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Die Geldschrankballade

Musical für schwere Jungen in einem Vorspiel und zwei Akten


Musik von Lotar Olias
Buch von Klaus Wunderlich  
Liedertexte von Max Colpet
Das Vorspiel für die Berliner Aufführung schrieben Wolfgang Gruner und Rolf Ulrich

 


Inszenierung


Uraufführung: 6. Oktober 1962
Hebbel-Theater, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Einrichtung und Leitung: Wolfgang Schmidt
  • Regie: Ilo von Janko
  • Gesamtausstattung: Werner V. Töffling
  • Choreographie: Erwin Bredow


Besetzung:

  • Papa: Walter Gross
  • Mama: Edith Schollwer
  • Schorschi: Harald Dietl
  • Kalle: Rainer Bertram
  • Märtha, Schwester des Bankhausmeisters: Regine Lutz
  • Lövgren, Kamrer: Alexander Ponto
  • Ingrid Berg, Kassiererin: Eva Schuch
  • Ein Polizist: Gerry Bretscher
  • Böhna ("die Bohne"): Nina Westen
  • Ein Bankkunde: Otto Hecht

 

 

Premierenchronik

D UA 6. Oktober 1962 Hebbel-Theater, Berlin

 

 

Inhaltsangabe

 
In dem „Musical für schwere Jungen“ geht es um eine Tresorknackerfamilie in der dritten Generation, mit Berufsstolz, einem Ehrenkodex und den elterlichen Diskussionen um die richtige Weitergabe von professionellen Kenntnissen an die Kinder. Die Geschichte spielt in Schweden, kurz vor Weihnachten. Die Familie (Papa, Mama und die beiden Söhne Kalle und Schorschi) kommen als Weihnachtsmänner verkleidet in eine Bank, um den dortigen Tresor zu leeren. Doch man trifft unverhofft auf Märtha, die noch nach Geschäftsschluss die Weihnachtsfeier vorbereitet. Prompt erzählt man ihr, man sei mit dem Direktor befreundet und wolle sich nur einen Spaß mit ihm machen, in dem man den Panzerschrank ausräumt. Der steht jedoch ausgerechnet im Schaufenster. Auch durch andere Ereignisse wird die Tat immer wieder verzögert. Bis man das Objekt der Begierde endlich aufgesprengt hat – doch statt der Millionen findet man nur Weihnachtskarten.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken


"Das ist der Fluch des Erfolges. Der ´Prairie-Saloon´ war eine Überraschung, eine Parodie auf den Western-Film mit Witz und Schmiß. Aha, dachte man: Her mit dem gleichen Gespann und dem selben Rezept, es wird schon werden. 

Es wurde leider ein Begräbnis erster Klasse mit Klavier und Geige. Man saß im Parkett und dachte: Das kann doch nicht wahr sein. [...]

Das sollte wohl eine Parodie auf ´Rififi´ sein - ist aber Krampf und Langeweile. [...] Ilo von Janko hat diesen Alptraum in der gleichen naiven und musealen Tonlage auf die Bühne gebracht, die das Textbuch anstimmt: Grüße aus Kötschenbroda an der Knatter. Diese Vorlage hätte freilich auch ein Genie nicht veredeln können. Die kann man nur nicht spielen."

Heinz Ritter: Hoppla - untern Tisch. In: Der Abend, 8. Oktober 1962.

 

"´Die Geldschrankballade´ [...] erhielt anfangs noch viel Szenenbeifall eines lachfreudigen Publikums für die Gags der Regie Ilo von Jankos, für hübsche Wortwitze im Text und das Quartett einer ´Hände-hoch-Familie´, die am Ende jeder Strophe ein Tableau wie zum Fotografieren bildete. Aber im zweiten Akt erlahmte das Interesse an der in einer schwedischen Stadt angesiedelten Geschichte. [...] Die Geldschrankknacker erscheinen als eine reiche, sich langweilende Fabrikantenfamilie. Der Vater schläft ein und träumt sich als Held einer Kriminalstory, die Wunderlich mit verkrampft komischen Zwischenfällen so überladen hat, daß sie verpuffen. Überhaupt fehlen der Parodie, die Wunderlich zu Recht als wesentliches Kennzeichen des neuen Musicals bezeichnet, Würze und Leichtigkeit."

(ohne Name): "Die Geldschrankknacker" von Berlin, Festwochen-Uraufführung eines neuen deutschen Musicals. In: Wetzlarer Neue Zeitung, 9. Oktober 1962.

 

"Das hat Heinz Wunderlich mit seinen reichen Erfahrungen aus den Ringvereinen recht lustig erzählt, und Max Colpet hat die hübschen, frechen Liedertexte beigesteuert. 

Beide aber werden übertroffen durch Lotar Olias, der die Musik geschrieben hat. Vor zehn Jahren errang er mit seinem Lied ´Du - Du - Du´ einen Welterfolg, und es war ein halbes Jahr lang Spitzennummer in den USA. In Berlin hatte er wieder mit Wunderlich im Bunde schon mit dem Musical ´Prärie-Saloon´ einen großen Erfolg. Auch in ´Geldschrankballade´ bewährt sich seine leichte, gefällige Hand, und jede Nummer bekommt Szenenbeifall.

Aber mit all diesen und anderen schönen Dingen wußte der Spielleiter Ilo von Janko wenig anzufangen, und am Schluß geriet der Beifall nicht über eine gewisse Freundlichkeit hinaus. Hatte man sich auch mit der Ausstattung große Mühe gegeben, das Ganze verlief matt und trocken. Es fehlten Schmiß und Tempo."

Willibald Omansen: Lustige Händehoch-Familie, Uraufführung des Musicals "Geldschrankballade". In: Westdeutsche Allgemeine, 18. Oktober 1962.

 

 

Medien / Publikationen


Literatur

  • Max Colpet: Sag mir, wo die Jahre sind, Erinnerungen eines unverbesserlichen Optimisten. Berlin: Ullstein 1988.
  • Wolfgang Jansen: Gauner, Huren, Detektive, Krimi-Musicals auf deutschsprachigen Bühnen in den 1960er-Jahren. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 157, Oktober/November 2012, Seite 52-53.
  • Wolfgang Jansen: Lotar Olias. In: Ders.: Willi Kollo, Autor und Komponist für Operette, Revue, Kabarett, Film und Fernsehen, 1804-1988. Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 249-252.

 

 

Kommentar

 
"Die Geldschrankballade" wird auch unter dem Titel "Eine feine Familie" - Lustspiel mit Musik - geführt. Eine niederdeutsche Bühnenfassung trug den Titel "Der Geldschrank steht im Fenster".

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Geldschrankballade". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. Juli 2020.