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Die Legende vom Kömüves Kelemen (Kőműves Kelemen)

Rockballade


Musik von Levente Szörény
Verse von János Bródy
nach Texten von Imre Sarkadi
in einer Bearbeitung von Ivanka Csaba

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 9. April 1985
Deutsches Theater (Kammerspiele), Berlin, DDR

  • Regie: László Marton
  • Choreografie: Ferenc Novák
  • Bühnenbild / Kostüme: Róbert Eberwein / Miklós Fehér / Mártá Jánoskuti

 

Besetzung:  

  • Kelemen: Géza D. Hegedüs
  • Anna: Nóra Kovács
  • Márton: Attila Kaszás
  • Máté: Sándor Sörös
  • Izsák: Zoltán Szerémis
  • Karuj: Péter Rudolf
  • Benedek: Tivadar Madgyar
  • Ambrus: Géza Rácz
  • Wanderer: Antal Páger
  • Boldizsár: Sándor Szakácsi
  • Mihály: Dénes Várhelyi
  • György: Zoltán Várnagy
  • Sebö: János Bognár
  • Gyula: László Kiss
  • Rádó: László Méhes
  • Bote

 

 

Premierenchronik

HUN UA 12. Februar 1982 Pesti Színház, Budapest
DDR EA 9. April 1985 Deutsches Theater (Kammerspiele), Berlin

 

Kommentar: Die deutsche Erstaufführung fand während der "Tage der ungarischen Kultur in der DDR" im April 1985 statt.

 

 

Inhaltsangabe


"Die Räte der Stadt Déva haben dreizehn Maurer in den Dienst genommen. Eine Burg soll erbaut werden, die den Ruhm der Stadt vergrößert. Unter Kelemens Leitung nehmen die Arbeiter begeistert den Auftrag in Angriff.
Bald aber ergreift Verwirrung die Maurer, denn was sie am Tage aufbauen, stürzt des Nachts zusammen. Einige brechen de Arbeit ab. Kelemen, der den Auftrag unbedingt erfüllen will, facht mit der Kraft seiner Worte ihren Arbeitswillen wieder an.

Die Begegnung der Maurer mit einem alten Wanderer bringt neue Verwirrung und Mutlosigkeit. Ein Fluch läge über dem Baugelände. Einst habe eine Frau, die übers Land zog, hier eine furchtbare Entscheidung getroffen. Vor die Wahl gestellt, ihr kleines Kind oder ihre Schatztruhe weiterzuschleppen, entschied sie sich gegen das Kind und opferte so dessen Leben.

Unruhig legen sich die Arbeiter zum Schlaf nieder. Kelemen plagt ein ruheloser Traum. Der Wanderer brachte ihm Nachrichten aus dem Heimatdorf, wo sein kleiner Sohn erkrankt ist. Anna, seine junge Frau, wird ihn nun nicht so bald besuchen können.

Der kommende Tag sieht die Maurer bei fleißiger Arbeit. Doch umsonst, wieder stürzten über Nacht die frischen Mauern zusammen. Man einigt sich, das Unternehmen aufzugeben. Nur Kelemens Rivale, Boldizsár, gibt sein Einverständnis nicht. Er rät, mit einem Menschenopfer die zürnenden Geister zu besänftigen. Die Maurer lassen sich von Boldizsárs grausamen Plan überzeugen und beschließen, jene Frau als Opfer zu nehmen, die als erste ihren Mann besucht. Kelemens Widerstand wird durch Boldizsárs geschickte Argumentation hinweggefegt. Schließlich tröstet er sich damit, daß seine Anna sicher nicht die erste Besucherin sein wird.

Voll Unruhe spähen die Arbeiter nach dem Weg, der zum Baufeld führt. Da jagt auf einem schwarzen Pferd eine Frau heran und Kelemen erkennt als erster, es ist - Anna. Verzweifelt wehrt sich Kelemen gegen den harten Willen der Männer, die Anna schließlich opfern. Von nun an geht die Arbeit voran. Bald erehebt sich über der Stadt Déva die stolze Burg. In festlicher Kleidung warten die Maurer auf Einweihungsfeier und Löhnung. Freude über ein gelungenes Werk steht in ihren Gesichtern, lediglich Kelemen bleibt trauernd abseits. Da bringt der Wanderer neue Schreckensbotschaft. Die furchtbare Tat ist ruchbar geworden. Der Stadtrat beschloß eine strenge Untersuchung.

Freude wandelt sich in Furcht, Furcht in Angriff auf Kelemen. Er sei an allem Schuld, denn schließlich habe er sie immer wieder angetrieben, den Bau weiterzuführen, nicht aufzugeben. Sie hätten ja beizeiten den Auftrag zurückgeben wollen. Boldiszár nimmt das Wort. Die Herren von Déva sind zu stolz auf ihre neue Burg, sie werden keinen ernstlichen Skandal wollen und so wird die Untersuchung im Sande verlaufen.

Ein heraneilender Bote bestätigt die Überlegungen. Der Rat der Stadt Déva stellt fest, alle Gerüchte von einer Mordtat beim Aufbau der Burg seien grundlos. Man rüste zu einer großartigen Feier. Die Freude der Maurer aber ist verflogen, ja sie verfluchen ihr Werk und sich selbst, die des bloßen Erfolges Willen nicht vor unmenschlicher Tat zurück-schreckten."

aus dem Programmheft zur deutschen Erstaufführung, Berlin 1985.

 

 

 

Kritiken

 
"In Ungarn kennt jedes Kind die Ballade von Kelemen, dem Maurer, die nach einer Legende aus dem 15. Jahrhundert entstand. [...] An Versuchen, den Stoff dramatisch zu erschließen, hat es nicht gefehlt. Am erfolgreichsten ist wohl die Rockballade, die Chefregisseur Laszlo Marton am Budapester Komödienhaus inszenierte. Der junge Schauspieler Ivanka Csaba bearbeitete Sarkadis Texte, Janos Bródy schrieb die Verse. Die Musik stammt von Levente Szörény, einem der führenden ungarischen Popmusiker, der Volksmusik in seine Kompositionen holte.

[...] Volle Anerkennung ist Laszlo Martons Inszenierung zu zollen. Darstellung, Musik und Choreographie verschmelzen zu faszinierender Einheit. Beeindruckend, wie Choreograph Ferenc Novák unter Einbeziehung folkloristischer Mittel die Arbeitsvorgänge tänzerisch löst, wie das Bühnenbild (Robert Eberwein, Miklos Feher) das dramatische Geschehen mitgestaltet."

Sigrun Kirstein: Rockballade vom Maurer Kelemen. Gastspiel des Komödientheaters Budapest im DT. In: [Medium und Erscheinungsdatum nicht bekannt].

 

"Regisseur László Márton ließ auf einer schwarzverhangenen, das Mystisch-Bedrohende betonenden Bühne agieren. Weniges genügt, um die Szenerie zu verwandeln. Drei Leitern, mal als Mauer, dann als Baugerüst genutzt, markieren den Handlungsort. Offensichtlich kam es dem Regisseur darauf an, die unterschiedlichen Deutungen der Legende zu unterstreichen: um Großes zu vollbringen, sind Opfer erforderlich - oder: die Sucht nach Reichtum führt zum Verfall menschlicher Werte. Wie auch immer, durch die geschickte Verknüpfung tänzerischer Elemente, die auch den Rhythmus der Inszenierung bestimmen, sowie motorisch hämmernde Rockmusik geht ein eigenartiger Reiz von diesem Stück aus. Komponist Levente Szörény nutzt auch Folkloristisches für seine Lieder.

Den Kelemen gibt Géza D. Hegedüs mit vitaler Kraft. Er vor allem erhält die Möglichkeit, seinem Helden zwischen Besessenheit und Verzweiflung individuelle Züge zu verleihen. Die Mit- und Gegenspieler haben durch die balladeske Textvorlage weniger Möglichkeiten dazu. Die Verbindung von Schauspiel-Tanz und Musik allerdings ist oft von suggestiver Ausstrahlung, die, wie auch hier der kräftige Beifall zeigte, ihre Wirkung auf das Publikum nicht verfehlte."

Günter Görtz: Tradition des Volkes in Tanz und Legende. Zum Gastspiel Budapester Ensembles während der ungarischen Kulturtage. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der SED, 18. April 1985, Seite 4/Kultur.

 

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Kőműves Kelemen". Original Cast, Budapest 1982. Hungaroton-Pepita SLPX 17709 / HCD 17709. (1xLP oder 1xCD).

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Legende vom Kömüves Kelemen (Kőműves Kelemen)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 23. September 2024.