Fata Morgana
Operette in vier Bildern
Musik von Carl Michalski
Text von Hanna Schaffganz-Spindler und Julius Werth
"Amerikan-Song" Text von Wolfgang Felsing
Inszenierung
Uraufführung: 26. Dezember 1950
Aula der Universität (Bühnen der Stadt), Köln, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Carl Michalski
- Regie: Paul Helmut Schüßler
- Bühnenbild: Erich Metzold
- Kostüme: Wera Schawlinsky
- Chöre: Hans Keller
- Tänze: Emmy Köhler / Johannes Richter
Besetzung:
- Dr. Rainer Robelius, Forschungsreisender: Hans Markus
- Till Berger, Schriftsteller: Dolf Dolz
- Manfred ten Holt, Verleger: Kai Möller
- Otti ten Holt, seine Tochter: Trude Schneider
- Augustus G. Gallman, US-Amerikaner: Paul Bürks
- Hussein, Fürst von Yomen: Felix Knäpper
- Bahram Ben Suleiman, Kaffeeplantagenbesitzer in Mocca: Hans Schanzara
- Aminah, seine Tochter: Inge Maisch
- Ali Kuddus, in Bahrams Diensten: Hanns Bosenius
- Aisha, seine Frau, Besitzerin des Oasen-Etablissements "Tel Merib": Käthe Wendführ
- Kasim Varuch, Generalkonsul von Yomen: Alfred-Carlos Werner
- Machmoud, Vorknüpfer der Teppichknüpferknaben: Wolfgang Stoll
- Achmed, Teppichknüpferknabe: Eckkehard Schirp
Tänze::
- Bild 1 Langsamer Walzer: Eva-Maria Christ / Peter Schnitzler
- Bild 2 Orientalische Tanzszene: Traudl Barni / Emmy Köhler und die tanzgruppe
- Bild 4 Boogie-Woogie: Eva-Maria Christ / Heinz Schmiedel / Hill Specht / Peter Schnitzler / Anneliese Hermes / Rolf Hepp / Edith Kosbü-Langer / Günter Braun / Traudl Barni / Josef Kasper / Stephan Geller und die Tanzgruppe
Premierenchronik
D | UA | 26. Dezember 1950 | Aula der Universität (Bühnen der Stadt), Köln |
Inhaltsangabe
"Der erste Akt spielt im Hause eines Verlegers, der eine Expedition nach Arabien ausrüstet. Für den weiteren Verlauf verweilt man dann nur noch in orientalischen Gefilden. Ein Kaffeeplantagenbesitzer in Mocca präsentiert in seiner Tochter die schönste Frau des Landes, in die sich natürlich der Expeditionsleiter verliebt, obwohl sie dem Fürsten von Yomen versprochen ist. Tragische Verwicklungen, Entführung, Flucht in die Wüste mit der Wundererscheinung der titelgebenden Luftspiegelung, dann erquickt man sich zuletzt in der Oase 'Tel Merib' am wolkenlosen Glück der Verliebten und an einer gründlich aufgedrehten Revueromantik."
E.: "Fata Morgana" - eine Uraufführung. C. Michalskis Operette in Köln. In: Kölner Rundschau, 28. Dezember 1950, Nummer 300.
Kritiken
"Die von Beiläufigkeiten überwucherte Handlung wird nirgends entwickelt, sie wird nur aufgesagt. Und das in einem Dialogdeutsch, dessen Humorlosigkeit leicht traurig stimmt, das ohne Pfeffer und Salz um die ältesten Pointen herum geschrieben ist. etwas besser steht es um die Schlagertexte, von denen zwei Wolfgang Felding verfaßt hat.
Michalskis Musik ist am besten in den geschlossenen Nummern. In den kleinen Songs und Tanzcouplets, in Liedern und Walzern. Vor allem der rhythmische Schmiß seiner geradtaktigen Stücke ist nicht zu leugnen, wie überhaupt seine Stärke mehr im flotten Rhythmus als in melodischen Einfällen liegt. Die große, in Opernhafte geweitete lyrische Szene, dennoch ein Hauptanliegen seiner Operette, kommt infolgedessen zu kurz.
[...] Wie trefflich der Gastregisseur Paul Helmut Schüßler Operetten inszeniert, weiß man längst. Daß gewisse groteske Bewegungen der tanzenden und singenden Darsteller im parodistischen Spiel mit Exotik nur die Neuauflage älterer sind, weiß man auch. Von erlesener Feinheit in Farbe und Form waren die vier Bühnenbilder Erich Metzolds und die zahllosen Kostüme nach Entwürfen Wera Schawlinskys.
[...] Der Erfolg war groß - wenn seine (übliche) Mitinszenierung am Schluß in Gestalt eines längeren Aufmarschs von Blumen, Paketen, Kränzen und anderem ein Maßstab ist. Auch wurden viele Nummern schon bei offener Szene beklatscht."
Friedrich Berger: Operettenreform? Eine Fata Morgana! Uraufführung von Michalskis "Fata Morgana" durch die Städtischen Bühnen. In: Stadt Anzeiger (Köln), 28. Dezember 1951.
"Dem langerwarteten Opus Michalskis ging ein hoffnungsvoller Ruf voraus. Irgendwelche neuen Wege sollten beschritten und ein Zwischenglied zur Oper geschaffen worden sein. Nichts dergleichen traf ein. sagen wir es ehrlich: Diese 'Fata Morgana' ist das Dagewesenste, was sich denken läßt! Wie unoriginell ist diese zwirnsfadendünne und sich bald völlig ins Sentimental-Nebelhafte verlierende Expeditionsgeschichte mit ihrer Sofort-Liebe zwischen der Tochter des arabischen Großen und dem Europäer. Daß die ganze Anlage als Ganzes verfehlt ist, zeigt sich schon darin, daß das dritte Bild (um derentwillen die Operette eigentlich geschrieben ist) völlig fehlen könnte, ohne daß der Zuschauer etwas vermißt. Im Gegenteil, es bliebe ihm dann die quälende Frage erspart, wer nun eigentlich für wen die Fata Morgana sein soll und weshalb, und was das alle bedeutet."
Margo Schulze-Schuchardt: Im Vorderen Orient nichts Neues! Uraufführung von Carl Michalskis Operette "Fata Morgana". In: Rheinische Zeitung, 28. Dezember 1950.
"Fata Morgana - es könnte der Titel für eine stilkritische Doktorarbeit über die Operette, dieses immer mißratener sich gebärdende Kind der leichten Muse sein. Fata Morgana ist sozusagen das Programm aller Operettenhandlungen, soweit sie nicht irgendwie historisch gebunden sind. [...] Auch Hanna Schaffganz-Spindler und Julius Werth jagen diesem Idol der Vorspiegelung einer Welt - diesmal ist es die des Orients - nach, die zu erreichen ihnen nicht gelang.
[...] Karl Michalski ist - das spürt man auf Schritt und Tritt - ein Mann, der die Operettenliteratur von Offenbach bis Dostal durch und durch kennt. Soweit ihm überhaupt etwas einfällt, ist es irgend einem Vorfahren schon einmal eingefallen, und hätte man einen Hut auf, man müßte fortwährend alte Bekannte grüßen.
[...] In der zweiten Aufführung war das Haus etwa zur Hälfte besetzt. [...] Ein Staatsbegräbnis erster Klasse!"
Gaston d'Armaillacque: Die "Fata Morgana" von Karl Michalski in Köln. Uraufführung ohne Sensation. In: Frankfurter Abendpost, 3. Januar 1961.
Empfohlene Zitierweise
"Fata Morgana". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 18. Mai 2025.