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Hallo, Dolly (Hello, Dolly!)

Musikalische Komödie


Musik und Gesangstexte von Jerry Herman 
Buch von Michael Stewart  
Nach "The Matchmaker" von Thornton Wilder  
Deutsche Übersetzung von Robert Gilbert 
Instrumentation von Gerhard Kneifel

 


Inszenierung


DDR-Erstaufführung: 18. Dezember 1970
Metropol-Theater, Berlin, DDR
 

  • Regie: Charlotte Morgenstern
  • Musikalische Leitung: Werner Krumbein
  • Ausstattung: Werner Schulz
  • Choreografie: Helga Wasmer-Witt
  • Chöre: Wolfgang Schottke


Besetzung:

  • Dolly Gallagher Meyer: Gisela May
  • Horace Vandergelder: Hans-Joachim Blochwitz
  • Irene Molloy: Marioara Vaidas
  • Minnie Fay: Doris Abeßer
  • Cornelius Hackl: Fritz Hille
  • Barnaby Tucker: Wolfgang Ostberg
  • Ernestina: Maria Mallé / Brigitte Schnaubelt
  • Ermengarde: Sigrid Olischer
  • Ambrose Kemper: Wolfgang Eilers / Hans Glogowski
  • Rudolph: Klaus Geber / Rudolf Hentschel
  • Piccolo: Kurt Kaminski
  • Mrs. Rose: Ingeburg Chabowski
  • Sheriff: Horst Wess

 

  • Ballettsolisten: Helga Dürr, Hildegard Hoffmann, Maria Sierakowski, Kurt Kaminski, Helmut Schindler

 

 

Hallo Dolly 1

SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Abraham Pisarek

 

 

Premierenchronik

USA UA 16. Januar 1964 St. James Theatre, New York
GB EA 2. Dezember 1965 Drury Lane Theatre, London
D Dspr. EA 26. November 1966 Schauspielhaus, Düsseldorf
CH EA 1. September 1967 Komödie, Basel
A EA 10. September 1968 Theater an der Wien, Wien
DDR EA 18. Dezember 1970 Metropol-Theater, Berlin

 

 

Inhaltsangabe


"´Hallo, Dolly´ ist ein Werk des heiteren Musiktheaters, das mit gewissen Augenzwinkern ein liebenswürdiges Bild der amerikanischen Gründerjahre mit ihren typischen Kleinstadtverhältnissen und der Sehnsucht des kleinen Mannes nach der ´großen Welt´ - das New York der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts - zeigt."

(aus dem Programmheft der DDR-Erstaufführung)

 

 

Hallo Dolly 2

SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Abraham Pisarek

 

 

Kritiken


"Wer hat sie nicht schon einmal irgendwo gehört - diese Titelmelodie von ´Hallo, Dolly´. Nicht zuletzt war es Louis Armstrong, der sie berühmt gemacht hat. Nun ist sie auch im Berliner Metropol-Theater eingezogen und mit ihr die ganze patente, freche und fesche Person, der dieses Lied gewidmet ist: Dolly Meyer, ihres Zeichens Heiratsvermittlerin und so ganz nebenbei noch in manches andere Geschäftchen verwickelt bei dem Bemühen, sich endlich selbst nach angemessener Witwenzeit wieder unter die Haube zu bringen. [...]

Und ein großer Jux ist es geblieben, ein Jux, bei dem das Zwerchfell trapaziert und die Zuschauer im Parkett in Sektlaune versetzt werden - dank einer Dolly, die herrlich komisch und keß ist, die die Pointen wie Feuerwerkskörper abschießt, die spielt, singt und tanzt, daß es eine wahre Pracht ist: Gisela May. 

Sie zaubert eine Dolly auf die Bühne, die es wahrlich in sich hat, ihr Temperament reißt alle mit. Sie ist ein gerissenes kleines Teufelchen und dabei so unendlich liebenswert, daß man dem reichen Vandergelder, der sie heiraten darf, nur gratulieren kann. Eine großartige Komödiantin in des Wortes bester Bedeutung. Freude soll heilsam sein. Gisela May ist, so gesehen, als Dolly der beste Arzt, den man sich denken kann."

Katja Stern: "Bravo, Dolly!", Premiere im Metropol-Theater mit Gisela May. In: Neues Deutschland, Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Nr. 359, 29. Dezember 1970.

 

"Berlins Operettentheater hat seine Attraktion: Gisela May als Star in dem amerikanischen Erfolgsmusical ´Hallo, Dolly!´. Die bedeutende und vielseitige Künstlerin, die auf der Schauspielbühne durch die bezwingende Gestaltung klassischer und zeitgenössischer Rollen fesselt, die in fast allen Hauptstädten Europas als Chansoninterpretin gefeiert wird, die sogar auf der Opernbühne in der Inszenierung von Brecht/Weills ´Sieben Todsünden der Kleinbürger´ sich bewährte, nun eroberte sie sich abermals einen neuen künstlerischen Bereich: das Musical. [...]

Auf dem Umweg über Thorten Wilder sind die einstigen Hauptfiguren und ihre verwickelten Abenteuer ein bißchen zu Randerscheinungen geworden, die sich um eine neue Mitte gruppieren: um die Titelheldin Dolly Meyer, geschäftige und vielbeschäftigte Heiratsvermittlerin, die ihr Geschick und ihre Ueberredungskunst gerade einmal in eigener Sache einsetzen will, um einen kleinlichen, spießigen ´Halbmillionär´ und Parvenü zu einem brauchbaren Menschen und in ihren Ehemann zu verwandeln. Wie sie also auf ´Fang´ geht, komplizierte Situationen rettet, dabei nie ihr Ziel aus den Augen läßt, eine ganze Parade in Schwung bringt, ein nobles Amüsierlokal in Raserei versetzt, einen grimmigen Sheriff um den Finger wickelt und stets triumphiert, das weist sie als eine Frau von Format aus. Für diese Partie bedarf es einer Künstlerpersönlichkeit von besonderer Ausstrahlung. Und darum steht Gisela May auf der Bühne des Metropol, keine Operettendiva alten Stils, aber eine ´Grande Dame´.

Sie hat alle Töne drauf, die Textbuch und Noten (Michael Stewart/Jerry Herman) von ihr verlangen, und noch viele Zwischentöne dazu, feinste Nuancen der Gestaltung, des Ausdrucks. Sie kann spöttisch und charmant sein, betörend zärtlich oder drastisch bis vulgär - immer aber wirkt sie souverän."

Me.: Heiratsvermittlung in eigener Sache, 100. Metropol-Premiere: das amerikanische Musical "Hallo, Dolly!" mit Gisela May. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (Berliner Ausgabe), Nr. 306, 27. Dezember 1970.

 

"Und so wie die Haupthandlung sich eben um die Heiratsvermittlerin rankt, so steht und fällt das Geschehen natürlich auch mit der Darstellerin dieser Rolle. Für die Metropoltheater-Inszenierung gewann die Leitung des Hauses (ein großer Glückwunsch für die Idee und ihre Realisierung) Gisela May - Grund genug, seit Wochen mit Spannung auf die Premiere zu warten. Wie würde sich die berühmte Schauspielerin, die weithin bekannte Interpretin der Songs und Chansons von Brecht, Tucholsky und Kästner in diesem Metier behaupten? Großartig! Die May kann eben alles. Wer sie oft gesehen und gehört hat, wird sich darüber auch nicht wundern. Ihr Charme, ihre gewisse Frechhheit, ihre Souveränität, ihre Persönlichkeit, die sie voll und ganz in den Dienst der heiteren Muse stellte, machten sie zu der Dolly Meyer, wie man sie sich anders nun nicht mehr vorstellen kann. Ein Genuß für den Zuschauer ihr genießerisches Souper mit Vandergelder, ein Hauptspaß ihr ´Auftritt´ als Freiheitsstatue, eine Augenweide ihre Bewegungen, Gesten und tänzerischen Einlagen, und selbstverständlich ein Ohrenschmaus ihr ´Hallo, Dolly´. Möge sie recht oft und recht lange in dieser Rolle im Metropol zu hören und zu sehen sein."

Gerda Ewald: Die May kann eben alles, Zur "Hallo-Dolly"-Premiere im Metropoltheater Berlin. In: Berliner Zeitung, Nr. 353, 22. Dezember 1970.

 

Hallo Dolly 3

SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Abraham Pisarek

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Hello, Dolly!". Cast Recording, Revival USA 1994. Varese Sarabande VSD-5557 (1xCD). 
  • "Hello Dolly". Deutsche Studio Einspielung, Deutsche Grammophon 1967, Spectrum 521 474-2 (1xCD).

 

Literatur

  • Thornton Wilder: Die Heiratsvermittlerin. In: Ders.: Stücke. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Herberth E. Herlitschka und Hans Sahl, Berlin (DDR): Volk und Welt 1982, Seite 155-247.

 

 

Kommentar


Die Vorlage des Musicals, Thornton Wilders Schauspiel "The Matchmaker" ["Die Heiratsvermittlerin"] (UA 1954), ist eine Neufassung von Wilders Schauspiel "The Merchant Of Yonkers" von 1938. Dieses wiederum geht auf die Posse "Einen Jux will er sich machen" von Johann Nestroy zurück (UA 1842), die auf dem Einakter "A Day Well Spent" des Briten John Oxenford basiert (UA 1834).

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Hallo, Dolly" ("Hello, Dolly!"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 30. März 2020.