Sie sind hier: Startseite Inhalte Katharina Knie

Katharina Knie

 


Musik von Mischa Spoliansky
Buch nach dem Schauspiel "Katharina Knie" von Carl Zuckmayer
Gesangstexte von Robert Gilbert

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 18. Januar 1957
Bayerisches Staatstheater, Theater am Gärtnerplatz, München, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Erich-Fritz Brücklmeier
  • Musikalische Leitung: Carl Michalski
  • Bühnenbild: Max Bignens
  • Choreografie: Werner Stammer
  • Chöre: Hanns Haas


Besetzung:

  • Karl Knie Senior, gen. Vater Knie: Hans Albers
  • Katharina Knie, seine Tochter: Sonja Schöner
  • Fritz Knie, Katharina Vetter (Parterre Akrobatik, Balance-Spiele): Heinrich Thoms
  • Lorenz Knie, Katharinas Vetter (Parterre Akrobatik, Balance-Spiele): Werner Dietrich
  • Ignaz Scheel (Trampolin, Sprungseil, Luftarbeit): Harry Friedauer
  • Julius Schmittolini (Clown-Intermezzi, komisches Kunstradeln): Hugo Lindinger
  • Bibbo (früher Stemm- und Kraftakte, jetzt Kasse, Kochen, Waschen): Traute Rose
  • Mario: Peter Krieger
  • Martin Rothacker, Landwirt: Hendrikus Rootering
  • Rothackerin, seine Mutter: Martha Kunig-Rinach
  • Membel, Gerichtsvollzieher: Christian Oppelberg
  • Dillinger, Polizeikommissar: Kurt Walldorf
  • Bloomaul, Tätowierer: Otto Storr

 

  • Tanzsolisten: Inge Rencher, Reinhold Weise
  • Mitwirkende Tanztruppe: Ingrid Bräcklein, Christa Glasenapp, Eva Sepp, Fred Aenis, Theophil Werder

 

  • Artisten: Hanso (komischer Drahtseilakrobat), Monty (akrobatischer Jongleur)

 

 

 

Premierenchronik

D UA 18. Januar 1957 Theater am Gärtnerplatz, München
CH EA 13. Juni 1957 Kannenfeldpark, Stadttheater Basel
A EA 5. Februar 1960 Raimundtheater, Wien

 

 

 

Inhaltsangabe


"In guten und schlechten Tagen war ´Papa Knie´ als Seniorchef der berühmten Seiltänzertruppe ein untadeliges Vorbild echten Artistentums: ohne Netz arbeitete er auf dem Turmseil; die nervigen Fäuste umklammerten die Balancierstange, der kühne Blick hielt sich an der millimeterschmalen Spur des dünnen, straffgespannten Drahtes fest. Doch das Leben hatte sich für den alten Mann einen harten Schicksalsschlag aufgehoben: sein Liebstes, seine bildhübsche Tochter Katharina hat sich in einen reichen Gutsbesitzer verliebt. Sie will nicht mehr das bittere Artistenbrot essen. Katharina träumt von einem besseren Leben ohne Armut, Angst und Sorgen. Verbittert läßt Vater Knie seine Tochter ziehen. ´Du wirst wiederkommen!´ ruft er ihr nach, und eines Abends steht Katharina wirklich wieder vor ihm, doch nur, um sich für immer zu verabschieden. Den Artisten stockt der Atem; sie sehen die Freude in den Augen des Alten, sie wagen nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. Da schweigt auch Katharina. Wenige Stunden später aber ist ihr Vater tot."

([ohne Namen]: Ein Leben für den Zirkus. In: Bunte Illustrierte, Nr. 4, 1957, Seite 2.)

 

 

 

Kritiken


"Herrreinspaziert, meine Herrschaften! Das muß man gesehen haben, da muß man hineingetreten sein! Kommen Sie, sehen Sie, staunen Sie: es gibt tatsächlich so etwas wie ein deutsches Musical! [...]

Diesem deutschen Musical fehlt fast völlig das Ingredienz der Revue: nur ein einziges Mal, in der reizend verspielten Szene ´Zirkus Erwachen´ wurde ein Tröpfchen beigemischt. Es lebt vielmehr von seiner unverhüllten Gefühlsseligkeit, vom unvergänglichen Zirkuszauber und vor allem von seinen Rollen. Zuckmayer, der in späteren Jahren häufig nur verwackelte Schnappschüsse machte, porträtierte in der Figur des alten Knie die Zirkuswelt schlechthin. Und dieser alte Knie, als Hans Albers verkleidet, braucht nur aus der Kulisse zu treten, und schon ist die Bühne randvoll. Es ist nicht der Nimbus des Namens Albers, der dies zuwege bringt. Es ist eine noch immer lebendige komödiantische Kraft und Herrlichkeit, die von diesem großartigen Volksschauspieler ausgeht. Ob er mit der Zirkuspeitsche knallt, ob er seine Chansons in seiner unnachahmlichen Art serviert, ob er den Schmerz über die abtrünnige Tochter verbeißt oder seiner Glückseligkeit über Katharinens Wiederkehr freien Lauf läßt - immer ist er in rührender Weise der alte Albers und der alte Knie zugleich."

Walter Panofsky: Katharina Knie - ein deutsches Musical. In: Süddeutsche Zeitung, 21. Januar 1957.

 

"Das Schicksal des deutschen Musicals läßt sich nicht übers Knie brechen. Auch nicht über ´Katharina Knie´. Was Mischa Spoliansky musikalisch aus Carl Zuckmayers Seiltänzerstück machte, war weit mehr ein Volksstück mit teils wehmütig vor sich hinträumenden, teils das Zirkusmilieu flott ironisierenden Melodien als ein Musical von forsch-naivem Zuschnitt. Spoliasnky lebt in den Erinnerungen an seine Berliner Revue- und Pianistenzeit, aber nicht in der noch tastenden Zukunft des Musicals. Ihm fällt vieles ein, doch was ihm einfällt, klingt wie ein Nachtrag zu seinen mondänen Meisterwerken aus der Reinhardt-Zeit. 

Spoliansky steckt voller gepflegter Sentiments und gedämpfter Wehmut; den Schuß frischen unbekümmerten Muts zu einer neuen Naivität des unterhaltenden Musiktheaters hat er nicht in den Adern. Wo sich´s bei der ´Katharina Knie´ um Liebe, Heimat und Melancholie dreht, hält Spoliansky mit nobel instrumentierten Einfällen nicht hinter dem Berg. Wo der Zirkus lärmend ins Spiel tritt, wo musikalische Unbekümmertheit gefordert wird, gibt er - seinem Wesen treu - eine von nachdenklicher Ironie überschattete Marsch- und Liedmusik, unterbrochen von einigen prächtigen Couplets. [...]

Die neue Tat zur Belebung des stockenden Unterhaltungs-Musiktheaters wurde vom Publikum als zwar nicht avantgardistisch, doch gediegen in der künstlerischen Absicht und gelungen in der Aufführungsqualität gewertet. Man rief immer wieder Hans Albers, an dem sich zwei Generationen deutschen Theater- und Filmpublikums nicht sattsehen können."

Karl Schumann: Volks-Zuckmayer mit Musik, Uraufführung des Musicals "Katharina Knie" in München. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Januar 1957.

 

"So ausgezeichnet ihre Leistungen etwa im Sinne der Spieloper sein möchten, so zeigte sich doch hier sehr deutlich das Hauptproblem des Musicals: es erfordert den Allround-Schauspieler, Sänger und Tänzer, den es in der gewünschten Vollkommenheit heute kaum mehr gibt."

Bonte: Auf dem Weg zum deutschen Musical. In: Salzburger Nachrichten, 23. Januar 1957.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Seite A: Trippel, Trippel, Trapp / Seite B: Der Mensch muß eine Heimat haben", Interpret: Hans Albers aus "Katharina Knie". Heliodor 450 204, 1958. (Vinyl, Single)

 

Literatur

  • Carl Zuckmayer: Katharina Knie. Ein Seiltänzerstück in vier Akten. In: Ders.: Meisterdramen. Frankfurt/M.: Fischer 1980, Seite 139-217.
  • Carolin Stahrenberg: "Unsere Heimat ist der Wagen", Mischa Spoliansky, das deutsche Musical und die (Re-)Migration. In: Nils Grosch, Wolfgang Jansen (Hrsg.): Zwischen den Stühlen, Remiration und unterhaltendes Musiktheater in den 1950er Jahren. Populäre Kultur und Musik, Band 5, Münster u.a.: Waxmann 2012, Seite 61-86.
  • Christian Walther: Robert Gilbert, Eine zeitgeschichtliche Biografie. Frankfurt/M.: Peter Lang 2016.

 

 

 

Kommentar


Das Seiltänzerstück "Katharina Knie" wurde bereits ein Jahr nach der Buchveröffentlichung von der Karl-Grune-Film-GmbH, Berlin, mit Eugen Klöpfer als Vater Knie und Carmen Boni als seine Tochter Katharina verfilmt. Für den s/w Stummfilm erstellte Werner Schmidt-Boelcke eine Kinomusik-Fassung. Deutsche Filmuraufführung: 13. Dezember 1929.

Als Buch der Uraufführung diente das originale Zuckmayer-Stück. Robert Gilbert hat den hessischen Dialekt der Urfassung ins Hochdeutsche übertragen, kleine Striche vorgenommen und dramaturgisch die Momente für die Songs bestimmt.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Katharina Knie" [München]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 1. Juli 2021.