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Candide


Musik von Leonard Bernstein 
Buch von Hugh Wheeler nach Voltaire 
Gesangstext von Richard Wilbur, Stephen Sondheim, John La Touche  
Deutsche Fassung von Marcel Prawy  
Für den Broadway produziert durch das Chelsea Theatre Center of Brooklyn in Zusammenarbeit mit Ruth Mitchell und Harold Prince. Die Broadway-Produktion war eine Idee und Inszenierung von Harold Prince 

 


Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 27. März 1982
Theater im Kelter (Theater Heilbronn), Bundesrepublik Deutschland

  

  • Regie: Maria Becker
  • Musikalische Leitung: Jean Hoffmann
  • Bühnenbild: Günther Kupfer
  • Kostüme: Günther Kupfer / Gaby Sogl
  • Choreographie: Albert Mol


Besetzung:

  • Voltaire / Dr. Pangloss / Gouverneur / Der Weise: Franz Lindauer
  • Candide: Christoph Herrmann
  • Kunigunde: Colleen Besett / Anne Tedars
  • Maximilian: Wolff von Lindenau
  • Paquette: Rotraut Arnold
  • Die alte Dame: Ingrid Richter-Wendel

 

Ensemble

  • Huren / Sklavinnen / Sünderinnen: Susann B. Brugger / Monika Hillebrandt
  • Baronin / Hure: Ursula Münch
  • Huren / Schafe: Monica Schweitzer / Petra Ziegler
  • Werber / Sünder / Businessman / Seeräuber / Gast: Peter Baumann
  • Westfälischer Soldat / Matrose / Sklaventreiber / Gast / Kuhhinterteil: Siegfried Blattner
  • Westfälischer Soldat / Sünder / Pater: Johannes Hinkelmann
  • Chinesischer Lakai / Pygmäe / Seeräuber / Häscher / Sklave / Kuhvorderteil: Miklos Horvath
  • Inquisitor / Matrose / Eunuch: Joseph Rothmann
  • Werber / Priester / Don / Gast: Walter Schneider
  • Bulgarischer Soldat / Agent / Matrose / Don: Wolfram Schriever
  • Baron / Richter / Adjutant / Don / großer Sklave / Seeräuber: Peter Singer
  • Jäger / Scheich / Henker / Seeräuber / Löwe / Gastgeber Karl Straub
  • Bulgarischer Soldat / Häscher / Seeräuber / Sklave: Andreas Zürn

 

 

Premierenchronik

USA UA 18. Dezember 1973 Chelsea Theatre Center of Brooklyn, New York
A Dspr. EA 5. August 1976 Stadthalle, Wien
D EA 27. März 1982 Theater im Kelter, Heilbronn
DDR EA 11. Juni 1986 Deutsches Nationaltheater, Weimar

 

 

Inhaltsangabe


"Candide, der gutgläubige Jüngling, der illegitime Sproß der Schwester des westfälischen Barons Thunder ten Tronck, wird vom Schloss verjagt, weil er die physikalischen Experimente, die sein Lehrer Pangloss mit der Zofe Panquette betrieb, mit der Tochter des Hauses, Kunigunde, nachmachen wollte. Candide erlebt die furchtbarsten Abenteuer, wird verschleppt und eingesperrt, beinahe von der Inquisition verbrannt, gerät in den südamerikanischen Urwald und nach Konstantinopel. Auch Kunigunde muß viel erdulden, bis Candide die Geliebte aus einem Harem freikaufen kann. Er heiratet sie mit einigem Widerwillen, denn inzwischen ist sie alt und verbraucht. Immer wieder aber tritt zwischen den Abenteuern unseres Helden Pangloss in Erscheinung und beweist, wie gut und sinnvoll alles sei, denn wer weiß, wie viel schlimmer es hätte kommen können, wenn es nicht so gekommen wäre. Am Ende wird Candide mit einer anderen Weisheit bekannt, die das Leben erträglich macht und vor Langeweile, Laster und Sorgen bewahrt: ´Wir müssen unseren Garten bebauen´."

(Lothar Sträter: "´Wir müssen unseren Garten bebauen´, Leonard Bernsteins Musical ´Candide´nach Voltaire in Wien für Europa erstaufgeführt. In: Mannheimer Morgen, 7. August 1976)

 

 

 

Kritiken


"
Keine einzige Melodie, die es je zu Evergreen-Ehren gebracht hätte. Bernsteins Musical wirkt viel zu kompliziert. Immer wieder verweist der Komponist auf die Vergangenheit. Immer wiieder zitiert er, kammermusikalisch verkürzt, die Musik seiner Vorgänger - so, als ob er auf seine Weise die Voraussetzungen schaffen wollte für eben jene 'beste aller möglichen Welten' eines gewissen Leibnitz, gegen die bekanntlich Voltaire polemisierend zu Felde zog.

[...] Wahrscheinlich braucht dieser 'Candide' eine gewisse Un-Vollkommenheit seiner Ausführung, um die Un-Vollkommenheit unserer Welt so anschaulich zu machen, wie sich Voltaire und seine Bearbeiter das einst gedacht haben. Show-Perfektion ist hier jedenfalls fehl am Platz. Insofern war es sicher die richtige Entscheidung, die deutsche Erstaufführung ausgerechnet in einem Provisorium stattfinden zu lassen. Die Kelter, in der das Heilbronner Theater bis zum Herbst noch zu Hause ist, bietet in seiner Wandlungsfähigkeit vielerlei Möglichkeiten, um den Stoff aus dem die Spekulationen sind, tatsächlich in den Griff zu bekommen.

[...] Maria Becker, zum ersten Mal als Musical-Regisseurin tätig, ist in der Wahl ihrer Mittel nicht gerade zmperlich. Da wird bei ihr manchmal changiert, daß ein Striese vor Neid erblassen könnte. Da wird auf Anweisung des Choreographen Albert Mol getanzt, daß es eine Art hat. [...] Man spürt das Engagement, sieht die Freude an der Arbeit, merkt das Mitgehen der Zuschauer - und überhört geflissentlich, daß das kleine Orchester unter Jean Hoffmann bisweilen mit seiner Vielstimmigkeit dem sogenannten Linksradikalen Blasorchester Konkurrenz zu machen versucht. Was soll's? Bernsteins Musik verliert durch solche Tönung nicht ihre Farbigkeit. Auch in Heilbronn beweist sie ihre Qualität."

Hartmut Regitz: Kunigunde. Maria Becker inszeniert Bernsteins Musical "Candide". In: Die Deutsche Bühne, Das Theatermagazin, Heft 5/1982, Seite 35.

 

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • "Candide". Final revised version, 1989, Studio-Einspielung mit dem London Symphony Orchestra im Dezember 1989, Dirigent: Leonard Bernstein, 2003 bei Deutsche Grammophon 474 472.2 (2xCD).

 

Literatur

  • Voltaire: "Candide oder Der Optimismus. Aus dem Deutschen übersetzt von Herrn Doktor Ralph samt den Bemerkungen, die man in der Tasche des Doktors fand, als er zu Minden im Jahre des heils 1759 starb." Aus dem Französischen von Stephan Hermlin, Leipzig: Reclam 2001. 
  • Andreas Jaensch: "´Candide´ - eine unendliche Geschichte". In: Ders.: "Leonard Bernsteins Musiktheater, Auf dem Weg zu einer amerikanischen Oper". Kassel u.a.: Bärenreiter 2003, Seite 101-141.

 

 

Kommentar


"Candide" wurde nach seiner Uraufführung am 1. Dezember 1956 mehrfachen Überarbeitungen unterzogen, was sich unmittelbar in der Zusammenstellung der Autoren bemerkbar macht. Es gibt daher von jeder Fassung eine eigene Uraufführung. 

Die Wiener Produktion war gleichzeitig die Europäische Erstaufführung der 1973er-Fassung.

Für die Erstaufführung in der DDR erstellte Johannes Felsenstein eine eigene Übersetzung.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Candide". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. November 2022.