Fack ju Göhte
Musical
Musik, Gesangstexte und Buch von Nico Rebscher, Simon Triebel und Kevin Schröder
Creative Developement von John Havu
Nach dem gleichnamigen Film von Bora Dagtekin, produziert von Constantin Film
Inszenierung
Uraufführung: 21. Januar 2018
Werk 7, München, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Philipp Gras
- Regie: Christoph Drewitz
- Bühnenbild: Andrew D. Edwards
- Lichtdesign: Richard Howell
- Kostüme: Reto Tuchschmid
- Choreographie: Frederik "Benke" Rydman
- Maske: Darren Ware, Pavel Stalmach
Besetzung:
- Zeki Müller: Max Hemmersdorfer
- Lisi Schnabelstedt: Johanna Spantzel
- Frau Gerster: Elisabeth Ebner
- Danger: Kevin Schmid
- Chantal: Rebecca Corcodel
- Burak: Anthony Curtis Kirby
- Zeynep: Susanne Studentkowski
- Jerome: Robin Cadet
- Laura: Sandra Leitner
- Charlie: Jennifer Siemann
- Gundlach / Attila / Bauer Kalle / Paco: Enrico Treuse
- Ensemble, Cover, Swing: Kiara Lillian Brunken, Niklas Brunner, Fabian Kaiser, Jessica Lapp, Hannah Moana Paul, Kevin Reichmann, Silvio Römer, Jessica Rühle, Kevin Schmid, Stephanie Steffens, Elena Zvirbulis
Max Hemmersdorfer (Zeki Müller), Johanna Spantzel (Lisi Schnabelstedt) © Stage Entertainment / Foto: Detlef Overmann |
Premierenchronik
D | UA | 21. Januar 2018 | Werk 7, München |
A | EA | 14. Januar 2023 | Gasometer, Wien |
CH | EA | 26. Januar 2023 | The Hall, Zürich |
Inhaltsangabe
Zeki Müller, frisch aus dem Knast entlassen, ist entsetzt, als er feststellen muss, dass da, wo er einst seine Beute vergraben hat, inzwischen die Turnhalle einer Schule erbaut wurde. Um an sein Geld zu kommen bewirbt er sich als Hausmeister, wird jedoch versehntlich als lang erwarteter Lehrerersatz eingestellt. Mit seinen ungewöhnlichen Lehrmethoden eckt er zwar zuerst bei Lehrerkollegen und Schülern an, schafft es aber, Zucht und Ordnung in die chaotische Klasse 10b zu bekommen, die kein anderer vom Lehrkörper mehr unterrichten wollte. Er schafft es sogar die unmotivierten Kids zum erfolgreichen Schulabschluss zu bringen. Gleichzeitig gewinnt er noch das Herz der naiven Referendarin Lisi Schnabelstedt.
(Klaus Baberg)
Rebekka Corcodel (Chantal), Robin Cadet (Jerome) © Stage Entertainment / Foto: Detlef Overmann |
Kritiken
"Fünf Millionen Euro hat sich der Hamburger Musical-Riese Stage Entertainment den Umbau eines alten Kartoffellagers in eine graffitibeschmierte Turnhalle kosten lassen. In Schulen werden Sportsäle nicht selten für Theateraufführungen genutzt, aber in diesem neuen Theater Werk 7 fühlt sich die Welturaufführung von ´Fack Ju Göhte - Se Mjusicäl´ tatsächlich an wie ein Handball-Endspiel. Das startet mit einem nervösen Abtasten zwischen Aktiven und Zuschauern, die bald jedoch jeden Klamauk bejubeln wie ein Siegestor. Am Ende reißt es sie auf der dreiseitigen Tribüne von den 700 Sitzschalen und sie toben - ja, einige liegen sich gar in den Armen -, als habe man den Aufstieg des Außenseiters miterlebt.
München soll endlich in der Oberliga des deutschen Singspiels mitmischen. [...]
Das ist das Schöne an diesem Mjusicäl: Man merkt ihm nicht an, wie viel Anstrengung Regisseur Christoph Drewitz und sein Team hineingesteckt haben, das hat Schüler-AG-Lässigkeit. Freilich ist der Ulk aus dem Baukasten, aber Schmarrn mit Charme. Auch die Lied-Verantwortlichen Nicolas Rebscher, Simon Triebel (Juli, ´Die Perfekte Welle´) und Kevin Schröder sind nicht in die Pathos-Falle getappt. Sie haben Rap, Bhangra, Baile-Funk, Club-Sounds und mehr Krawall und Remmidemmi packend für die Live-Band nachgebastelt. Richtig singen dürfen hier nur die Softies - mehr als ironisches Musical-Zitat.
Aber wenn die hinreißende Johanna Spantzel als Blümchen-Lehrerin und Yoga-Jüngerin Lisi Schnabelstedt tirilierend den Macho Zeki anflirtet und später (von Lama-Sexualhormonen angestachelt) auf Kletterseilen schaukelnd in einem Bollywood-Rausch divenhaft jauchzend dem Wahnsinn verfallen ist (´Touch my Body, Taj Mahal´), dann spürt man schon ergriffen, was erst das Musical-Genre möglicht macht."
Michael Zirnstein: So lässig ist das Fack-ju-Göhte-Musical, Umjubelte Premiere in München. In: Süddeutsche Zeitung, 22. Januar 2018.
"Dass man die (mit Pause) dreistündige Aufführung trotz der extrem unbequemen Plastik-Sitzschalen als kurzweiligen Abend in Erinnerung behält, spricht für das Stück und die gelungene Umsetzung für die Musicalbühne. Natürlich ist 'Fack ju Göhte' nicht Goethe, wer Tiefgang und Niveau sucht, ist hier fehl am Platz.
[...] Star des Kreativ-Teams ist allerdings Choreograf Fredrik Rydman - eine Größe in der Street-Dance-Szene und Schöpfer des internationalen Bühnenerfolgs 'Swan Lake Reloaded' - und so ist 'Fack ju Göhte' auch dann am besten, wenn die 10b zu knackigen Hip-Hop-Rhythmen tanzt...[...] Die Darsteller schlagen sich mehr als wacker angesichts der geradezu übermächtigen Film-Vorbilder, die die Zuschauer natürlich immer vor ihrem inneren Augen haben.
[...] Komponist Nicolas Rebscher und Liedtexter Simon Triebel haben eine eingängige Mischung aus Hip-Hop, Rap und Pop-Balladen geschaffen, es gibt zwar keine wirklich hitverdächtigen Ohrwürmer (am ehesten erinnert man sich noch an 'Zeitkapsel' und 'Wegen Dir'), aber die von einer fünfköpfigen Band unter der Leitung von Philipp Gras gespielte Musik macht Spaß und die Songtexte sind mitunter richtig witzig - so man sie denn versteht, insbesondere in den Ensemblenummern leidet leider oft die Textverständlichkeit."
Klaus-Dieter Kräft: Fack ju Göhte. Nicht schlecht, Herr Specht. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 189, Februar/März 2018, Seite 10-11.
"Eine zusätzliche Authenzität bekommen die Szenen im Chaos-Unterricht nämlich unter anderem dadurch, dass die meisten der hochmotivierten Jungdarsteller selbst gerade noch die Schulbank drückten und frisch von der Ausbildung kommen. Doch kann dies gleichzeitig nur bedingt darüber hinwegtäuschen, dass es für einige von ihnen eben auch sicht- und hörbar die erste Großproduktion ist und die Dance-Moves in den flotten Ensemblenummern hoffentlich nach der Premiere noch an Präzision und Synchronizität gewonnen haben.
[...] Es ist dennoch schade, dass man oft geradezu sklavisch an der Kinovorlage klebt. Denn wirklich punkten kann der Abend vor allem da, wo er sich vom Drehbuch löst und der eigenen Kreativität freien Lauf lässt.
[...] Hut ab vor dieser grandiosen Performance, die der unterhaltsamen, aber zuweilen auch ein wenig auf Sicherheit gespielten Show letzlich das Salz in der Suppe verleiht."
Tobias Hell: Chantal, sing leise! "Fack ju Göhte' erstmals in München auf der Musicalbühne. In: blickpunkt musical, Ausgabe 93, 02/2018 März - Mai 2018, Seite 8-10.
Ensemble © Stage Entertainment / Foto: Detlef Overmann |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Fack ju Göhte" - Das Musical, Der Soundtrack, Original Cast München, Live-Einspielung, Stage Entertainment 2018. (2xCD)
Video / DVD
- "Fack ju Göhte". Film 1 bis 3 (2013, 2015, 2017), Fanbox, Constantin-Film, Deutschland, zusammen auf DVD 2020. (4xDVD)
Kommentar
Die Erstaufführungen in Wien und Zürich waren Gastspiele im Rahmen einer Tournee, die von dem Unternehmen ShowSlot aus Frankfurt/M. durchgeführt wurde. ShowSlot hatte die Show auch produziert. Die Tournee führte von Januar bis März 2023 durch die deutschsprachigen Länder. Die Österreichische Erstaufführung war zugleich der Beginn der Tour.
Empfohlene Zitierweise
"Fack ju Göhte" [München]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 19. Januar 2023.