Der Elefantenmensch
Die traurige Ballade von John Merrick genannt: Der Elefantenmensch
Musik von Niclas Ramdohr
Text von Peter Lund
Inszenierung
Uraufführung: 12. März 2004
Theater der Jugend, Wien, Österreich
- Musikalische Leitung: Niclas Ramdohr / Gerald Schuller
- Regie: Peter Lund
- Bühnenbild und Lichtkonzept: Ulrike Reinhardt
- Kostüme: Reinhild Blaschke
- Puppenkonzeption: Ulrike Reinhardt / Reinhild Blaschke
Besetzung:
- John Merrick: Samuel Schürmann / Jörn Linnenbröker
- Faghead: Horst Eder
- Zirkusdirektor: Peter Steiner
- Broomstick: Johannes Kaiser
- Dr. Treves: Erwin Bruhn
- Dr. Pimple: Uwe Achilles
- Anna: Claudia Stangl
- Mrs. Kendal: Elena Brandes
- Prof. Bolingbrooke: Herbert Pendl
- Freaks: Uwe Achilles / Horst Eder / Johannes Kaiser / Peter Steiner / Herbert Pendl
Premierenchronik
A | UA | 12. März 2004 | Theater der Jugend, Wien |
D | EA | 22. April 2004 | Neuköllner Oper, Berlin |
Anmerkung: Gemeinschaftsproduktion des Theater der Jugend, Wien und der Neuköllner Oper, Berlin.
Inhaltsangabe
"London 1862.
Ganz England spricht von John Merrick, dem sagenumwobenen Elefantenmann, den Doktor Treves auf einem Jahrmarkt entdeckt hat und der jetzt sogar der Königin vorgestellt werden soll. Zu interessant sind aber auch die Gerüchte, die sich um diese Mißgeburt ranken; der menschlichen Sprache soll er mächtig sein, und gar eine Seele soll diese Kreatur besitzen.
Die ebenso unglaubliche wie wahre Geschichte des John Merrick wird neu erzählt mit den Augen der vierzehnjährigen Anna Treves, die ihn gemeinsam mit ihrem Vater John auf dem Jahrmarkt entdeckt, die so gerne ein Haustier hätte und glaubt, John könnte dieses Haustier sein. Es dauert eine ganze Weile, bis Anna begreift, dass es einen gewaltigen Unterschied ausmacht, ob man irgendwann aus seinem ungeliebten Körper herauswächst oder auf ewig in ihm eingesperrt bleiben muss. Und auch, wenn die gefeierte Schauspielerin Mrs. Kendall immer wieder beteuert, dass der Mensch alles sein kann, was er sich wirklich glaubt und Doktor Treves wirklich glaubt, dass alles repariert werden kann, was den Menschen krank macht, ist Anna vielleicht die Einzige, die weiß, dass John weder Glauben noch Medizin werden helfen können."
Homepage Peter Lund [https://www.peterlund.de/buch/musical/der-elefantenmensch, aufgerufen am 20. Februar 2022].
Kritiken
"Ein goldener Rahmen umgibt die Bühne, soll ein Gemälde, gar ein Sittengemälde entstehen lassen. Farbenfroh, ja, Liebevoll und aufwendig, auch. Im ersten Teil mag auch der Funke überzuspringen, wenn John (Samuel Schürmann) von Dr. Treves (Erwin Bruhn) aus der menschenverachtenden Freakshow geholt wird, nur um auch von ihm ausgestellt zu werden - vor anderen Ärzten. [...] Im zweiten Teil der Oper, oder besser, des Musicals, fängt man doch an zu grübeln, warum die Hauptfigur so blass geraten ist.
[...] Zum Nachdenken hat man genug Zeit, Straffungen hätten gut getan. Nett anzuschauen und anzuhören, aber irgendwie doch gescheitert. Auf gut viktorianisch: 'Nice try'."
cb: Das Monster singt auch. Eine Oper über den 'Elefantenmenschen' im Renaissancetheater. Witzig, rührend, aber zu lang. In: Die Presse, 15. März 2004.
"Ansprechend sind vor allem die feinen Instrumentalarrangements von Niclas Ramdohr, die - ganz unabhängig vom Gesang - ihren eigenständigen Beitrag leisten. Mrs. Kendal (gespielt von Elena Brandes) versprüht mir ihrem "Donglish" und ihrer selbstironischen Art Charme und Esprit weit über die Bühne hinaus. Sowohl die Maske (Reinhard Blaschke) als auch die Figur des John Merrick (Samuel Schürmann) wirken äußerst authehtisch.
Schade nur, dass der Ernst des Stückes hin und wieder durch unnötige Szenen beinahe ins Lächerliche gezogen wird - wahrscheinlich um die jüngeren Zuschauer anzusprechen und die niedrige Altersbeschränkung (ab 11 Jahre) zu rechtfertigen. Denn das Stück besäße ohne diese Szenen einen tiefen Ernst und trotzdem viel feinen Witz, der jedoch geschichtliche Kenntnisse und gewisse Reife voraussetzt.
Ein Besuch lohnt sich dennoch, weil das Stück - ganz ohne erhobenen Zeigefinger - anregt, sich mit der ergreifenden Geschichte des John Merrick auseinander zu setzen und die Geschichte gedanklich vom 19. Jahrhundert in unsere Zeit zu übertragen, wo sie höchste Aktualiät besitzt."
Julia Wurm: Ernstes Stück mit Charme und Esprit. In: Der Standard, 16. März 2004.
Medien / Publikationen
DVD / Video
- "Der Elefantenmensch". Spielfilm von David Lynch mit Anthony Hopkins und John Hurt, 1980. Studio Canal, 2010. (1xDVD)
Literatur
- Ashley Montagu: The elephant man. A study in human dignity. Arcadian House, Lafayette, USA, 2001.
Empfohlene Zitierweise
"Der Elefantenmensch". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 20. Februar 2022.