Elternabend
Ein musikalisches Desaster
Musik von Thomas Zaufke
Text von Peter Lund
Inszenierung
Uraufführung: 21. November 2003
Neuköllner Oper, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Hans-Peter Kirchberg / Nicolai Thärichen
- Regie: Bernd Mottl
- Bühnenbild: Jürgen Kirner
- Kostüme: Nicole von Graevenitz
- Choreographie: Nicole Wendt
Besetzung:
- Geli / Emma: Saskia Huppert
- Kurt / Kevin: Guido Schmitt
- Vera / Sarah: Christine Rothacker
- Gerd / Phillip: Kay Rode
- Irene / Meret-Claudelle: Nicole Rößler
- Dennis: Gerd Lukas Storzer
- Anouschka / Maria: Yara Blümel
Premierenchronik
D | UA | 21. November 2003 | Neuköllner Oper, Berlin |
A | EA | 13. Juni 2009 | Scala, Wien |
Inhaltsangabe
"Dennis ist aufgeregt: Es ist sein erster Elternabend als Erzieher im Schülerladen. Was er nicht weiß: Er ist bereits der achte in sechs Jahren. Wie viele Eltern wohl kommen werden? Ob er alle Fragen beantworten kann? Was, wenn unangenehme Themen zur Sprache kommen? Zum Glück gibt es Irene, die Mutter von Meret-Claudelle, die ihn tatkräftig unterstützt und um gutgemeinte Ratschläge selten verlegen ist. Dass der Abend kein Spaß werden wird, ist klar, als Phillip-und-Sarah-Mama Vera den Raum betritt und mit ihrer unverbesserlichen, spöttischen und herab-lassenden Art alle Anwesenden überrollt. Auch die anderen Eltern haben es in sich: Über Maria-Mama Anouschka scheint eine ewige Regenwolke zu hängen, Kevin-Papa Kurt kann sich nicht mit der Rolle des Alleinerziehenden anfreunden, und Emma-Mama Gabi ist zwar eine Frohnatur, allerdings nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen. Einzig Veras Ehemann Gerd scheint sich nicht auf Dennis eingeschossen zu haben. Heikel wird der Abend, als sich herausstellt, dass Phillip die Diagnose ADHS hat, Maria von den anderen Kindern terrorisiert wird und Meret-Claudelle die Anführerin eines Erpresserringes ist. Warum hat Dennis nichts davon erzählt? Hat er etwas zu verbergen? Und wie gehen die Eltern mit diesen Erkenntnissen um?"
aus Programmheft der 'Elternabend'-Inszenierung des TfN, Hildesheim, 2019.
Kritiken
"Bei 'Elternabend' schlüpfen die Erwachsenen auch in die Haut der lieben Kleinen. Völlig unvermittelt wird dann zum Beispiel aus der naiven Mutter Geli (herrlich "kindisch" Saskia Huppert) ab und zu Tochter Emma. [...] Besonders die gelungenen Rollenwechsel zwischen Kind und Elternteil erweisen sich als sehr wirkungsvoll. Weiterhin werden amüsante Bezüge zu aktuellen Berliner Großproduktionen hergestellt, bei 'Morgen' wird dann schon mal demonstrativ auf die Barrikaden gegangen.
Die musikalische Bandbreite reicht vom Kinderlied 'Kinder müssen alles dürfen' bis zur tiefgreifenden Ballade 'Wie lange hält ein Mensch das aus?'. Die Texte fügen sich harmonisch ein und sind realitätsnah, nichts ist gekünstelt. Bei den Choreographien von Nicola Wendt geht es im positiven Sinn drunter und drüber. Auf der begrenzten Spielfläche turnen die Akteure wie 7-Jährige herum und zeigen als Erwachsene den einen oder anderen Wiegeschritt.
Die Kulisse von Jürgen Kirner wird dominiert von einer roten Auslegeware und den bereits erwähnten riesigen Bauklötzen. Diese werden in der Vorstellung fortwährend hin- und hergestapelt."
Gitta Dietrich: Elternabend. Ein Besuch lohnt. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 105, Februar/März 2004, Seite 15-17.
"Als die Kinder geboren wurden, waren die Eltern um die nur fair gehandelte Naturseide tragende Irene (herrlich politisch korrekt: Nicole Rößler) ein Team. Sie bauten eine alte Werkstatt zu einem Kinderladen um. „Damit man sein Kind nicht irgendwelchen fremden Menschen anvertrauen muss.“ Doch aus dem Kollektiv ist ein Krampf geworden, die Stimmung inzwischen kälter als das Büffet. Kurt (nicht der beste Sänger, aber sehr anrührend: Guido Schmitt) ist mittlerweile allein erziehend – seine Frau sucht sich selbst auf Ibiza. Und in einem ehrlichen Moment gesteht Irene, dass ihre Ehe nur deshalb nicht die Hölle sei, „weil Hölle ja immer was mit Sex zu tun hat“. Peter Lund (Text) und Thomas Zaufke (Musik) haben einen sehr unterhaltsamen Abend geschaffen, der nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern tief – manchmal zu tief – bohrt."
[ohne Autorennennung]: Elternabend. BZ-Kriti. In: BZ, Berliner Zeitung, 23. November 2003.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Elternabend". Original Cast Neuköllner Oper, 2003. Christian Feldgen Music (Medienvertrieb Heinzelmann). (1xCD).
Empfohlene Zitierweise
"Elternabend". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 8. September 2022.