Einstein
Musical
Musik von Stephan Kanyar
Buch und Gesangstexte von Maren Scheel
Inszenierung
Uraufführung: 22. April 2016
Theater, Hof, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Roland Vieweg
- Regie: Reinhardt Friese
- Bühne und Kostüme: Annette Mahlendorf
- Choreographie: Barbara Buser
- Videographie: Kristoffer Keudel
- Chor: Hsin-Chien Chiu
Besetzung:
- Miss Marian: Susanna Mucha
- Dr. Thomas Stoltz Harvey: Thilo Andersson
- Albert Einstein als Kind: Elias Himes
- Hermann Einstein / Maurice Solovie / Max Planck: Christian Venzke
- Lehrer / Walther Nernst / Reporter 1 / Philipp Lenard / Maitre: Léon van Leeuwenberg
- Bürgermeister / Conrad Habicht / Vorgesetzter im Patentamt / Reporter 2 / Léo Szilárd / Kellner: Florian Bänsch
- Milvea: Julia Klemm
- Albert Einstein als junger Mann: Christopher Brose
- Hans Albert Einstein: Elias Himes
- Albert Einstein als alter Mann: Chris Murray
Léon van Leeuwenberg (Maitre), Chris Murray (Albert Einstein als alter Mann),
Florian Bänsch (Kellner) und Ensemble © Theater Hof / Fotograf: H. Dietz
Premierenchronik
D | UA | 22. April 2016 | Theater, Hof |
Inhaltsangabe
"Albert Einstein – eine Legende schon zu Lebzeiten. Er revolutioniert die Physik und das Verständnis von Raum und Zeit. Die Relativitätstheorie gehört seitdem zu den Grundpfeilern der modernen Physik. Als Wissenschaftler erhält er den Nobelpreis, als Vordenker des Pazifismus und des Weltfriedens ist er in aller Munde. Sein Leben als Ehemann und Vater hingegen ist eine Geschichte des Scheiterns. Wie magisch angezogen von dieser Ambivalenz ist der Pathologe Thomas Harvey. Wissenschaftlich etabliert wie ambitioniert und getrieben von der Frage, was ein Genie zum Genie macht, wird er zu seiner großen Freude nach Einsteins Tod mit der Aufgabe betraut, den Leichnam zu obduzieren. Dies tut er auch nach allen Regeln der Kunst, nur schwimmt Einsteins Hirn danach, von Harvey entwendet und 240 Mal säuberlich quadriert, in Formalin herum.
Hier beginnt der musikalische Ausflug in das Universum Albert Einsteins, denn tatsächlich gewähren dessen graue Zellen Harvey Einblicke in die Windungen von Einsteins Leben. Euphorisch lässt er sich darauf ein. Scheibchen für Scheibchen verschwimmen die Realitäten der beiden Biografien – die Zeit vergeht, er selbst verliert seinen Job, während Einstein zum Superstar wird. Immer neue Türen öffnen sich, bis in einem relativen Universum alles eins ist: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mit diesem Kunstgriff und basierend auf physikalischen wie historischen Fakten führen der Komponist Stephan Kanyar und die Autorin Maren Scheel mit Einstein – Das Musical durch das vielschichtige Leben des Physikers und eine historisch brisante Zeit, von der Monarchie über zwei Weltkriege bis in den Kalten Krieg."
(Verlagsangaben von Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin, 2021.)
Florian Bänsch (Conrad Habicht), Christian Venzke (Maurice Solovine),
Christopher Brose (Albert Einstein als junger Mann) © Theater Hof / Fotograf: H. Dietz
Kritiken
"Es war wirklich ein besonderer Abend, den die Zuschauer erleben durften. Und wie man hörte, war es auch für das Ensemble ein solcher. Solch einen nicht enden wollenden Applaus mit Standing Ovations hatte wohl niemand erwartet. Aber bei diesem besonderen Musical von Stephan Kanyar und Maren Scheel war dies kein Wunder.
[...] Jeder kennt doch das Gefühl, wenn ein Song im Ohr bleibt. Bei diesem Musical wird es anders sein: es wird das ganze Musical im Ohr bleiben, und auch im Herzen. Man erkannte in jeder Minute, wieviel Spaß und Freude alle Darsteller auf und rund um die Bühne hatten. Auch dem Orchester merkte man die Freude mit jedem Ton an. Sie alle harmonierten wunderbar miteinander. Nicht nur Chris Murray lebte seine Rolle, alle anderen ebenso. Es war fast so also stünden dort die wahren Personen von damals auf der Bühne."
Christine: Einstein = MegaCool2. In: KulturAspekte, Onlinemagazin für Kunst und Kultur, 24. April 2016.
"Musikalisch bietet die Komposition von Stephan Kanyar ein breites Spektrum unterschiedlicher Stilrichtungen. Neben Balladen verwendet er Tangoklänge, Modetänze wie Charleston oder auch mit bayerischem Lokalkolorit versehene Musik. Sie ist angenehm anzuhören, einige Passagen wie ´Alles ist aus Sternenstaub gemacht´ oder ´Berlin´ bleiben dem Besucher nach der Vorstellung noch im Ohr.
[...] Während sich im zweiten Teil die einzelnen Szenen fast unmerklich verändern, stehen im ersten Akt die Passagen seines Lebens sehr stark vereinzelt nebeneinader und werden immer wieder durch die retardierend wirkenden Szenen zwischen Dr. Harvey und seiner Assistentin unterbrochen. Regisseur Reinhardt Friese schafft es zwar, die Geschichte durch geschickte Übergänge zwischen den Bildern und Nummern rasch zu erzählen, jeoch bremst eben diese dramaturgische Struktur oft den Fluss."
Thomas Schramm: Einstein. Das Leben des großen Physikers in einem neuen Biografie-Musical. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 179, Juni/Juli 201, Seite 8-10.
"Reinhardt Friese inszeniert nicht nur präzise und aufwändig die verschiedenen Jahrzehnte, sondern charakterisiert auch das Leben in Europa und Amerika mit viel Liebe zum Detail. Annette Mahlendorfs Kostüme sind authentisch, phantasievoll unterschiedlich, aber nie aufdringlicher Selbstzweck. Die Charleston-Kleider beispielsweise sind nicht bunt und schrill, sondern schlicht aber doch detailreich. Fein abgestimmt ist auch die erfrischende Choreografie von Barbara Buser: von schuhplattelnden Trachtlern über einen Tango dreier eng umschlungener Männer bis zu einer klassischen Revuenummer.
Die Bühne (ebenfalls von Annette Mahlendorf) im ersten Akt ist einfach, aber effizient: die Front eines Motels. Mit ein paar einfachen Handgriffen wird die Häuserfront zum Rahmen für die Stationen aus dem Leben Einsteins. Ein Motelzimmer - aus der Häuserfront gezogen und um 180 Grad gedreht - wird zur Wohnung von Einstein und dessen Frau Mileva, gespielt von einer ausdrucksstarken Julia Harneit. Im zweiten Akt ist die Bühne aber sehr minimalistisch. Sie besteht nur noch aus drei großen grauen Kuben.
[...] Das Kreativteam in Hof hat ein Musical mit eingängiger Musik und exzellenten Texten in Szene gesetzt. Ganz im innovativen Geist des Theaters Hof, das auch vor Experimenten und kritischen Themen nicht zurückschreckt. Da kann nicht immer alles perfekt gelingen. Sehens- und hörenswert ist ´Einstein - Das Musical´ aber allemal."
Marcus Hoffmann: Einstein - Das Musical. Der Popstar unter den Physikern. In: musicalzentrale, das Online-Musicalmagazin, 28. April 2016.
Florian Bänsch (Conrad Habicht), Christian Venzke (Maurice Solovine),
Christopher Brose (Albert Einstein als junger Mann) © Theater Hof / Fotograf: H. Dietz
Empfohlene Zitierweise
"Einstein". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 19. Oktober 2023.