verbleibt sehr am Boden, der Gesang hingegen hebt ab.
Einen Höhepunkt aber hat die leicht versteifte Inszenierung. Durch das zweistündige 'Lazarus'-Drama-Songbook geistert Valentine, mörderisch romantischer Luzifer und Verführer im Funny Game Liebe. Bei André Kaczmarczyk ist er ein biegsamer Master of Ceremonies, vampirhafter Lady- und Boy-Killer in Slow Motion und schwarzgefiedert Diva auf Plateausohlen, die die Schwingen ausbreitet wie Murnaus Stummfilm-Mephisto. A Star is born: funkelnd-frivol, zärtlich-sarkastisch und von abgründig ambivalenter Erotik. Wann hatten wir das in Düsseldorf seit Ute Lemper als Sally Bowles in Jérôme Savarys Inszenierung von ´Cabaret´?
Zum Finale gewinnt der Düsseldorfer 'Lazarus' dann an Energie, holt orgiastisch aus, um ganz leise zu enden, wenn Newton und sein Mädchen mit der Rakete zu den Sternen aufsteigen, während der sich windende Valentine in der Unterwelt verbleibt: Amor omnia vincit - die Liebe siegt. Stehende Ovationen!"
Andreas Wilink: Matthias Hartmann inszeniert "Lazarus" in Düsseldorf, Startrampe in die Ewigkeit. In: Spiegel Online, 4. Februar 2018.
"Es klingt wie ein Vermächtnis des vielseitig begabten Popstars, der 2016, kurz nach der New Yorker Premiere, an Leberkrebs starb. Gemeinsam mit dem irischen Dramatiker Enda Walsh hatte der schwerkranke Bowie dieses poetische Rätsel über das Sterben verfasst. Und damit seinen Kampf zwischen Hoffnung und Gewissheit des Sterbens zum Thema gemacht. Die Düsseldorfer Premiere wurde mit Ovations-Stürmen für Regieteam und Darsteller gefeiert.
[...] Reale Figuren, die aber unwirklich bleiben. Der Hauptdarsteller Hans Petter Melø Dahl, der Bowie verblüffend ähnlich sieht, wirkt anfangs als Performer schwach, steigert sich zum Finale hin, holt dann richtig aus und wird leise, wenn er ´Heroes´ anstimmt und das Raumschiff abhebt. [...] Fazit: Große Show, die es mit Broadway-Produktionen aufnehmen kann. Story schwach, Musik stark. Besonders die Band dreht auf und verströmt einen recht typischen Bowie-Sound. Auch beim Gesang kommen David-Bowie-Fans auf ihre Kosten."
Max Kirschner: Bowies poetisches Rätsel über das Sterben, Die Premiere des Musicals „Lazarus“ sorgt für Jubelstürme. Aber der Star des Abends ist nicht der Hauptdarsteller. In: Westdeutsche Zeitung, 4. Februar 2018.
"Ansonsten ist es eher ein die Poesie des Sterbens beinahe krampfhaft beschwörendes, Grenzen verschwinden lassendes Rätselspiel zwischen Realität und wahnhaften Kopfgeburten. Eine nachvollziehbare Geschichte entwickelt sich dabei nicht. So sind die 17 wunderbaren Bowie-Songs, von denen er vier extra für das Musical komponiert hat ('Lazarus', 'Killing a little time', 'No plan', 'When I met you'), und ihre kongeniale Instrumentierung durch die achtköpfige Band unter der Leitung von Heinz Hox die wirklichen Stars des unterhaltsamen Abends, an dem das begeisterte Publikum vor allem seine eigenen Erinnerungen an eine immer unnahbar und rätselhaft erscheinende Pop-Ikone feiert."
Rolf-Ruediger Hamacher: Lazarus, Imposantes Bühnenspektakel ohne nachvollziehbare Geschichte. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 190, April/Mai 2018, Seite 10-11.
Ensemble, Stephan Komitsch (c) Schauspielhaus Düsseldorf / Foto: Lucie Jansch |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Lazarus". Original Off-Broadway-Cast, Studioeinspielung, Recorded the day after Bowie´s death and released in preparation for the UK production, Label: ISO / Columbia Records 2016. (2xCD)
DVD / Video
- "Der Mann, der vom Himmel fiel". Spielfilm Großbritannien, 1976; Regie: Nicolas Roeg. Arthaus. (1xDVD)
- "Lazarus". A Musical by David Bowie and Enda Walsh, Original London Cast. Label: Dice, 2021. (1xDVD)
Literatur
- Walter Tevis: "Der Mann, der vom Himmel fiel". Roman, Aus dem Amerikanischen übersetzt von Tony Westermayr, Berlin: Ullstein 1986.
Kommentar
1976 spielte David Bowie die Hauptrolle des Newton in dem Film "Der Mann, der vom Himmel fiel". Die Filmmusik schrieben John Phillips und Stomu Yamashta. Das Drehbuch verfasste Paul Mayersberg.
2005 gab es bereits ein US-Musical mit dem gleichen Titel, "Lazarus", verfasst von Edward Dee (Musik und Lyrics) und Gail Erwin (Musik, Lyrics und Buch). Die Handlung beruht aber nicht auf dem Roman "The Man Who Fell To Earth", sondern die Autoren erzählen die biblische Geschichte von Jesus und Lazarus.
Das Musical "Lazarus" enthält 17 Songs von David Bowie aus der Zeit von 1970 bis 2015. Da sie unübersetzt bleiben, ist das Stück zweisprachig.
Empfohlene Zitierweise
"Lazarus" [Düsseldorf]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 25. Oktober 2024.