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Der geteilte Himmel

Musical in zwei Akten


Musik von Wolfgang Böhmer
Text von Martin G. Berger
Nach Christa Wolfs gleichnamiger Erzählung

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 20. Januar 2023
Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Martin Schelhaas
  • Regie und Choreografie: Melissa King
  • Bühne: Knut Hetzer
  • Kostüm: Aleksandra Kica
  • Video: Roman Rehor
  • Chor: Aki Schmitt

 

Besetzung:  

  • Rita / Emma: Sophia Euskirchen
  • Manfred: Martin Gerke
  • Der alte Manfred: David Schroeder
  • Meternagel: Jochen Fahr
  • Wendland: Christoph Götz
  • Schwarzenbach: Michael Meiske
  • Schlagersängerin / Frau am Schalter: Cornelia Zink
  • Mangold: Ascelina Klee
  • Herr Herrfurth, Manfreds Vater: Brian Davis
  • Frau Herrfurth, Manfreds Mutter: Karen Leiber
  • Kuhl: Olaf Meißner
  • Ermisch: Wieland Beer
  • Liebentrau: Reinhard Strey
  • Melcher: Andre Schmidtke
  • Kind: Matu Freitag / Florentina Stoll

 

 

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Sophia Euskirchen (als Emma), David Schroeder (Der alte Manfred) 

© Mecklenburgisches Staatstheater / Foto: Silke Winkler

 

 

 

Premierenchronik

D UA 20. Januar 2023 Mecklenburgisches Staatstheater, Schwerin

 

 

 

Inhaltsangabe


"Halle, 1961. Rita ist 19, Manfred 29. Sie, das Dorfkind, darf auf Lehramt studieren, er, Bildungsbürger, hat gerade promoviert. Sie glaubt an den Sozialismus und arbeitet freiwillig im Waggonwerk, er verspottet alles Ideologische und erkennt die Grenzen seiner Möglichkeiten. Und doch teilen sie einen Himmel, bevor er sich über ihnen teilt."

(Inhaltsangabe auf Website des Mecklenburgischen Staatstheaters)

 

 

 

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Martin Gerke (Manfred), Sophia Euskirchen (als Rita)

©  Mecklenburgisches Staatstheater / Foto: Silke Winkler

 

 

Kritiken

 
"Das Musical ´Der geteilte Himmel´ haben Komponist Wolfgang Böhmer und Librettist Martin G. Berger als gut zweieinhalbstündigen Zweiakter betont ´nach Motiven´ von Wolfs Erzählung verfasst. Wer sich an Konrad Wolfs Verfilmung erinnert oder sie online noch einmal hervorruft, wird rasch merken, dass vor allem wohl sie die Grundlage dieses Musicals gewesen sein dürfte. Sowohl die Textfassung als auch eine ganze Reihe von Ausstattungsdetails strahlen einen direkten Bezug zur Filmfassung aus. [...]

Kann diese Geschichte als Stoff einer Musical-Adaption taugen? Durchaus. Zumal die Vorlage von Böhmer und Berger in der Regie von Melissa King sehr flüssig und energiegeladen umgesetzt worden ist. [...]

Dem Premierenpublikum haben das insgesamt differenzierte Herangehen sowie der Verzicht auf dümmliche Ostalgie und besserwisserische Geschichtsklitterung durchaus gefallen. Vor allem wurde die künstlerische Umsetzung bejubelt. Denn die Komposition erwies sich als äußerst vielfältig und reich an unterschiedlichsten Klangfarben, wirkte mal geradezu filmisch, mal opernhaft und höchst herausfordernd für die Interpreten, es gab vorsichtige Ausflüge in die Moderne, mitunter auch Anklänge an Bernstein, Gershwin und Eisler sowie immer mal wieder deutliche Reminiszenzen an die ursprüngliche Handlungszeit, die übrigens auch dank der Kostüme von Aleksandra Lica reflektiert worden ist."

Michael Ernst: Das braune Fräulein - geliebt und verlassen, Am Mecklenburgischen Staatstheater wurde "Der geteilte Himmel" von Christa Wolf uraufgeführt, als Musical!. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 23. Januar 2023.

 

"Rita hat ihr persönliches Glück einer großen Idiotie untergeordnet: Ist das Sozialismus? - "Nein", antwortet der alte Mann mit den dünnen grauen Haaren, "das ist Idiotie". Lässt sich die Essenz eines Lebens, einer Generation, einer ganzen Gesellschaft und eines Jahrhundertromans auf solch eine schlichte Aussage reduzieren wie nun im Schweriner Theater?

Natürlich, es ist ein Musical, dass hier am Mecklenburgischen Staatstheater seine Uraufführung erlebt: Ein Genre, das naturgemäß nicht eben vor Tiefgang strotzt und dramaturgisch Beziehungs-Reduktionen verlangt. Doch wer sich ein literarisches Stück Zeitgeschichte wie Christa Wolfs Erzählung ´Der geteilte Himmel´ aus dem Jahr 1963 vornimmt - diese Geschichte der an den politischen Umständen in der DDR schmerzlich scheiternden Liebe von Rita und Manfred - und damit die deutsch-deutsche Teilung in neuem Gewand erzählen will wie nun Texter Martin G. Berger, Komponist Wolfgang Böhmer und Regisseurin Melissa King, muss sich auch an dieser Quelle messen lassen - und da bleiben im Großen Haus nach zweieinhalb Stunden trotz allem Premierenjubel doch einige Fragezeichen. [...]

Doch wo die Autorin einst auf ebenso sensible wie glaubwürdige Weise diesen Prozess des Auseinanderdriftens schilderte, bleibt nun vieles eher an der plakativen Oberfläche - ´wie der Westen den Osten sieht´, raunt es aus dem Publikum."

Christoph Forsthoff: Eine schmerzlich scheiternde Liebe vor dem Mauerbau, Uraufführung von Christa Wolfs "Der geteilte Himmel" als Musical am Staatstheater. In: Schweriner Volkszeitung, 23. Januar 2023.

 

"Es war nicht alles schlecht. Das wird man doch wohl noch sagen dürfen. Selbst dann, wenn man es nicht so explizit und ironisch tut wie die ostdeutsche Boygroup ´Die Prinzen´ im Jahre 2010. Immer noch, mehr als 30 Jahre nach der Wiedervereinigung, geht es im Osten um seelische Kompensation, um das Selbstwertgefühl, das sich trotz entwerteter Biografien und widriger Deutungen der ungerechten Gegenwart behaupten muss. Das Problem spiegelt sich nicht nur brutal in Wahlergebnissen östlicher Bundesländer, sondern auch gefühlig in der Kunst. Da liegt der Griff zum Roman ´Der geteilte Himmel´ von Christa Wolf nah, dem Klassiker der romantischen sozialistischen Literatur. Die Schriftstellerin wird bis heute von vielen im Osten als Nationalheilige der DDR-Literatur verehrt. [...]

Das Ergebnis ist ein gelegentlich zähes, insgesamt dennoch bewegendes Musikdrama. Klarer Schwachpunkt der Inszenierung sind Kings Choreografien. Beim Aufbruch des Landes in sozialistischen Kollektiven drehen sich die Arbeiterinnen individuell um die eigene Aachse. Die Gesellschaftstänze auf einer Betriebsfeier des VEB Waggonwerk wirken gar versehentlich wie eine Parodie. [...]

Am 13. August beginnt der Mauerbau. ´Den Himmel wenigstens können sie nicht zerteilen´, sagt Manfred spöttisch. ´Doch´, sagt Rita leise, ´der Himmel teilt sich zuallererst.´

Im Epilog, in der Rahmenhandlung, wird noch einmal ausdrücklich, pädagogisch wertvoll erwähnt, dass die DDR ´eine Diktatur und ein Unrechtsstaat´ war und der alte Manfred wird von Emma scheinheilig gefragt, ob das Sozialismus sei: Das eigene Glück einer höheren Idee unterzuordnen. Manfred: ´Nee, das ist Idiotie´ - womit er, überflüssigerweise, gleich jeden Idealismus lächerlich macht. Arme Rita."

Stefan Grund: Es war nicht alles schlecht, Aus Christa Wolfs berühmtesten Roman "Der geteilte Himmel" von 1962 wird in Schwerin ein Musical. Kann das gut gehen? In: Die Welt, 23. Januar 2023.

 

 

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Ensemble

© Mecklenburgisches Staatstheater / Foto: Silke Winkler



Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Christa Wolf: Der geteilte Himmel. Erzählung, Leipzig: Reclam 1966. (EA 1963)

 

 

Kommentar

 

"Der geteilte Himmel" wurde von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Bestes Musical" nominiert.

Wolfgang Böhmer und Martin Schelhaas wurden von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Bestes Musikalisches Gesamtbild" nominiert.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der geteilte Himmel". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. September 2023.