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Helden, Helden

Musical


Musik von Udo Jürgens
Arrangements von Andras Bogya und Karl Kowarik
Buch von Hans Gmür 
Nach George Bernard Shaws Schauspiel "Arms and The Man"
Songtexte von Eckart Hachfeld, Walter Brandin und Hans Gmür
Das Musical basiert auf einem Entwurf von Peter Goldbaum

 


Inszenierung


Uraufführung: 27. Oktober 1972
Theater an der Wien, Wien, Österreich
 

  • Musikalische Leitung: Johannes Fehring
  • Regie: Rolf Kutschera
  • Choreografie: Todd Bolender
  • Bühnenbild: Gerhard Hruby
  • Kostüme: Maxi Tschunko
  • Chöre: Xaver Meyer


Besetzung:

  • Major Paul Petkoff: Peter Branoff
  • Katharina Petkoff: Irmgard Seefried
  • Raina: Gabriele Jacoby
  • Sergius Saranoff: Louis Ries
  • Bluntschli: Michael Heltau
  • Louka: Julia Migenes
  • Nicola: Ossy Kolmann
  • Ordonnanz: Rudolf Wasserlof
  • Russischer Offizier: Peter Göller
  • Ein Vertreter der Waffenstillstandskommission: Hubert Tscheppe
  • Bulgarische Soldaten: Lex Alport, Josef Helmut Ettl, Ron Hamilton, Hans-Jörg Hammerer, Franz Hillebrand, Dieter Schreer
  • Serbische und bulgarische Soldaten / Personal im Hause Petkoff: Chor und Ballett des Theaters an der Wien
  • Kinder: Kinderchor "Wiener Spatzen"

 

 

Premierenchronik

A UA 27. Oktober 1972 Theater an der Wien, Wien
D EA 23. Februar 1973 Operettenhaus, Hamburg
CH EA 25. Oktober 1973 Stadttheater Luzern
DDR EA 10. Oktober 1975 Musikalische Komödie, Leipzig

 

 

Inhaltsangabe


"Ende des 19. Jahrhunderts in einer kleinen bulgarischen Stadt: hier lebt die großbürgerliche Familie des Majors Paul Petkoff. Der Vater weilt noch im Felde, denn es herrscht Krieg zwischen Bulgaren und Serben. Dennoch schwelgen Mutter Katharina und Tochter Raina in Glückseligkeit: es war doch just Major Sergius Saranoff, Rainas Verlobter, der die kriegsentscheidende Reiterattacke leitete. Die geschlagenen serbischen Truppen fliehen durch die Stadt. Da verbirgt sich ein Offizier vor seinen Verfolgern in Rainas Schlafzimmer. Todmüde und erschöpft, wie er ist, erweckt er Rainas Mitleid, so daß sie ihn vor den eigenen Soldaten versteckt. Während sie den etwas seltsamen Krieger, der sich Schokolade statt Munition in die Patronentaschen gefüllt hat, mit Pralinées labt, berichtet er ihr den wahren, nämlich höchst lächerlichen Sachverhalt über Major Saranoffs wahnwitzige, nur durch Zufall geglückte 'Heldentat'.

Ein Vierteljahr später - der Krieg ist beendet - bringt der Offizier den Mantel zurück, in dem er entkommen war. Sein Name ist Bluntschli, er ist Schweizer und war, mehr zufällig denn aus Überzeugung, Söldner der Serben. Er kommt zur rechten Zeit, denn Major Petkoff hat eine diffizile militärische Aufgabe zu lösen, die Bluntschli schnell und mit Sachverstand erledigt. Saranoff, wieder Zivilist, wird vom Zimmermädchen Louka gegen den Schweizer aufgestachelt. Da findet Major Petkoff auch noch ein Foto seiner Tochter in seinem Mantel: 'Raina ihrem Pralinée-Soldaten'.

Saranoff fordert Bluntschli zum Duell, dieser lehnt derartige Ehrenhändel jedoch kategorisch ab. Er erklärt nun die Zusammenhänge: wie er in die Wohnung und zu seinem 'Ehrentitel' kam, wie sie einander näher kamen und daß er, wenn Raina will ... Sie will und nur zu gern. Vater Petkoff hat nichts dagegen, hat sich Bluntschli darüberhinaus auch noch als reicher Hotelier entpuppt. Und Saranoff hat ja noch die reizende Louka für seinen Hang zum Personal."

(aus: Programmheft zu "Helden, Helden" des Stadttheaters Chur, 1980)

 

 

Kritiken

 

"Es ist also er [Udo Jürgens], der eine fade Operette geschrieben hat. Mitschuldig: Peter Goldbaum, auf dessen Entwurf das Ganze basiert, Hans Gmür, der das Buch und Liedtexte schrieb und Eckart Hachfeld und Walter Brandin, die auch noch einige Melodien texteten. Sage einer, die Entstehungsgeschichte des ´Weißen Rößl´ sei kompliziert!

Dabei fängt 'Helden, Helden' fast wie ein Musical an, und man hat bis zur Pause keinen Grund, die Sache ärgerlich zu finden. Nachher dafür um so mehr. Da wird dann keinem Klischee aus dem Weg gegangen, im Gegenteil, alles durcheinandergemixt, was in den beiden Gattungen schon einmal Erfolg gehabt hat. Ein europäisches Musical? Nun, wenn man so will. Traditionen lassen sich nicht so leicht vergessen. Und Shaws Bulgarien wird flugs zum kitschigen Traumland.

Rolf Kutschera, von Anfang an einer der geistigen Väter des Werkes, hat dementsprechend inszeniert: den dramaturgischen Ablauf des Musicals verquickt er mit dem Kitsch der Operette. Beides funktioniert. Und die gute, alte Revue winkt auch noch von der Ferne."

Gotthard Böhm: Eine fade Operette, 'Helden, Helden' von Udo Jürgens im Theater an der Wien uraufgeführt. In: Die Presse, 30. Oktober 1972.

 

"Wenn Todd Bolender, der Choreograph, mit einem farbigen Ensemble erstmals Leben auf die Bühne bringt, ist der Abend bereits eine Stunde alt.

Nur bedingt überzeugend schlägt sich freilich auch die Besetzung, deren braver Durchschnitt lediglich von zwei Darstellern überragt wird: Michael Heltau, ein sympathischer, selbstironischer Bluntschli, weiß immer wieder anzudeuten, worauf es ankäme, in diesem Stück. Und Julia Migenes behauptet sich einmal mehr als eine temperamentvolle, präzise Musicalinterpretin, die singen kann, aber auch tanzen. Rundrum Operettenklischee mittlerer Güte: Gabriele Jacoby, Irmgard Seefried, Peter Branoff, Louis Ries, Ossy Kolmann.

Aber auch die beste Besetzung könnte wohl nicht retten, was vertan ist an diesem Stück. Genaugenommen lag es nämlich nur am Helden Udo Jürgens selbst, wenn man sich im Theater an der Wien über weite Strecken hinweg einfach langweilte. Selbst bei reduzierten Ansprüchen werden sich unter den 18 Nummern deren kompositorischer Anämie man durch einen ganzen Stab von Arrangeuren ein bißchen aufzuhelfen versuchte, kaum mehr als ein oder zwei finden, die originell, tragenden Einfällen entsprungen sind.

Gerhard Brunner: Shaw in Zuckerwatte verpackt, Udo Jürgens' Musical "Helden, Helden" im Theater an der Wien uraufgeührt. In: Die Welt, 30. Oktober 1972.

 

"Es ist ja ein köstliches Stück, in dem der bissig-kritische Autor die Gloriole soldatischen Heldentums so satirisch demaskiert. Das Buch von Hans Gmür, mit dem zusammen Eckart Hachfeld und Walter Brandin die Liedtexte geschrieben haben, hält sich erfreulicherweise an das Original, daß natürlich verschiedene musicalentsprechende Szenen geschaffen werden mußten, ist klar. Das Ganze ist geschickt gemacht und getextet.

Auch die Musik von Udo Jügens (Arrangements: Andras Bogya und Karl Kowarik) ist geschickt gemacht. Mit großer Originalität und Inspiration brilliert sie freilich nicht. Udo Jürgens hat, obwohl Jahrgang 1934, am liebsten in älteren Truhen gestöbert, um passende Schnittmuster aufzustöbern."

Norbert Tschulik: Der gute alte G.B.S. und die Aufführung ... sichern dem im Theater an der Wien uraufgeführten Udo-Jürgens-Musical den Erfolg. In: Wiener Zeitung, 29. Oktober 1972.

 

 

Medien

 

Audio-Aufnahmen

  • "Helden, Helden". Original Cast Wien, 1972, Ariola 86434. (1xLP)
  • "Helden, Helden". Original Cast Hamburg, 1973, Ariola 61999. (1xLP)

 

Literatur

  • Bernard Shaw: Helden. Übersetzung von Siegfried Trebitsch. In: Ders.: Dramatische Werke, Auswahl in drei Bänden, Band II: Erquickliche Stücke, Berlin: Fischer 1916, Seite 27-112.
  • Peter Back-Vega: Theater an der Wien, 40 Jahre Musical, in zwei Akten mit Prolog, Entr´Acte und Schlussapplaus. Wien: Amalthea 2008. 
  • Daniel Speck (Redaktionelle Bearbeitung: Iris Steiner): Oder doch eine Operette? In: musical today, 01/2024, Seite 18-21.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Helden, Helden" [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 13. April 2024.