In Frisco ist der Teufel los
Operette in 4 Bildern
Musik von Guido Masanetz
Text von Otto Schneidereit
Neufassung von Maurycy Janowski
Inszenierung
Uraufführung: 23. März 1962
Metropol-Theater, Berlin, DDR
- Regie: Hans Pitra
- Choreografie: Nina Feist
- Musikalische Leitung: Guido Masanetz
- Chöre: Erich Großmann
- Bühnenbild und Kostüm: Wilfried Werz
Besetzung:
- Anatol Brown, Barkassenführer bein Benson: Leo de Beer
- Virginia West, Kellnerin im "Nevada": Hella Jansen
- Kay, Steuermann der "Magdalena", ihr Bruder: Waldemar Arnold
- Chica, Tänzerin, seine Verlobte: Rita Zabekow
- Ben Benson, Inhaber einer Speditionsfirma: Gerd Niemar
- Xonga Miller, Besitzerin des "Tampico": Erika Grajena
- Jonas, genannt Klabautermann, ein alter Seemann: Hans Rose
- Patrick Plock, Polizei-Sheriff: Alfons Schienemann
- Sharp, Begleiter der Xonga Miller: Wolfgang Borkenhagen
- Sour, Begleiter der Xonga Miller: Paul Arenkens
- Dr. Spinner, ein Irrenarzt: Hans-Joachim Blochwitz
- Shefferson, Notar: Hans Glogowski
- 1. Irrenwärter: Hans-Jörg Bränder
- 2. Irrenwärter: Kurt-Wilfried Lewa
- 3. Irrenwärter: Alfons Wolf
- Seeleute, Hafenarbeiter, deren Mädchen, Tänzerinnen, Kellner
V.l.n.r.: Leo de Beer (als Anatol Brown), Hans Rose (als Jonas) © SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Foto: Abraham Pisarek |
Premierenchronik
DDR | UA | 23. März 1962 | Metropol-Theater, Berlin |
PL | EA | 4. November 1969 | Teatre Muzyczny, Gdynia |
Inhaltsangabe
"1. Akt: Es ist Lohnauszahlung bei Benson. Auch Brown holt sein Geld. Aufgeregt kommen ein Notar und ein Polizist. Sie suchen den Erben des Nevada-Hotels, sind aber wenig erfreut, ihn in Brown zu finden. Sie waren bereits sicher, daß ihre Auftraggeberin Xonga Miller auch dieses Hotel noch schlucken wird, denn sie hatte dem ehemaligen Besitzer 10 000 Dollar geliehen. Um 24.00 Uhr dieser Nacht läuft der Termin der Rückzahlung ab. Brown glaubt, mit ihr einige zu werden. Er hofft, daß aus der unerwarteten Erbschaft vielleicht ein Heim für die Seeleute Friscos werden könne. Aber seine Freundin Virginia warnt ihn von Xonga.
2. Akt: Xonga hat von dem überraschenden Auftauchen des Erben erfahren und ist gewappnet. Sie zeigt sich unzugänglich für Browns geschäftliche Wünsche. Virginia hat Brown und Xonga beobachtet und der erste große Krach zwischen den beiden bahnt sich an. Virginias Bruder Kay lernt Brown kennen und erfährt so von der Erbschaft. Als auf Betreiben Xongas ein Irrenarzt erschein, um den unliebsamen Erben still beiseite zu räumen, inszenieren Brown und seine Freunde eine wilde Schägerei mit dem Ziel, Brown unbemerkt entkommen zu lassen.
3. Akt: Brown und seine Gruppe treffen sich im Hafen. Sie wollen unter den Seeleuten sammeln, denn bis Mitternacht muß die Summe von 10 000 Dollar da sein. Xonga aber glaubt sich bereits am Ziel. Sie erklärt den versammelten Seeleuten, Brown sei im Irrenhaus. Doch der alte Seemann Jonas hat Dr. Spinner auf eine falsche Fährte gelockt. Anstelle Browns hat er Benson mitgenommen. Kay hat einen Gedanken: Seine Freundin Chica soll tanzen, damit Menschen aufmerksam werden. Diese Rechnung geht auf. Immer mehr Geld kommt zusammen.
4. Akt: Kurz vor 24.00 Uhr im ´Nevada´. Xonga ist bereits so sicher, daß sie zu einer Begrüßungsrede der Gäste ansetzen will. Sie wird aber von Browns Freunden mit ihren klappernden Geldbüchsen zum Schweigen gebracht. Virginia muß deprimiert feststellen, daß noch 496 Dollar fehlen. Jetzt ist Xonga obenauf. Sie lädt alle ein, auf ihre Kosten zu trinken. Das war genau das, was Brown wollte. Bis auf wenige Dollar wird es geschafft. Den Rest steuert noch der alte Jonas bei. Damit ist Xonga endgültig geschlagen. Wütend zieht sie ab, und dem Traum von ´Seemannsheim´ steht nichts im Wege."
(aus: Programmheft der Uraufführung)
Gerd Niemar (als Ben Benson), Ensemble © SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Foto: Abraham Pisarek |
Kritiken
"Da sind sie also nun wieder in ihre ´angestammte´ Heimat zurückgekehrt, die zündenden Rhythmen und Melodien ´Seemann, hast du mich vergessen?´, ´Jedes Schiff hat eine Heimat´, ´Frisco, ahoi!´, ´Tanz im Hafen´, die seit einem reichlichen halben Jahrzehnt zum sicheren Repertoire des Rundfunks und vieler Kapellen gehören. Sie erklingen wieder im Berliner Metropoltheater, wo sie 1956 als musikalische ´Treffer´ der Operette ´Wer braucht Geld?´ (Text: Otto Schneidereit, Musik: Guido Masanetz) aus der Taufe gehoben wurden. Zweifellos gehört das zum legitimen Kriterium einer guten Operette, daß ihre besten Nummern rasch von der Bühne weg ihren Weg in die breite Öffentlichkeit finden.
Schon aus diesem Grunde freuen wir uns, dem Werk jetzt wiederzubegegnen. Es hat sich gemausert, und aus dem gelegendlich allzu ernsthaft dreinschauenden Kind der heiteren Muse anno 1956 ist heute eine kesse Motte geworden, die blendend Figur zu machen versteht - in wörtlichem und übertragendem Sinne.
[...] Einen guten Schuß Gershwin hat Masanetz dem musikalischen Abenteuer in San Franzisko beizumischen gewußt, sehr zum Vorteil des Ganzen. Das für Ort und Zeit der Handlung notwendige Lokalkolorit wird einfallsreich gewahrt. Masanetz versteht es überzeugend, Schablonen zu vermeinden und originelles, substantielles Eigenes zu geben. Seine Musik hat Charakter. Eine erfreuliche Tatsache, die uns hoffen läßt, daß er beim drigend zu wünschenden Schritt zu einer Gegenwartsoperette aus unserem Leben wiederum Wesentliches und Wertvolles zu bieten haben wird."
H.J.S.: In Frisco ist der Teufel los, Im Metropol: "Wer braucht Geld?" in neuem Gewand. In: Neues Deutschland, Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Nr. 104, 14. April 1962.
"Maurycy Janowski hat sich sehr bemüht, dem Stück unter Erhaltung der ursprünglichen Fabel durch teilweise Aenderung der Situationen und Personen einen aufgelockerten, operettengemäßeren Zuschnitt zu verleihen, und der Komponist hat mit der Neukomposition eines Drittels der Musiknummern und der Umschaltung auf den spritzigen Ton moderner Rhythmen das Seine dazu beigesteuert.
Gemessen an der harten Wirklichkeit amerikanischer Kriminalfälle sind die Begebenheiten in dieser Operette allerdings harmlos; sie werden durch die zündende musikalische und choreographische Einkleidung weiter entschärft und manchmal etwas gewaltsam auf die Ebene heiteren Blödsinns projiziert. Der klamaukhafte Auftritt der Irrenwärter, die einen Falschen in die Zwangsjacke stecken, hat einen makabren Beigeschmack und entbehrt des durchschlagenden Witzes, den sich der Bearbeiter wohl davon versprach."
H.L.: Hotelerbschaft mit Hindernissen, Metropol-Premiere von "In Frisco ist der Teufel los". In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr. 80, 4. April 1962.
"Daß auch auf der Bühne der Teufel los war, besorgte Hans Pitra mit seiner turbulenten, die Massen steuernden Inszenierung in der schauprächtigen Ausstattung von Wilfried Werz. Der Komponist feuerte vom Dirigentenpult aus das Orchester an, den (von Erich Großmann einstudierten) Chor und die Tänze in der effektvollen Choreographie Nina Feists. Höhepunkte der karikiert dargestellte Charleston, die Revue-Einlage des ´Mexikanischen Balletts´ mit Helga Wasmer-Witt und der dramatische Ausdruckstanz Rita Zabekows mit der Ballettgruppe.
Der Held des Stückes, der mit Hilfe seiner werktätigen Freunde über die Intrigen einer korrupten Unternehmer-Clique siegt und sein ererbtes Luxushotel in ein Heim für alte Seeleute verwandelt, ist passenderweise von einem Kraftfahrer zu einem Barkassenführer avanciert. [...]
Das Metropol-Theater hat seinen Operettenschlager. Dem talentierten Komponisten wünschen wir ein wahrscheinlicheres Textbuch für seine hoffentlich bald zu erwartende neue Gegenwartsoperette."
Karl Schönewolf: "In Frisco ist der Teufel los". In: Berliner Zeitung, Nr. 89, 30. März 1962.
Erika Grajena (als Xonga Miller) © SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Foto: Abraham Pisarek |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "In Frisco ist der Teufel los". Operettenquerschnitt auf "Im Zauberreich der Operette 7". Amiga 840 026. (1xLP)
- "In Frisco ist der Teufel los". Studioaufnahme / Querschnitt, 1971. Nova 885 016. (1xLP)
- "Wer braucht Geld?". Operettenquerschnitt, 1960. Amiga 540 118. (1xEP)
Kommentar
Das Stück ist eine grundlegende Überarbeitung der Operette "Wer braucht Geld?" von 1956.
Empfohlene Zitierweise
"In Frisco ist der Teufel los". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 9. Oktober 2023.