Come From Away
Musical
Buch, Gesangstexte und Musik von Rene Sankoff und David Hein
Deutsche Übersetzung von Sabine Ruflair
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 22. Februar 2025
Theater, Regensburg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz
- Regie: Sebastian Ritschel
- Choreographie: Gabriel Pitoni
- Ausstattung: Kristopher Kempf
- Licht: Maximilian Rudolph
Besetzung:
- Claude / Derm / Eddie: Benedikt Eder
- Bonnie / Martha: Fabiana Locke
- Beulah / Delores: Patricia Hodell
- Oz / Joey / Zollbeamter / Mr. Michaels / Terry / Matty / Rabbi / Kardiologe: Felix Rabas
- Janice / Britney / Flugbegleiterin: Scarlett Pulwey
- Beverley / Annette / Reporterin: Wietske van Tongeren
- Diana / Chrystal / Brenda: Carin Filipčić
- Nick / Doug / Officer Stephenson: Jogi Kaiser
- Kevin T. / Garth / Präsident Bush: Andreas Bieber
- Kevin J. / Dwight / Ali: Alejandro Nicolás Firlei Fernández
- Bob / Muhumuza / Captain Bristol: Lionel von Lawrence
- Hannah / Margie / Micky: Masengu Kanyinda
- Ensemble: Maria Mucha / Patrick Imhof
- Band: Andreas Kowalewitz / Ben Weishaupt / Robert Prill / Malte Weyland / Sven Faller / Oliver Horeth / Benedict Kutzer / Marco Beck / Alona Khlevna / Lars Pfeiffer / Benedikt Dreher
Ensemble "Come From Away" Theater Regensburg Foto: © Marie Liebig |
Premierenchronik
USA | UA | 13. Juni 2015 | La Jolla Playhouse, San Diego |
CAN | EA | 29. Oktober 2016 | Steele Community Centre, Gander |
USA | UA Broadway | 12. März 2017 | Gerald Schoenfeld Theatre, New York |
IRL | EA | 11. Dezember 2018 | Abbey Theatre, Dublin |
GB | EA | 18. Februar 2019 | Phoenix Theatre, London |
NL | EA | 3. November 2021 | Nieuwe Luxor Theatre, Rotterdam |
D | Dspr. EA | 22. Februar 2025 | Theater, Regensburg |
Inhaltsangabe
"'Come from away' basiert auf der wahren Geschichte der wenigen Tage, als die abgelegene Gemeinde Gander auf Neufundland, Kanada, Gastgeber für Menschen aus aller Welt war. Was wie ein normaler Tag in einer Kleinstadt begann, wurde zu einer beispiellosen Hilfsaktion: Am 11. September 2001 wurden 38 Flugzeuge mit Tausenden von Menschen aus der ganzen Welt auf die Landebahn des großen, aber kaum noch genutzten Flughafens Gander umgeleitet. Unbeeindruckt von Kulturkonflikten und Sprachbarrieren betreuten, versorgten und ermutigten die Einwohner*innen von Gander die gestrandeten Reisenden durch Musik, eine offene Bar und die trotz der schrecklichen Vorfälle letztlich optimistische Erkenntnis, dass wir alle Teil einer globalen Familie sind."
(Inhaltsangabe Theater Regensburg, 2025)
Wietske van Tongeren & Ensemble "Come From Away" |
Kritiken
"Musical-Shows vom Broadway oder vom West End auf eine deutsche Stadttheaterbühne zu holen, ist ein langwieriger Prozess mit unklaren Erfolgsaussichten. Das Theater Regensburg, noch Stadt-, ab kommendem Jahr dann Staatstheater, hat sich vor geraumer Zeit auf den Weg gemacht, die Aufführungsrechte für 'Come From Away' zu erhalten. Das Stück der Kanadier Irene Sankoff und David Hein erlebte 2017 seine Premiere am Broadway und erhielt zahllose Auszeichnungen, darunter Tony Award und Olivier Award. Acht Jahre später gibt es 'Come From Away' in einer stimmigen Übersetzung von Sabine Ruflair nun auch in Deutschland.
Das Stück greift eine Episode rund um '09/11' auf. Nachdem das erste Flugzeug von Terroristen ins World Trade Center gesteuert worden und der Kontakt zu einigen anderen Fliegern verloren gegangen war, sperrten die USA ihren Luftraum. Was in der Luft war, musste schnellstmöglich landen – und 38 Passagierflugzeuge strandeten in Gander, Neufundland. An einem 'kleinen Ort auf einem riesigen Felsen im Ozean' wie es im Eröffnungssong 'Welcome to the rock' heißt.
[...] An die 40 Rollen umfasst das Textbuch, verteilt auf zwölf Darstellende. Nicht jede Figur wird plastisch, einige – Kardiologen, ein ziemlich gutaussehender Pilot, der spanischsprachige Englischlehrer – sind eher unterhaltsame Karikaturen. Doch ein paar Geschichten erhalten größeres Augenmerk: Die von Kevin und Kevin etwa, die sich nicht als schwules Pärchen zu erkennen geben wollen – wer weiß, wie diese Kanadier ticken. Oder die Zufallsbekanntschaft von Diana und Nick, musical-untypisch eher ältere Semester, die hier nochmal einen zweiten Frühling erleben dürfen. Oder die von Hannah, deren Sohn Feuerwehrmann in New York ist, am 11. September eigentlich einen freien Tag hat – und doch vermisst wird.
[...] Regisseur Sebastian Ritschel hat ein feines Gespür für die feinen Nuancen, die im ungewöhnlichen Setting liegen. Und er hat ein Ensemble zur Hand, das für ein Stadttheater ungewöhnlich ausgeglichen und zugleich hochklassig besetzt ist. Es mag von Vorteil gewesen sein, dass Ritschel auch Intendant des Hauses ist. [...] Inszenatorisch erinnert vieles – vom mit wenigen Tischen und Stühlen ausgestatteten Bühnenbild über den Einsatz der Drehbühne (Ausstattung: Kristopher Kempf) bis hin zu den Tanzchoreos (Gabriel Pitoni) an das, was man aus den englischsprachigen Inszenierungen kennt. Doch birgt das eben auch ein – hier bestens eingelöstes – Qualitätsversprechen und gehört in gewisser Weise mit zum schwierigen Spiel, ein englisches Erfolgsstück auf die Bühne eines deutschen Stadttheaters zu bringen."
Volker Tzschucke: Wenn Welten aufeinanderprallen. In: Die Deutsche Bühne (online), 23. Februar 2025 [https://www.die-deutsche-buehne.de/kritiken/irene-sankoff-david-hein-come-from-away-sebastian-ritschel-regensburg/], aufgerufen 25. Februar 2025.
"Das Musical gleitet nie ins Kitschige, nie ins Überemotionale und nie ins Absurde ab. Und trotzdem wird sehr viel gelacht und ebenso lässt sich deutlich vernehmen, dass im Publikum auch Tränen fließen.
Die Übersetzung des Stücks stammt von Sabine Ruflair, sie ist sehr behutsam mit den Texten umgegangen. Die vielen Dialekte des Originals fallen dabei zwar etwas unter den Tisch, aber insgesamt ist es nun auch auf Deutsch ein Werk aus einem Guss. Die Anpassungen an unseren Sprachgebrauch sind ebenfalls gut gelungen und die schlechten Witze, die Beulah erzählt, sind auch auf Deutsch noch immer so herrlich schlecht wie auf Englisch.
Regisseur Sebastian Ritschel erzählt, dass es ihm darum ging, aus über 400 Bewerbern diejenigen zusammenzu-stellen, die gemeinsam das harmonischste Ensemble bildeten und dazu kann man ihm nur gratulieren. Egal, wie gut und dicht dies Stück geschrieben ist – das, was die Darsteller dort in den letzten Wochen an Verbundenheit erarbeitet haben, ist einzigartig. Ob in den durchaus anspruchsvollen Choreografien von Gabriel Pitoni in den großen Ensemblenummern wie 'Welcome to the Rock' oder auch der Barszene 'Wir sind durch', aber auch in den kleinen Momenten voller Emotionalität ebenso wie Intimität, zeigt sich die harte Arbeit, die dazu führte, jetzt alles so spielerisch wirken zu lassen. Ritschel beweist ein bewundernswertes Gespür für die Inszenierung des Stückes, denn je weniger Bühnenbild und Kostüme helfen können, desto wichtiger wird eine klare Personenregie. Hier haben er und sein Team Herausragendes geleistet. Die Kostüme sind kaum als solche zu erkennen, die Darsteller tragen Alltagskleidung und springen durch minimalste Veränderungen, sei es ein Jackett oder eine Mütze, in eine der zahlreichen Rollen, die jeder einzelne von ihnen spielt. Das Bühnenbild (gesamte Ausstattung Kristopher Kempf) verbindet auf schlichteste Weise sowohl die Twin Towers des World Trade Centers mit ihren berühmten Stahlträgern als auch den zweistöckigen Flughafen Ganders. Auf der Bühne selbst finden sich nur weiße Stühle und Tische, mit wenigen Bewegungen entstehen so die Flugzeuge, die Bar oder auch die Notunterkünfte. Das Licht von Maximilian Rudolph ist auch einer der Hauptakteure bei der schlichten Bühnengestaltung. Mit wenigen Akzenten und sehr klar abgegrenzten Bühnenräumen unterstreicht es elegant den filmischen Charakter der Inszenierung. Im zweiten Stock des bühnenrahmenbildenden Stahlgerüstes findet man die Band unter Leitung von Andreas Kowalewitz. Die Musik wird sehr punktiert und mit großer Kraft gespielt, auch die so entstehende Energie trägt zu dem sehr großen Erfolg dieser Erstaufführung bei."
Sabine Haydn: Jeder von uns kommt von woanders: Deutschsprachige Erstaufführung von "Come From Away" am Theater Regensburg. In: blickpunkt musicals (online), 23. Februar 2025 [https://blickpunktmusical.online/jeder-von-uns-kommt-von-woanders-deutschsprachige-erstauffuehrung-von-come-from-away-am-theater-regensburg/], aufgerufen 25. Februar 2025.
Ensemble "Come From Away" Theater Regensburg Foto: © Marie Liebig |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Come From Away". Original Broadway Cast, 2017. Concord Records 0001. (1xCD).
DVD / Video
- "Come From Away". Original Broadway Cast, 2021. Streaming Apple TV+.
Literatur
- Da Capo; Illustrated Edition, 2019. Come From Away: Welcome to the Rock: An Inside Look at the Hit Musical.
Empfohlene Zitierweise
"Come From Away". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 25. Februar 2025.