Der Flößer der Bistritza (Plutașul de pe Bistrița)
Operette in 2 Akten
Musik von Filaret Barbu
Text von Traian Jancu (unter Mitarbeit von Ion Dacian
Deutsche Fassung von Otto Schneidereit
Bearbeitung für das Metropol-Theater von Rainer Nortmann
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 21. November 1958
Metropol-Theater, Berlin, DDR
- Musikalische Leitung: Albert Müller
- Regie: Egon Maiwald
- Choreografie: Nina Feist
- Chor: Siegfried Völkel
- Bühnenbild: Manfred Schröter
- Kostüme: Maria Uhlig
Besetzung:
- Tudor, ein Flößer: Ion Dacian
- Ileana: Marioara Vaidas
- Jancu, ihr Großvater: Richard Westemeyer
- Gheorghe, Flößer: Waldemar Arnold
- Badina, Flößer: Hans Rose
- Busuioc, Flößer: Bernhard Wegner
- Moglan, Flößer: Rudolf Hentschel
- Crizantema, Leiterin einer Flößerherberge: Beatrix Kujau
- Lipau, Förster: Victor Schneider
- Jenica, Flößereiinspektor: Wolfgang Walther
- Mioc: Wolfgang Borkenhagen
- Bondoc: Walter Torge
- Mägde: Marlene Schellong, Gertrud Vietz, Anneliese Schaefer, Evelyne Lützow, Else Harke, Adelheid Jung
- Freundinnen Ileanas: Lilo Großmann, Christa Laarz, Anneliese Prinz, Edeltraut Parchwitz
Premierenchronik
RO | UA | ? 1956 | Staatliches Operettentheater, Bukarest |
DDR | Dspr. EA | 21. November 1958 | Metropol-Theater, Berlin |
Inhaltsangabe
"Tudor, der beste Flößer weit und breit, liebt Ileana. Sie ist von Kindheit an mit Gheorghe, einem anderen Flößer, versprochen. Ihr Großvater Jancu verweigert sie Tudor - er zieht von dannen.
Zweiter Akt: Die Hochzeit Ileanas mit Gheorghe wird vorbereitet. Tudor kommt - von seinen Freunden herbeigerufen - und soll nun nach altem Brauch ´Glückstrauzeuge´ sein. Statt dessen wird nach Lösung einiger wenig überzeugender Verwicklungen seine eigene Hochzeit mit Ileana daraus."
(aus: Alfred Paul: Operette, Singspiel oder nationale Spieloper? "Der Flößer der Bistritza" von Traian Jancu und Filaret Barbu im Metropol-Theater Berlin. In: Theater der Zeit, Heft 1, Januar 1959, Seite 47-48)
Kritiken
"Diese rumänische Operette erfreut Herz und Gemüt. Ein richtige Operette, wie sie in der Vorstellung der meisten Menschen lebt: beschwingt und gefühlvoll, lustig und ein bißchen melancholisch, mit einem Schuß Sentimentalität. Zärtliche und heitere Lieder im Volkston, Duette, Ensembles und fröhlich wirkende Tänze. Wir lieben, lachen und fühlen mit den Menschen auf der Bühne, die keine Prinzessinnen und Grafen darstellen, sondern rumänische Flößer mit ihren Frauen und Mädchen. [...]
Obwohl Dramaturgen des Metropol-Theaters mit Unterstützung des Rumänen Ion Dacian an dem Text Traian Jancu herumgefingert haben, darf man dem schwachen Libretto nicht zu kritisch auf die Finger gucken. Es hilft vorzüglich der Musik, die der rumänische Komponist Filaret Barbu, hervorgegangen aus der Schule der Wiener Operette, zudem ein guter Kenner und Verwerter der heimatlischen Folklore, mit einer Fülle leicht eingängiger Melodien und zündender Rhythmen zur Wirkung bringen konnte."
Karl Schönewolf: "Der Flößer der Bistritza", Großer Operettenerfolg des Metropol-Theaters. In: Berliner Zeitung, Nr. 275, 25. November 1958.
"Nachdem wir in den vergangenen Jahren schon Operetten aus der Sowjetunion, u.a. von Miljutin und Dunajewski, kennengelernt haben, ist nunmehr ´Der Flößer der Bistritza´ im Metropol-Theater gelandet, eine rumänische Operette, mit der ihr Librettist Traian Jancu und ihr Komponist Staatspreisträger Filaret Barbu, Professor an der Bukarester Volksmusik-Hochschule, einen vollen Griff in heimatliche Folklore getan haben und gleichzeitig einen freilich romantisierenden Ausschnitt aus dem Arbeitsleben ihres Landes auf die Bühne brachten. Die Handlung führt mitten in den rumänischen Alltag, zu den Männern des schweren Flößereigewerbes im waldreichen Bistritza-Tal, in dessen unberührte Naturschönheiten gegenwärtig übrigens der planende Menschengeist eindringt, da der Bau eines gewaltigen Staudamms große Elektrizitätsreserven freisetzen wird. [...]
Hier besonders wurden die Besucher von den vitalen Rhythmen und den prächtigen Chören gepackt, die in der Intonation des bodenständigen Melodiengutes wahrhaft einen Inbegriff der klingenden Seele Rumäniens darstellen. Die musikalische Handschrift Barbus berührt auch sonst in der melodischen Erfindung und der geschmackvollen Ausformung von Liedern, Duetten und größeren Ensembles stets sympathisch, und gewiss gereicht es ihm nicht zur Schande, wenn er, der selbst in Wien studiert und dort seine Neigung für die Operette entdeckt hat, im Stil manches von Johann Strauß und Lehar abgesehen hat."
Heino Lüdicke: Die Liebe im Tal der Bistritza, Eine rumänische Operette im Metropol-Theater. In: Neue Zeit, Nr. 276, 26. November 1958.
"Das Metropoltheater hat einen glücklichen Griff getan als es die Operette ´Der Flößer der Bistritza´ von Traian Jancu und Filaret Barbu in sein Repertoire aufnahm. Mit der begeistert begrüßten Premiere, die ihm Rahmen der Berliner Festtage stattfand, wurde die Entwicklung unserer zeitgenössischen Operette abermals um ein gut Stück vorangebracht. [...]
´Der Flößer von Bistritza´, eine Operette, die hoffentlich recht lange im Spielplan des Metropoltheaters bleiben wird, beweist, daß es sehr wohl möglich ist, Lebenskraft und Gedanken der Volksmusik als Grundstoff in die Gattung aufzunehmen, ohne daß dabei irgendein Bruch entsteht."
H. Seeger: "Der Flößer der Bistritza". In: Neues Deutschland, Nr. 291, 4. Dezember 1958.
Medien / Publikationen
Literatur
- Wolfgang Jansen (Ed.): Popular Music Theatre under Socialism, Operettas and Musicals in the Eastern Europaen States 1945 to 1990. Populäre Kultur und Musik, Band 30, Münster u.a. Waxmann 2020.
Kommentar
Die Angaben zur deutschen Spielfassung (im Programmheft und im Textbuch des Verlages) nennen keinen Übersetzer. Die zweifache Bearbeitung von Otto Schneidereit und Rainer Northmann lässt vermuten, dass die deutsche Spielfassung sich vom Original deutlich unterscheidet.
Die deutschsprachige Erstaufführung kam im Rahmen der Berliner Festtage 1958 zur Premiere.
Empfohlene Zitierweise
"Der Flößer von Bistritza" ("Plutașul de pe Bistrița"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 6. Juni 2021.