Der Hauptmann von Köpenick
Musical
Musik und Liedtexte von Heiko Stang
Arrangement von Frank Hollmann
Buch von Carl Zuckmayer
Inszenierung
Uraufführung: 26. Juni 2015
Köpenicker Rathaushof Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Frank Hollmann
- Regie und Bühne: Heiko Stang
- Choreografie: Doris Marlis, Michael Apel
- Step-Choreografie: Nini Stadlmann
- Kostüme: Antje Schrader
- Maske: Stefanie Barth
- Moritatenbilder: Achim Purwin
Besetzung:
- Wilhelm Voigt: Maximilian Nowka
- Plörösenmieze / Liesken: Juliane Maria Wolff
- Wabschke / Moritatensänger: Jesse Garon
- Friedrich Hoprecht / Oberwachtmeister: Björn Ole Blunck
- Marie Hoprecht: Ina Wagler-Fendrich
- Paul kallenberg / Zuchthausdirektor: Franz Frickel
- Bürgermeister Obermüller / Knell: Andreas Goebel
- Mathilde Obermüller / Wirtin: Paulina Plucinski
- Adolf Wormser: Alexander Zamponi
- Hauptmann von Schlettow: Dirk Weidner
- Willy: Dennis Weißert
- Fanny: Josephine Strauch
Premierenchronik
D | UA | 26. Juni 2015 | Köpenicker Rathaushof, Berlin |
Inhaltsangabe
"Friedrich Wilhelm Voigt, besser bekannt als der Hauptmann von Köpenick, ging in die deutsche Geschichte ein. Im Oktober 1906 hatte er den sowohl verrückten als auch genialen Plan, sich mit zusammengekauften Uniformteilen als Hauptmann zu verkleiden und die Unterwürfigkeit deutscher Soldaten zu nutzen. Dabei ließ er den Bürgermeister verhaften und stahl unbehelligt die Staatskasse - er erbeutete so gut 3000 Reichsmark. Zwei Tage nach seiner Tat wurde er allerdings verhaftet, wobei er angab, dass es ihm primär um die Besorgung eines Reisepasses gegangen wäre und gar nicht um das Geld."
(aus: Johanna Klaus: Zuckmayers Klassiker in neuem Gewand, "Der Hauptmann von Köpenick" uraufgeführt in Berlin. In: blickpunkt musical, Ausgabe 77, Nr. 04/15, Juli-September 2015, Seite 12-14.)
Kritiken
"Die Story um den bekannten Hochstapler wird hier zu einer behäbigen, langatmigen Musical-Geschichtsstunde an authentischem Ort. Prächtige Ausstattung und tolle Darsteller stehen auf der Habenseite einer eher mittelmäßigen Aufführung, bei der es vor allem am Buch krankt."
kw (d.i.: Kai Wulfes): Der Hauptmann von Köpenick, Berühmter Rathausbesetzer. www.musicalzentrale.de, ohne Datum.
"Über drei Stunden dehnt sich die Aufführung, die revuehaft eine lokalkolorierte Szene an die andere knüpft, ein teils lokalpatriotischer Bilderbogen ohne allzu viel Handlung - der Coup mit dem Rathaus folgt erst in den letzten 20 Minuten. Eine Liebesgeschichte fehlt, gespielt wird im breiten Berlinerisch - und eigentlich weiß man nicht genau, warum die Figuren überhaupt anfangen zu singen. Es ginge auch ohne. Und das Finale ist so verunglückt (ein kurzes Solo vom Schuster), dass der Zuschauer erst begreift, was los ist, als sich die Darsteller zum Verbeugen aufstellen. [...]
Dem Stoff entsprechend verbindet sich musikalisch die preußische Pickelhaube zwangsläufig mit dem Militärmarsch, ergänzt durch einige Melodien im Stil Alt-Berliner Gassenhauer. Da wirkt eine kurze Steppeinlage des Ensembles schon merkwürdig deplaziert. Ohnehin erschienen die Tanzeinlagen [...] insgesamt irgendwie angeklebt, wie die Lieder eher formal dem Genre geschuldet sind als organisch der Handlung entwachsen."
Wolfgang Jansen: Der Hauptmann von Köpenick, Ein neues Musical am Originalschauplatz. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 174, August/September 2015, Seite 6-7.
"Es gibt sowohl im ersten als auch im zweiten Akt häufig Momente, an denen auf der Bühne etwas gespielt/besungen wird (zum Beispiel der Tod von Liesken, einer Untermieterin von Voigts Schwester Marie), nur damit es dann anschließend wieder und wieder szenisch besprochen wird. Für den Zuschauer ist dies wenig spannend - erst zu sehen, dass jemand stirbt, um dann zu hören, dass derjenige gerade gestorben ist, und eine Minute später noch einal zu hören, dass jemand gestorben ist. Diese Problematik tritt häufiger auf [...]. Ein weiteres Problem der Lieder ist auch, dass man immer ein wenig an das Musikantenstadl erinnert ist. Grundsätzlich muss dies nicht schlecht sein - Stang hat sich beim Komponieren sicherlich Gedanken über das Zielpublikum gemacht und ist auch musikalisch in der Zeit geblieben, in der das Stück spielt. Leider hat er jedoch dieses ´Wumstatata´ wirklich über alle Lieder gestülpt, was dazu führt, dass eigentlich essentielle Lieder, wie das Duett von Voigts Schwager Friedrich und Voigt selbst (´Wat is schon eener´), dadurch an Bedeutung verlieren und der Text zur Musik fast wie ein Fremdkörper wirkt. Andere Lieder, wie ´Wenn meene Frau sich auszieht´ oder ´Harzer Käse´, hinterlassen einen eher mit einem fragenden Gesichtsausdruck, wenn nicht sogar fast eein bisschen Mitleid mit den Darstellern. Heiko Stang sollte seine Lieder noch einmal mit gezieltem Blick im Sinne eines fließenden Stückes überprüfen, denn sicherlich sind nicht drei Songs von Prostituierten nötig, genauso wenig wie die oben bereits aufgeführten Beispiele. Dann würde es sich ganz sicher auch harmonischer zusammenfügen und nicht mehr wie ein Schauspiel mit Musik wirken, sondern zu einem Musical werden."
Johanna Klaus: Zuckmayers Klassiker in neuem Gewand, "Der Hauptmann von Köpenick" uraufgeführt in Berlin. In: blickpunkt musical, Ausgabe 77, Nr. 04/15, Juli-September 2015, Seite 12-14.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Der Hauptmann von Köpenick". Original Cast Live im Köpenicker Rathaushof Berlin. Ausschnitte aus der Open Air Inszenierung am 8./9. und 10. Juli 2016 in Berlin, SOMCD 108 (1xCD)
Literatur
- Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick, Ein deutsches Märchen in drei Akten. In: Ders.: Meisterdramen. Frankfurt: Fischer 1980, Seite 219- 334.
Empfohlene Zitierweise
"Der Hauptmann von Köpenick". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 15. September 2020.