Brigitte Bordeaux
Musical
Musik von Tom van Hasselt
Musikalisches Arrangement von Matthias Flake
Text von Tom van Hasselt und Sergej Gößner
Nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Sergej Gößner
Inszenierung
Uraufführung: 2. Juli 2022
Burgfestspiele Mayen, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Matthias Flake
- Regie: Alexander May
- Choreografie: Morris Perry
- Bühne: Dirk Seesemann
- Kostüme: Gerd Friedrich
Besetzung:
- Brigitte Bordeaux: Joel Zupan
- Herbert / Brigitte: Michael Ophelders
- Moni, Herberts Frau: Sabine Brandauer
- Sebastian, Herberts Sohn: Wolfgang Mirlach
- Bürgermeister / Dieter / Wolfgang Steipe: Thorsten Hamer
- Maike, Sebastians Verlobte / Erika Steipe: Milena Weber
Joel Zupan (Brigitte Bordeaux), Wolfgang Mirlach (Sebastian) © Burgfestspiele Mayen / Foto: Klaus Manns |
Premierenchronik
D | UA | 2. Juli 2022 | Burgfestspiele Mayen |
Inhaltsangabe
"Herbert und Moni sind seit 30 Jahren glücklich verheiratet und führen erfolgreich einen Weinbaubetrieb in der dörflichen Idylle von Moselheim. Eines Tages verkündet Herbert, eine Frau sein zu wollen, und trägt fortan nur noch Frauenkleider. Die Familie ist entsetzt, die Nachbarn lästern und der Männerchor will Herbert aus dem Vereinsleben ausschließen. Als Brigitte, wie Herbert jetzt genannt werden möchte, bei der Jahreshauptversammlung des Winzerverbands erklärt, für das Amt der Weinkönigin zu kandidieren, ist überregionale Aufmerksamkeit garantiert, sehr zum Leidwesen der Verantwortlichen. Für sich selbst macht Herbert das alles aber nicht: Es ist der Versuch einer seit langer Zeit fälligen, großen Wiedergutmachung, wie das fulminante Finale offenbart."
(aus: Charivari, Broschüre des Bühnenverlags Felix Bloch Erben, Berlin, 172. Jahrgang, Herbst 2022)
Thorsten Hamer (als Wolfgang Steipe), Milena Weber (als Erika Steipe) © Burgfestspiele Mayen / Foto: Klaus Manns |
Kritiken
"Wer hätte das gedacht? Im Programmheft der Musicaluraufführung der Mayener Burgfestspiele wird unter anderem das Gendersternchen erklärt, auf der Bühne paradiert ein herrlich selbstironischer Dorfmännerchor unter Regenbogenfarben. Und das Publikum in der besuchten Generalprobe feiert das gesamte Team in einer Geschichte über einen verheirateten Winzer, der nach weitgehend unauffälligen Jahrzehnten als Familienvater auf einmal darauf besteht, eine Frau sein zu wollen.
Das ist so was von am Puls der Zeit. [...] Dort [am Theater Trier] wirkte damals in der Theaterleitung Alexander May mit, der von dieser Saison an Intendant der Burgfestspiele ist und sich entschieden hat, das Stück jetzt als großes Musical auf die Burghofbühne zu bringen.
Der Genrewechsel ist beachtlich gelungen - was zu großen Teilen an der Musik von Tom van Hasselt liegt, der Hits mit Ohrwurmqualität geschrieben hat. Vieles klingt nach großem Chanson, alles wird live mit quicklebendiger Band (Leitung: Matthias Flake) gespielt. Und natürlich profitieren die Songs von den schlauen Texten, die ähnlich wie der Stücktext schillernd vielfältig sind - von hintergründig-satirisch bis zu schwankhaft ausgelassen. Da wird schon bei der Generalprobe mitgesummt und eifrig applaudiert - besser geht es kaum.
Grundsätzlich hat der Abend um den Winzer Herbert, der nur noch Brigitte genannt werden will, die größtmögliche Entfernung von ´Charleys Tante´ und setzt in gerader Linie eine Tradition von ´Ein Käfig voller Narren´ bis zum Musical ´Kinky Boots´ fort. Oder, als Kurzfassung: Wir sind, wer wir sind - und sind wir am Ende nicht alle ein bisschen Brigitte?"
Claus Ambrosius: "Brigitte Bordeaux": Weinkönigin m/w/d, Musical über einen Moselwinzer, der auf einmal eine Frau sein will, feiert bei den Burgfestspielen in Mayen Premiere. In: Die Rheinzeitung, Nr. 152, 4. Juli 2022.
"Eines kann sich der neue Intendant Alexander May auf die Fahne schreiben: Gleich mit seiner ersten Regiearbeit bei den Burgfestspielen Mayen schenkt er dem Musical ein neues Sub-Genre: das Komödienstadl-Musical. Das zugrundeliegende, gleichnamige Schauspiel von Sergej Gößner hatte May schon 2018 in Trier uraufgeführt: ´...weil ich schon immer mal Theater rund um das Thema Wein machen wollte.´ Gößner brachte das Thema ´Transgender´ mit in die Geschichte ein. Inspiriert von dem gerade in Mode gekommenen ´Blanc de Noirs´ - einem aus Rotweinsorten gekelterten Weißwein -, wirft er die Frage auf, was ist, wenn Aussehen und Inhalt nicht übereinstimmen.
Tom van Hasselt hat die Vorlage nun zu einem Musical umgearbeitet [...], wobei sich seine eingängigen Melodien mit Anklängen von Chanson, Jazz, Pop und traditionellem Musicalsound an der Leichtigkeit des ´Blanc de Noir´ orientieren - und bei Matthias Flakes vierköpfiger Live-Band in kongenialen Händen sind.
[...] Als ein Altherren-Chor die Szenerie betritt, um im Ort eine Pride-Parade abzuhalten, gerät alles aus den Fugen - bis Herbert/Brigitte ein Familiengeheimnis lüftet, das als Happy End genauso aufgesetzt wirkt wie all die aufgesagten Botschaften über Toleranz und Vorurteile, mit denen uns ´Brigitte Bordeaux´ über zwei Stunden langweilt. [...] Selbst der Travestie-Conférencier (Joel Zupan), der in die Geschichte einführt und sie, am Bühnenrand sitzend oder auf der zweigeteilten Showtreppe [...] tänzelnd, kommentierend und singend begleitet, kann der faden Angelegenheit keinen Glamour verleihen."
Rolf-Ruediger Hamacher: Brigitte Bordeaux, Burgfestspiele. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 214, August/September 2022, Seite 45.
Michael Ophelders (Herbert/Brigitte), Chor © Burgfestspiele Mayen / Foto: Klaus Manns |
Kommentar
Das Schauspiel von Sergej Gößner erschien nicht in gedruckter Form auf dem Buchmarkt. Es steht den Lesern als Kindle Ausgabe und den Theatern als Bühnenverlags-Manuskript zur Verfügung. Es entstand als Auftragswerk des Theaters Trier und wurde dort 2018 uraufgeführt.
Da das Programmheft zur Uraufführung noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus dem vorliegenden Unterlagen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt.
Empfohlene Zitierweise
"Brigitte Bordeaux". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 15. November 2022.