Große Freiheit Nr. 7
Ein Hamburger Musical nach dem Film von Helmut Käutner
Musik von Werner Eisbrenner / Ralph Arthur Roberts / Ricci Ferra u.a.
Buch von Karl Vibach
Gesangstexte von Helmut Käutner / Ralph Arthur Roberts / Karl Vibach / S. P. Mareike / Reinhard Deutsch / Victor Bach
Inszenierung
Uraufführung: 18. Oktober 1984
Operettenhaus, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Alfred Hause
- Regie: Karl Vibach
- Bühnenbild: Karl-Hermann Joksch
- Kostüme: Ilse-Marianne Wittneben
- Choreographie: Tom Fletcher
Besetzung:
- Johnny Kröger, Stimmungssänger: Freddy Quinn
- Anita Schröder, Besitzerin des Hippodroms: Ingrid Ohlenschläger
- Gisa Häuptlein: Angelika Saremba
- Willi Appeldorn, Werftarbeiter: Gernot Kleinekemper
- Hein Kiekbusch, Messesteward: Axel Olsson
- Fiete Brinkmann, Schiffskoch: Sönke Schütt
- Frau Kasbohm, Zimmerwirtin: Gertrud Angerstein
- Conférencier im Hippodrom: Andreas von Steegen
- Margot, Animiermädchen: Iris Malow
- Käptn Claasen, Vorsitzender vom Seegericht: Willy Witte
- 1. Offizier vom Seegericht: Karl-W. Walther
- 1. Beisitzer: Siegfried Walt
- Sachverständiger: Claus Frankl
- Eine Dame aus Finnland: Maria Sari
- Rundfunkansager vom NWDR: Karl-W. Walther
- Puhlmann, Barkassenführer: Siegfried Wald
- Frau Fiebelkorn: Ingrid Garbe
- Konsulin Westhoff: Ulla Evrahr
- "Seebär": Axel Olsson
- Eine Bettlerin: Gertrud Angerstein
- Vormann auf der Werft: Siegfried Walt
- 1. Werftarbeiter: Kay Ewen
- 2. Werftarbeiter: Martin Menner
- Barmixer im Hippodrom: Claus Frankl
- Ballettmeister im Hippodrom: Roger Pahl
- Ein Jongleur im Hippodrom: Loy Leatherman
- Mustapha: Alfons Spindler
- Stepsi und Stupsi, Stepnummer: Heike und Heidi Koehn
- Die Damen vom Hippodrom: Ingrid Garbe / Helga Grüber / Irina Jungnickel / Gudrun Schade / Sabine Steincke / Susanne Walbaum
- Eine italienische Touristin: Maria Sari
- Ober bei "Sagebiehl": Martin Menner
- 2. Ober bei "Sagebiehl": Kurt Butenkop
- Hein Olsen, Matrose: Kay Ewen
- Ein Schwarzhändler: Klaus Herzog
- 1. englischer Matrose: Roger Pahl
- 2. englischer Matrose: Loy Leatherman
- Polizisten der englischen MP: Gerd Marohn / Martin Menner
- Ein Zeitungsverkäufer: Kurt Butenkop
Premierenchronik
D | UA | 18. Oktober 1984 | Operettenhaus, Hamburg |
Anmerkung: Von 1995 bis 2001 gab es jährlich Tourneen mit Freddy Quinn als Hannes Kröer im Musical "Große Freiheit Nr. 7".
Inhaltsangabe
In großen Zügen folgt das Hamburger Musical der bekannten Filmvorlage von Helmut Käutner aus dem Jahr 1944, wobei die Bühnenhandlung jetzt in die Nachkriegszeit der britischen Besetzung Hamburgs verlegt wurde.
Johnny Kröger, ehemaliger Seemann, verdingt sich als Sänger und Stimmungskanone im Hippodrom in Hamburg St. Pauli. Dort trifft auch die junge Gisa, die Verlobte von Hannes verstorbenem jüngeren Bruder, den Stimmungssänger, der sie unter seine Fittiche nimmt und in die er sich verliebt. Das passt aber nicht Anita, der Besitzerin des Hippodroms, die selber in Hannes verliebt ist, ebenso wenig wie dem Werftarbeiter Willi Appeldorn, der wiederum ein Auge auf Gisa geworfen hat. Letztendlich überläßt Hannes seinem Konkurrenten das junge Mädchen und geht wieder zur See.
Klaus Baberg
Kritiken
"Die Rolle des Johnny Kröger hatte sich Freddy Quinn gewünscht. Für ihn ist sie geschrieben. Die rauhe Menschlichkeit von Hans Albers erreicht Freddy auf der Bühne nicht, auch nicht dessen leise Töne. Aber er singt, daß es eine Freude ist. [...] Produzent Karl Vibach hat sein Musical um ein paar Einlagen erweitert, die in Käutners Film nicht vorkommen. So veranstaltet Freddy als "Helücht" eine Hafenrundfahrt und schmettert dabei mit einer italienischen Touristin (Maria Sari) gefühlvoll "Santa Lucia".
[...] Das festlich gestimmte Publikum war über das von Evergreens lebende Stück selig. Vibachs musikalischer Bilderbogen hatte die Hanseaten ins Herz getroffen. Tosender Beifall für alle Darsteller und Sonderapplaus für einen Vierbeiner - das kräftig spuckende Bühnen-Kamel."
cc [Hamburg]: Jubel für die Große Freiheit Nr. 7. In: Welt am Sonntag, Nr. 43 / 21. Oktober 1984, Seite 9.
"Die Uraufführung von Karl Vibachs Musical-Version wurde stürmisch gefeiert. Und Freddy als Star des Ganzen natürlich ganz besonders. Die "P's" - so sagt er in einer Szene - hätten ihm immer Glück gebracht: Pinnasberg, Polydor..." Hier war es das Publikum.
Ein steppendes Matrosenballett, ein lebendiges Kamel, das wahre Fontänen von Spucke über die Bühne prustet, ein melodisches "Ketelklopper"-Konzert der Werftarbeiter - Vibach benutzt hamburgische und kuriose Elemente als Show-Effekte, wo immer er sie nur einbauen kann. Er schreckt dabei auch nicht davor zurück, Freddy bei der Hafenrundfahrt zusammen mit einer italienischen Touristin (Maria Sari) prachtvoll "Santa Lucia" schmettern zu lassen... Er kann's ja doch so schön, und das darf schließlich auch dem Theaterpublikum nicht vorenthalten werden.
Mit viel Aufwand und liebevoller Ausstattung (Bühnenbild: Karl-Hermann Joksch, Kostüme Ilse-Marianne Wittneben) hat Vibach die Revue um den kurz nach dem Krieg an der Elbe gestrandeten Steuermann Johnny Kröger und das junge Mädchen Gisa, das bei ihm Hilfe sucht, auf die Bühne gebracht. An den blauäugigen Rauhbein-Charme von Hans Albers darf man dabei freilicht nicht denken. Freddy Quinn bringt als singender Seemann Johnny zwar gelegentlich hamburgisch schnodderige und auch ein bißchen wehmütige Töne ins Spiel, doch seine großen Auftritte hat er immer dann, wenn er im Hippodrom oder wo sonst auch immer singen darf."
Brigitte Ehrich: Ein Hamburger Bilderbogen, der sich "Große Freiheit" nennt. In: Hamburger Abendblatt, Nr. 246, 19.Oktober 1984, Seite 4.
"Das junge Ding aus dem Käutner-Film, Ilse Werner, saß mit im Parkett, Hans Albers wird sich im Grabe gewunden haben. Was Udo Lindenberg und Rudi Carrell in die Veranstaltung trieb, muß durch höhere Gewalt verursacht worden sein; am rechten Platz waren jedenfalls die vielen weißhaarigen, alten Damen. Denn angesichts der Vibachschen Darbietung konnte wirklich nur ein altes Herz wieder jung werden - so weit weg begab sich alles. Dabei hatte Vibach den Stoff einer gewissen Aktualisierung unterzogen: Seine Version spielt in der Nachkriegszeit, aus Trümmern wächst Adenauerland, Hamburg erwacht.
Das schuf die Möglichkeit, allerlei bekannte Musikstücke, vor allem aus dem angloamerikanischen Raum, in die Quodlibet-Partitur einzutrüffeln; die Mädels vom Ballett, im Amüsierschuppen »Hippodrom«, konnten dazu die Beine schmeißen, sogar steppen. Sindings »Frühlingsrauschen« dagegen, das beliebte Salonstück, läutete Freddys Tragik ein. Und der Mann macht, ohne es je zu zeigen, was mit - das enthüllt schon der Titelsong von der »Großen Freiheit": »Glaubst du, / es macht Vergnügen, / tingeln gehn von Tisch zu Tisch?«, fragt Freddy da und beklagt sich als »nicht mehr jung und ganz allein«. Die Melodie dazu komponierte er selbst; einen Teil der Tantieme sollte er ordentlicherweise an Verdi abführen, für Anklänge an den Gefangenenchor aus »Nabucco«."
[ohne Autorennennung]: Mann mit Meerwert. Käutners Film 'Große Freiheit Nr. 7' als Bühnenstück - und Freddy in der Hans-Albers-Rolle. Auch ein Kamel spielt, ächzend, mit. In: Der Spiegel, 43/1984, 21, Oktober 1984.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Große Freieit Nr. 7". Studi Cast, 1984. Polydor 559 139-2, 1984. (1xCD).
DVD / Video
- "Große Freiheit Nr. 7". Spielfilm von Helmut Käutner mit Hans Albers, 1944. LEONINE, 2019. (1xBlueray).
Literatur
- Elmar Kraushaar: Freddy Quinn. Ein unwahrscheinliches Leben. Biografie. Atrium Verlag, Zürich, 2011.
Empfohlene Zitierweise
"Große Freiheit Nr. 7". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 17. Januar 2022.