Kalte Freiheit

Inszenierung

Uraufführung: 14. Juli 2023
Luisenburg-Festspiele, Wunsiedel, Bundesrepublik Deutschland

• Musikalische Leitung: Tomáš Küfhaber
• Regie: Birgit Simmler
• Choreografie: Tim Zimmermann
• Bühnenbild: Markus Olzinger
• Kostüme: Marion Hauer
• Wissenschaftliche Beratung: Václava Jandecková

Besetzung:  

• Stanislav Liška: Mischa Lang
• Ružena Lišková: Miriam Neumaier
• Evžen Abrahamovič: Maurice Daniel Ernst
• Jonny: Tanja Beutenmüller
• Jan Prošvic: Markus Schiefer
• Jiřina Prošvicová: Nadine Lauterbach
• Oldřich Maláč: Tom Schimon
• Karel Zavadil: Wolfgang Mirlach
• Josef Janoušek: Timo Stacey
• Bohumil Mikeš: Simon Tobias Hauer
• Novák / Ensemble: Sandro Wenzing
• Vorgesetzter / Ensemble: Silvio Römer
• Maria Tumlïřová / Ensemble: Carmen Wiederstein
• Ludmila Maláčová / Ensemble: Mareike Heyen
• Štěpánka Zavadilová / Ensemble: Henrike Starck
• Fliehende Frau / Oma Prošvicová / Ensemble: Ira Theofanidis
• Opa Prošvic / Ensemble: Elias Ziegler
• Dance Captain / Ensemble: Kimberley Bolen

• Regionale Talente: Frédéric Arius, Alexandra Arnold, Eileen Barth, Jette Bauer, René Bauer,Frieda Frank, Sophia Hinz, Pauline Jena, Philipp Kastner, Emilia Laub, Marquart Laub, Wilhelmine Laub, Nele Löhner, Aja Poot, Anna Rabenstein, Tim Reichel, Daniel Riedel, Johanna Riedel, Elias Rossow, Samuel Rothemund, Isabell Szegedi, Madeleine Szegedi, Ella Valencic, Jannis Wachs

1948: die Kommunisten übernehmen die Macht (Ensemble) © Luisenburg Festspiele / Foto: Florian Miedl

Premierenchronik

Inhaltsangabe

"Februar 1948. Der an der böhmisch-bayerischen Grenze eingesetzte Polizist Stanislav Liska ist verzweifelt. Die Kommunisten haben in der Tschechoslowakei die Macht übernommen und riegeln die Grenze ab. Ein Eiserner Vorhang senkt sich mitten in Europa. Die Menschen sind in Angst und fürchten sich vor dem, was das bedeutet. 

Liska hilft heimlich bei der Flucht in die Freiheit, wird aber vom regimetreuen Geheimdienstoffizier Abrahamovic gezwungen, die Grenze nicht nur mit allen Mitteln zu sichern, sondern sie auf perfide Art zu nutzen: für Spionage, Verrat und Kontrolle.

Eine fiktive Grenze wird errichtet, hinter der die Flüchtenden glauben, sie seien im Westen, in Sicherheit. In Wirklichkeit ist die Grenzstation eine perfekte Illusion und wird vom tschechoslowakischen Geheimdienst eingerichtet, um den Widerstand und den Freiheitswillen zu brechen.

Ein gefährliches und riskantes Spiel beginnt, in dem es um Leben und Tod geht und in dem der Riss, den das System hervorruft, mitten durch Familien geht. Liska, der Spion wider Willen, wird zum Doppelagenten und vielleicht zwischen den Fronten zerrieben."

(aus: Ankündigung im Werbeflyer der Luisenburg-Festspiele)

Die fiktive Grenze in den Westen. V.l.n.r.: Tom Schimon (als Oldřich Maláč), Mareike Heyen (als Ludmila Maláčová) und Mischa Mang (als Stanislav Liška). © Luisenburg Festspiele / Foto: Florian Miedl

Kritiken

"Das Musical, geschrieben von der Regisseurin und künstlerischen Leiterin der Luisenburg Festspiele, Birgit Simmler, greift reale Begebenheiten der Nachkriegszeit auf. Der historische Stanislav Liška hat seine Verstrickung in die ´Aktion Stein´ nach seiner Flucht nach Kanada aufgeschrieben, 2013 verfasste die Autorin Václava Jandečková ein Buch über die Ereignisse. Die Figuren nehmen ebenfalls Bezug auf reale Menschen und thematisieren deren Schicksal. Dramaturgisch geschickt baut Simmler die Handlung des Stückes auf, vermittelt dem Zuschauer zu Beginn die angsterfüllte Situation in der Tschechoslowakei 1948 und entfaltet die Begebenheiten rund um die ´Aktion Stein´ trotz des großen Personals nachvollziehbar. [...]

Als Komponist konnte Ondřej Soukup gewonnen werden. Seine Musik bietet eine große Bandbreite von verschiedenen Stilrichtungen, wirkt aber häufig eher illustrierend und dahinplätschernd. [...]

´Kalte Freiheit´ ist zweifellos ein sehr ambitioniertes Unterfangen, ein ernstes Kapitel der jüngeren Vergangenheit als Musiktheater auf die Bühne zu bringen, jedoch kann die musikalische Umsetzung leider nicht vollends überzeugen."

Thomas Schramm: Kalte Freiheit, Ein ernstes Kapitel der jüngeren Vergangenheit. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 221, Oktober/November 2023, Seite 28-29.

"´Kalte Freiheit´ ist eine Auftragsarbeit der Luisenburg-Festspiele in Wunsiedel in Kooperation mit dem Förderverein Fichtelgebirge und passt, wie im vergangenen Jahr das Musical ´Zeitelmoos´, regional in die Gegend. Passend ist das Stück auch zum Themenjahr ´Bayern & Böhmen´ und zu den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen. Deshalb war zur Premiere auch die bayerische Staatsministerin für Europaangelegenheiten, Melanie Huml, abgereist. [...]

Das Bühnenbild, entworfen von Markus Olzinger, besteht aus riesigen grauen Mauerblöcken, die quer über die Felsen verteilt sind und die Grenzsteine symbolisieren. Auf der Luisenburg spielt man auf verschiedenen Ebenen, so ist das Büro von Janoušek eine Ebene höher als die eigentliche Bühne. Dieses wird ebenso zum Wirtshaus und zur Folterkammer. [...]

Erschreckend sind neben der sehr plastisch dargestellten Folterszene auch die vielen Soldaten, die beim Finale alle hinter Stacheldrahtzäunen stehen. Man hat ein bisschen das Gefühl, dass hier die Zeiten von damals die Gegenwart widerspiegeln.

Die Musik, großartig umgesetzt von sieben Musikern unter der Leitung von Tomáš Küfhaber, schrieb der in Tschechien sehr bekannte Komponist Ondřej Soukup. Sie passt hervorragend zu den einzelnen Szenen, untermalt mal lustig (wie mit ´Friede, Freude, Eierkuchen´), aber auch spannungsgeladen die einzelnen Szenen. [...]

´Kalte Freiheit´ ist ein Krimi mit realem Hintergrund und hinterlässt bei den Zuschauern neben Gänsehaut auch ein beklemmendes Gefühl. Glücklicherweise existiert diese Grenze zwischen Bayern und Tschechien heute so nicht mehr, aber es bleibt eine Erinnerung und zeigt das schreckliche Gesicht des Kalten Krieges und der europäischen Teilung."

Ingrid Kernbach: Ost-West-Geschichte zur Zeit des Kalten Krieges, "Kalte Freiheit" uraufgeführt bei den Luisenburg-Festspielen. In: blickpunkt musical, Ausgabe 125 (05/2023), Seite 10-11.

Tanja Beutenmüller (als Jonny) und Maurice Daniel Ernst (als Evžen Abrahamovič)  © Luisenburg Festspiele / Foto: Florian Miedl

Medien / Publikationen

Literatur

• Václava Jandečková: Fingierte Grenze - Aktion "KÁMEN", Opfer und Täter geheimer Grenzoperationen der tschechoslawakischen Staatssicherheit 1948-1951. Band 1, Münster: LIT 2021. (Band 2: 2022)

Kommentar 

Birgit Simmler wurde von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Bestes Buch" nominiert.

Empfohlene Zitierweise

 
"Kalte Freiheit". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 20. Oktober 2023.