Ein Amerikaner in Paris (An American in Paris)
Musical
Musik von George Gershwin
Gesangstexte von Ira Gershwin
Buch von Craig Lucas nach dem gleichnamigen Film von 1951
Deutsch von Roman Hinze und Kevin Schroeder
Inszenierung
Deutsche Erstaufführung: 28. September 2019
Operhaus Kiel, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Daniel Carlberg / Moritz Caffier / Stefan Bone
- Regie und Choreografie: Ricarda Regina Ludigkeit
- Bühne: Hans Kudlich
- Kostüme: Gabriele Heimann
Besetzung:
- Jerry Mulligan: Peter Lesiak / Claus Opitz
- Lise Dassin: Lynsey Reid
- Henri Baurel: Sascha Stead
- Adam Hochberg: Hermann Bedke
- Milo Davenport: Léonie Thoms Salfeld
- Madame Baurel: Alice Wittmer
- Madame Dutois / Ensemble: Barbara Wanasek
- Monsieur Dutois / Ensemble: Robert Schmelcher
- Ensemble: Sheila Grant, Evita Komp, Leoni Kristin Oeffinger, Angelika Ratej, Adrian Burri, Adam M. Cooper, Connor Dowling, Claus Opitz, Andrea Viggiano, Lars Wandres
Ensemble © Oper Kiel / Foto: Olaf Struck |
Premierenchronik
F | UA | 22. November 2014 | Théâtre de Châtelet, Paris |
USA | Engl. EA | 12. April 2015 | Palace Theatre, New York |
GB | EA | 21. März 2017 | Dominion Theatre, London |
A | Dspr. EA | 25. November 2018 | Landestheater Linz |
D | EA | 28. September 2019 | Opernhaus, Kiel |
Inhaltsangabe
Die Handlung spielt in Paris kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Jerry Mulligan, ein ehemaliger GI, kehrt nicht in die USA zurück, sondern beschließt in Frankreich zu bleiben. Er will künftig als Kunstmaler sein Leben bestreiten. In einem Café lernt er den amerikanischen Komponisten Adam Hochberg kennen, der ihn mit dem Franzosen Henri Baurel bekanntmacht. Sie freunden sich an.
Jerry und Adam verlieben sich in die Tanzelevin Lise Dassin, die ihren Lebensunterhalt als Verkäuferin in den Galeries Lafayette verdient. Sie fühlt sich beziehungsmäßig dem Millionär und heimlichen Cabaret-Sänger Henri verpflichtet, da er und seine Eltern sie als Jüdin während der deutschen Besatzungszeit vor den Nationalsozialisten versteckt hatten. Er hingegen denkt mehr an seine Karriere als Jazz-Sänger.
Die amerikanische Millionärin Milo Davenport findet Kontakt zum Freundeskreis. Sie erklärt, alle vier künstlerischen Karrieren unterstützen zu wollen, verliebt sich dann aber in Jerry, was die Beziehungen der Personen untereinander verkompliziert, zumal Henris Eltern die Hochzeit von ihrem Sohn und Lise ankündigen. Doch zum Schluß klären sich die Verhältnisse. Jerry und Lise finden zueinander. Henri hat einen großen Auftritt im Cabaret Montmartre. Adam findet seine Erfüllung in der Musik. Und Milo sieht ein, dass sie Liebe mit Geld nicht kaufen kann.
(Wolfgang Jansen)
Hermann Bedke (Adam Hochberg), Peter Lesiak ( Jerry Mulligan), Sascha Stead (Henri Baurel), Ensemble © Oper Kiel / Foto: Olaf Struck |
Kritiken
"Schon für den Gene-Kelly-Film von 1951 wünschte sich Ira Gershwin, der Bruder von George, eine Art Potpourri der Balladen und Musikstücke des großen Meisters - jetzt wurde es zu Duetten, Terzetten und Quartetten erweitert sowie um Showacts und Ballett ergänzt. Die Bühnenversion spielt mit allen Facetten des Musicalgenres und seiner Faszination, den ´dancing feet´ von Gene Kelly, Gershwins sinfonischen Tondichtungen, Jazz und ´Blue-Notes´, und endet im Stil des klassischen Balletts in einer Traumsequenz! ´Ein Amerikaner in Paris´ ist so komplex wie ein Tanzmusical von Agnes de Mille.
Darin lag die Herausforderung auch in Kiel! Und man engagierte sich ein Ensemble, in dem man jetzt Tänzer als hervorragende Sänger entdecken konnte. In der Regie und Choreografie von Ricarda Regina Ludigkeit und mit Daniel Carlberg am Pult wurden das Ensemble und die Solisten zu ´Stars´ und fingen zu ´strahlen´ an. Atmosphärisch ´fliegen´ die Bilder als Videoprojektionen herein. [...]
Zu Beginn sitzt auf der leeren Bühne der junge amerikanische Komponist Adam (Hermann Bedke) am Klavier. Er ist ein Amerikaner in Paris, so wie Gerhswin 1928, als er seine Tondichtung schrieb, und führt uns durch seine Story von Träumen, Liebe und Karriere der Nachkriegszeit. Die will er einfangen, denn das ist es, was ihm, dem Amerikaner in Paris, am Ende der Geschichte nur bleibt. [...]
Wobei auf den Background der Nazi-Besatzung, Judenverfolgung und Résistance-Thematik in Kiel weitgehend verzichtet wurde. Die Dialogregie ist mehr auf schnellen Sprachduktus ausgerichtet als situativ auf den Rhythmus von Drehpunkten, Pausen und Handlungskonflikten, um die Hintergründe der Protagonisten auszuloten. So liegen Höhepunkte des Abends vor allem im Tanz und in der Musik."
Hartmut H. Forche: Ein Amerikaner in Paris, Ein zauberhaft leichtfüßiges Musical, wie es heute kaum noch zu sehen ist. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 200, Dezember 2019/Januar 2020, Seite 18-19.
"Die Produktion des Theaters Kiel ist durchgehend gelungen. Ricarda Regina Ludigkeit hat ganze Arbeit geleistet. Das Stück ist für den Zuschauer und -hörer ein wahrer Genuss. Inszenierung und Choreographien fügen sich wunderbar in die Geschichte ein. Dabei wurde auf Experimente in moderne Richtungen verzichtet, kein Rad wollte neu erfunden werden, was das Stück jedoch nicht altbacken, sondern gerade echt und angenehm werden lässt. Klassische Kostüme von Gabriele Heimann, warme Atmosphäre durch das richtige Licht und passende Requisiten lassen das Publikum in das Nachkriegs-Paris reisen. [...]
Hinzu kommen die vielen Choreographien. Sie verzaubern und laden zum Träumen ein. Aus dem kriegsgeschundenen Paris wird wieder die Stadt der Liebe, wie man sie sich vorstellt. [...]
Eine durchweg überzeugende deutsche Erstaufführung, die man sich gut und gerne auch öfters anschauen kann und sollte, denn so etwas sieht man hierzulande nicht oft."
Vincent Kleen: So geht Musical!, "Ein Amerikaner in Paris" als Deutschlandpremiere am Opernhaus Kiel. In: blickpunkt musical, Ausgabe 103 (06/19), November 2019-Januar 2020, Seite 10-12.
Peter Lesiak (Jerry Mulligan), Lynsey Reid (Lise Dassin © Oper Kiel / Foto: Olaf Struck |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "An American in Paris". Film-Soundtrack 1951, MGM-Records. (1xCD)
- "An American in Paris". A New Musical, Original Broadway Cast Recording, Studio-Aufnahme, Sony Music Masterworks Broadway 2015. (1xCD)
Video / DVD
- "Ein Amerikaner in Paris". Filmfassung von 1951, deutsche Synkronisation, Classic Collection, Meisterwerke der Filmgeschichte, 2010. (1xDVD)
- "An American in Paris". The Musical, Original London Cast 2017, Liberator Film, released 2021. (1xDVD)
Literatur
- Wolfram Schwinger: George Gershwin, Eine Biographie. Mainz/München: Schott/Piper 1983.
- Hanspeter Krellmann: George Gershwin. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. rowohlts monographien, Band 418, Reinbek: Rowohlt 1988.
Kommentar
"An American in Paris" ist ursprüngliche eine Komposition für Orchester von George Gershwin aus dem Jahr 1928. Es war eine Auftragskomposition für die New Yorker Philharmoniker. Im Jahr 1951 diente das Orchesterwerk als Vorlage für den gleichnamigen Spielfilm von Vincente Minnelli.
Da das Programmheft zur deutschen Erstaufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt.
Empfohlene Zitierweise
"Ein Amerikaner in Paris" ("An American in Paris") [Kiel]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 30. Oktober 2022.