Sie sind hier: Startseite Inhalte Kasimir und Karoline

Kasimir und Karoline

Musical in zwei Akten


Musik von Jherek Bischoff
Buch von Martin G. Berger und Martin Mutschler
nach dem gleichnamigen Theaterstück von Ödön von Horváth
Liedtexte von Martin G. Berger

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 8. Dezember 2023
Staatsoper, Hannover, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Maxim Böckelmann
  • Regie: Martin G. Berger
  • Bühne: Sarah-Katharina Karl
  • Kostüme: Esther Bialas
  • Licht: Fabian Grohmann
  • Ton: Christoph Schütz
  • Chor: Lorenzo Da Rio

 

Besetzung:  

  • Juanita: Drew Sarich
  • Kasimir: Dejan Bućin
  • Karoline: Sophia Euskirchen
  • Schürzinger: Philipp Kapeller
  • Erna: Ketevan Chuntishvill
  • Der Merkl Franz: Yannik Spanier
  • Rauch: Frank Schneiders
  • Speer: Daniel Eggert
  • Elli: Başak Ceber / Barbara Carter
  • Maria: Clarissa Reif / Tamar Sharon Hufschmidt
  • Chor der Staatsoper Hannover / Statisterie der Staatsoper Hannover / Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

 

 

 

Kasimir und Karoline Bild 1

Drew Sarich (als Juanita), Sophia Euskirchen (als Karoline), Dejan Bućin (als Kasimir)

© Staatsoper Hannover / Fotograf: Tim Müller

 

 

Premierenchronik

D UA 8. Dezember 2023 Staatsoper, Hannover

 

 

 

Inhaltsangabe


"Juanita, selbsternannte Hüterin der Schatten, heißt ihre Gäste willkommen in der Nacht. Kasimir, Karoline, der Merkl Franz und Erna gehen feiern. Wobei Kasimir, anders als seiner Freundin Karoline, nicht nach Feiern zumute ist: Er hat gerade seinen Job verloren und befürchtet, nun abgeschoben zu werden. Ebenfalls einen netten Abend verbringen wollen Universitätsdekan Konrad Speer und Christian Rauch, ein wichtiger Geldgeber der Hochschule. Der Student Eugen Schürzinger traut sich heute zum ersten Mal ins Nachtleben. Ein über den Feiernden schwebender Zeppelin sorgt immer wieder für Euphorie und Faszination.

Karoline lässt sich von Kasimirs gedrückter Stimmung anstecken. Sie, die heimlich von einem besseren Leben träumt, fragt sich, ob sie und Kasimir noch zueinander passen. Eugen Schürzinger versucht, mit Karoline zu flirten. Kasimir kann nicht glauben, dass Karolines Zweifel an der gemeinsamen Zukunft nichts mit seiner Arbeitslosigkeit zu tun habe. Karoline geht daraufhin mit Eugen Schürzinger Achterbahn fahren. Speer und Rauch machen sich an die beiden Gelegenheitsprostituierten Elli und Maria heran. Diese sind angewidert von den Avancen der älteren Herren, aber das Geld von Rauch stimmt sie schließlich um.

Der Merkl Franz rät Kasimir, Karoline die Vergnügungen mit einem anderen Mann nicht ungestraft durchgehen zu lassen. Kasimir will davon nichts wissen. Erna zeigt Kasimir den Nachthimmel. Wenn es ihr schlecht geht, denkt sie daran, wie klein die Menschen auf der Erde sind, und dann ist für sie plötzlich alles ganz weit weg. Kasimir wirft Karoline vor, ihn belogen zu haben. Juanita versucht zwischen den beiden zu vermitteln, aber der Streit eskaliert. Kasimir und Karoline finden nicht wieder zueinander.

Kasimir denkt verzweifelt an das Glück mit Karoline zurück. Der Merkl Franz kennt ein Trostmittel für ihn: Alkohol. Karoline und Eugen Schürzinger treffen auf Rauch und Speer – letzterer ist Eugen Schürzingers Chef an der Uni. Rauch interessiert sich für Karoline und spendiert gönnerhaft Drinks für alle. Anschließend besuchen sie die Show von Juanita. Kasimir will sich bei Karoline für sein Misstrauen und seine Vorwürfe entschuldigen. Aber Karoline hat einen Entschluss gefasst: Wenn sie gesellschaftlich aufsteigen will, muss sie sich einen anderen Partner suchen. Sie trennt sich von Kasimir.

Auch Juanita ist noch nicht am Ziel ihrer Träume angekommen.

Karoline und Eugen Schürzinger kommen sich näher. Eigentlich wäre Karoline ein Christian lieber, denn der Vorname 'Christian' stehe für Erfolg, Macht und Geld. Als sie erfährt, dass Rauch Christian heißt, nimmt sie seine Einladung zu einer Achterbahnfahrt an. Rauch erzählt die Anekdote vom Leutnant, der sich geehrt fühlte, als König Ludwig seine Braut verführte. Eugen Schürzinger macht darauf aufmerksam, dass die Geschichte allerdings für den Leutnant mit einer Beförderung endete. Wenn Dekan Speer nicht wolle, dass seine außerehelichen Vergnügungen publik gemacht würden, solle er über die Ernennung Eugen Schürzingers zum Juniorprofessor nachdenken.

Eugen Schürzinger warnt Karoline vor Rauch und Speer. Statt den Abend mit ihnen zu verbringen, könne Karoline ja auch mit zu ihm kommen. Karoline wirft Eugen Schürzinger vor, genauso ein Egoist zu sein wie Kasimir. Rauch und Speer geraten in Streit, als sie in einen anderen Club, das 'Altötting', wechseln wollen. Während Speer Elli und Maria aufsucht, brechen Rauch und Karoline zu zweit auf. Auf der Fahrt ins „Altötting“ haben sie einen Autounfall, Karolines schnelles Eingreifen verhindert Schlimmeres.

Der Merkl Franz überredet Kasimir, sich an seinen kriminellen Aktivitäten zu beteiligen und Schmiere zu stehen. Es kommt zu einer Schießerei, es gibt einen Toten. Als Rauch hört, dass Speer in einer Schlägerei verletzt worden ist, beschließt er, nach seinem alten Freund zu suchen. Karoline interessiert ihn nicht mehr. Erna erzählt Kasimir, dass sie Nacht für Nacht von einer Revolution träumt, die die gesellschaftlichen Verhältnisse von Grund auf umkehrt. Die beiden entdecken, dass sie einiges gemeinsam haben."

(aus: Programmheft zur Uraufführung)

 

 

 

Kasimir und Karoline Bild 3

Drew Sarich (als Juanita), Ensemble

© Staatsoper Hannover / Fotograf: Tim Müller

 

 

Kritiken

 
"Nachts, wenn die Beats der Elektro-Paläste glänzende Fluchtpunkt aus dem Alltag bilden, leuchten die Menschen heller, mit all ihren Fehlern und all ihren guten Seiten. So ist es auch in Ödon von Horvaths 'Kasimir und Karoline', das eigentlich auf dem Münchner Oktoberfest irgendwann Anfang der 1930er Jahre spielt, vom Autor allerdings mit der Regieanweisung versehen wurde, dass es 'in unserer Zeit' spiele.

An der Staatsoper Hannover versteht Regisseur Martin G. Berger 'unsere Zeit' als eine versoffene und weggedrogte Disconacht der Gegenwart [...] Berger inszeniert von Horvaths 'Volksstück' als buntes Musicalspektakel mit Musik von Jherek Bischoff. Durch die Geschichte führt als burlesque Conférencière Drew Sarich als Juanita, die sich, mal knapp bekleidet mit pinkem Cowboyhut, mal in glänzendem Hosenanzug, als singende Erklärbärin betätigt, teilweise mit Gitarre im Anschlag. Die Bühne von Sarah-Katharina Karl dreht sich dazu: Ein großes Haus, außen mit Glühbirnen bestückt, steht auf der Drehbühne, zunächst geschlossen, später klappt es auch auf, und irgendwann fährt auch ein Autoscooter aus dem Bühnenhimmel, mit dem Rauch und Karoline in den nächsten Club abdampfen wollen. Kurz gesagt also: 'Kasimir und Karoline' ist ein quietschbuntes, trashiges, queeres und campy Spektakel, bevölkert von, wie Juanita sie liebevoll nennt, 'Freaks', in dem ständig die nächste Ohrwurmmelodie ums Ecke kommt.

[...] Ödön von Horváths Klassiker wird in Hannover zur Musical-Glam-Rock-Oper über den kaputten Zustand der Welt. Ein Abend, der schlau unterhält – inklusive Griff in die Trickkiste des epischen Theaters."

Jan Fischer: Revolution der Freaks. Kasimir und Karoline im Partyrausch. In: nachtkritik.de, 9. Dezember 2023 [https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=23211:staatsoper-hannover-kasimir-und-karoline-martin-g-berger-macht-aus-oedoen-von-horvarths-klassiker-einen-schillernden-musical-abend-fuer-die-gegenwart&catid=104], aufgerufen 28. Dezember 2023.

 

 

 

Kasimir und Karoline Bild 2

Drew Sarich (als Juanita)

© Staatsoper Hannover / Fotograf: Tim Müller



Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline. Volksstück. Berlin: Suhrkamp 2020.

 

 

Kommentar

 

"Kasimir und Karoline" wurde von der Deutschen Musical Akademie für den Deutschen Musical Theater Preis 2024 in der Kategorie "Bestes Musical" nominiert.

Martin G. Berger wurde von der Deutschen Musical Akademie mit dem Deutschen Musical Theater Preis 2024 in der Kategorie "Beste Regie" ausgezeichnet, Maxim Böckelmann in der Kategorie "Bestes musikalisches Gesamtbild", Sarah-Katharina Karl in der Kategorie "Bestes Bühnenbild" und Drew Sarich in der Kategorie "Bester Darsteller in einer Hauptrolle".

Jherek Bischoff wurde von der Deutschen Musical Akademie für den Deutschen Musical Theater Preis 2024 in der Kategorie "Beste Komposition" nominiert, Martin G. Berger in der Kategorie "Beste Liedtexte", Esther Bialas in der Kategorie "Bestes Kostüm- und Maskenbild", Fabian Grohmann in der Kategorie "Bestes Lichtdesign", Christoph Schütz in der Kategorie "Bestes Sounddesign", Sophia Euskirchen in der Kategorie "Beste Darstellerin in einer Hauptrolle" und Philipp Kapeller in der Kategorie "Bester Darsteller in einer Nebenrolle".

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Kasimir und Karoline". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. Oktober 2024.