Briefe von Ruth
Kammermusical in zwei Akten
Musik von Gisle Kverndokk
Text von Aksel-Otto Bull und Gisle Kverndokk
Basierend auf der Publikation von Ruth Maier: „´Es wartet doch so viel auf mich´, Tagebücher und Briefe: Wien 1933 - Oslo 1942".
Deutsche Übersetzung von Elisabeth Sikora
Inszenierung
Uraufführung: 31. März 2023
Stadttheater Gmunden, Österreich
Eine Produktion des Musicalfrühlings Gmunden in Kooperation mit der New York Opera Society
- Musikalische Leitung: Jürgen Goriup
- Regie und Bühnenbild: Markus Olzinger
- Co-Regie: Elisabeth Sikora
- Kostüme: Angelika Pichler
- Lichtdesign: Ingo Kelp
- Tondesign: Roland Baumann
- Video: Jürgen Erbler
Besetzung:
- Ruth Maier: Jasmina Sakr
- Gunvor Hofmo: Tamara Pascual
- Hermann Thimig / Arne Strøm / Gustav Vigeland: Yngve Gasoy-Romdal
- Judith Maier / div.: Michaela Thurner
- Irma Maier / div.: Kudra Owens
- div. Rollen: Lukas Müller
- Prof. Herbert Williger / div.: Previn Moore
- div. (Backup-Cover Judith Maier): Kun Jing
- div. (Backup-Cover Thimig, Strøm, Vigeland): Konstantin Zander
- Backup-Cover Ruth Maier: Katja Reichert
Plakat zur UA, 2023 |
Premierenchronik
A | UA | 31. März 2023 | Stadttheater Gmunden, Musicalfrühling |
Inhaltsangabe
"Ruth Maier ist ein jüdisches Mädchen aus Wien, das 1939 mit 19 Jahren vor den Nazis nach Norwegen flieht. Obwohl von ihrer Familie getrennt, fühlt sie sich anfangs in dem fremden Land recht wohl, geht zur Schule und macht ihr Abitur. Trotz der Umstände kann sie in dem skandinavischen Land eine persönliche Freiheit genießen, wie sie in Wien wohl auch ohne den Einmarsch der Nazis nicht möglich gewesen wäre. Dies ändert sich erst, als auch Norwegen besetzt wird.
Bereits als Zwölfjährige beginnt Ruth Maier ihre gesellschaftlichen Beobachtungen und ihre Sehnsüchte nach menschlicher und künstlerischer Verwirklichung in Tagebüchern, Briefen und Zeichnungen festzuhalten, die die Grundlage für dieses Musical bilden. Mit einer berührenden und bestechenden Radikalität, einer emotionalen und intellektuellen Dringlichkeit stellt sich die junge Frau hier den existentiellen Fragen des Erwachsenwerdens, der Liebe, der politischen Entwicklung und der Verlorenheit."
(aus: Website des Bühnenverlags Musik & Bühne, Wiesbaden)
Jasmina Sakr (als Ruth) und Tamara Pascual (als Gunvor) © Musicalfrühling Grunden / Foto: Rudi Gigler |
Kritiken
"Es war das erste Mal, dass Elisabeth Sikora nicht Teil des Cast war. Sie hatte dieses Mal eine besondere Aufgabe übernommen, nämlich die deutsche Fassung. Die Auseinandersetzung mit dem Stoff war sehr gut gelungen und man erkannte sogar Teile aus den Tagebüchern und Briefen wieder. Markus Olzinger führte Regie (Co-Regie: Sikora) und war auch für das Bühnenbild verantwortlich. Es gab zwei Podeste, die für unterschiedliche Spielorte standen. Als Zeitdokumente in Form von visueller Unterstützung wurden originale Auszüge von Ruths Handschrift, Original- und -zeichnungen verwendet. Die nicht sehr einfache Musik von Kverndokk war bei Jürgen Goriup (musikal. Leiter, Dirigent) und dem Orchester des Musical Frühling in Gmunden in den besten Händen. Angelika Pichler steuerte die authentischen Kostüme bei und eine minimalistische Maske (Renate Harter) ließ alle in natürlichem Licht erscheinen – bis auf einige wenige Charaktere, wo man sich ein klein wenig mehr austoben durfte.
[...] Das Stück ist fast gänzlich durchkomponiert, Verschnaufpausen gibt es selten, vor allem nicht für die Darstellerin der Ruth Maier – Jasmina Sakr. Sie war sehr in der Rolle und hatte ihren Charakter offenbar intensiv studiert. [...] Die zu singenden Lieder sind sehr anspruchsvoll, viele erinnern zeitweise an opernhafte Klänge. Das Solo 'Zusammen mit Gunvor' war das vermutlich schönste Lied, indem man gut erkennen konnte, dass Ruth angekommen und nicht mehr allein war.
[...] Die Musik war sehr schwermütig, so als ob der Komponist direkt in die Seele von Ruth Maier geblickt und diese vertont hätte. Einzig das Lied 'Wir trampen', dass sie gemeinsam mit den Freundinnen anstimmte, war komplett anders. Einen Titel im Stil der Andrew Sisters hätte man nicht erwartet. Hier zeigte sich ein kleiner Moment, in dem Ruth sich glücklich und frei fühlte. Der Musical Frühling in Gmunden, ein Ort, wo kein Stück unmöglich scheint und wo selbst in Zeiten von Facebook, Twitter oder Whatsapp das Schreiben von Briefen wieder modern wird."
Andrea Martin: Briefe von Ruth, Weltpremiere in Gmunden. In: #KulturAspekte, Onlinemagazin für Kunst und Kultur - Mit Blick über den Bühnenrand, 4. April 2023.
"Den Abend nahezu ausschließlich auf der Bühne darf Jasmina Sakr als Ruth verbringen - sie spielt und singt mit viel Einfühlungsvermögen und Intensität. Ein feinsinniger Geist wird hier von einer sehr feinsinnigen Schauspielerin verkörpert, für die diese Rolle ganz sicher das Tor zu vielen weiteren Produktionen sein wird. Gesanglich erfüllt die Sopranistin vor allem den opernhaften Teil des Musicals, ihr zur Seite als Gunvor singt Tamara Pascual weit mehr so, wie es das Musicalohr gewohnt ist. Sie ist ein wunderbarer Konterpart zu Ruth und steht ihr in nichts nach, weder gesanglich noch schauspielerisch. Gemeinsam geben diese beiden Frauen der Geschichte so viel Emotionen und Sensibilität, dass die leisen Töne häufig am lautesten wirken und mit unvergleichlicher Schönheit die Liebesgeschichte in ihrer Tragik erzählen. Als ganz wunderbar, gesanglich sowie inszenatorisch, muss hier ´Als ich das zum ersten Mal sah´ erwähnt werden. Dieser Moment auf der Bühne drückt alles aus, was zu einer berührenden Liebesgeschichte gehört, und obwohl hier fast alle Darsteller auf der Bühne zu sehen sind, ist die Magie zwischen Sakr und Pascual zweifelsfrei spürbar und absoluter Mittelpunkt. [...]
Das immerhin zehnköpfige Orchester unter der Leitung von Jürgen Goriup erzeugt einen sehr feinen, detaillierten Klang, welcher der anspruchsvollen Musik von Gisle Kverndokk gerecht wird. Dieser hat sich unter anderem sehr harmonische Melodiebögen erdacht, schafft aber auch musikalische Momente, die die Schwierigkeiten dieser Epoche in Töne zu fassen vermögen. [...]
Olzinger und Sikora haben einmal mehr ein wirkliches Musicalerlebnis auf die Bühne gebracht und mit Leidenschaft Mitwirkende zueinander gebracht, die mit so viel Liebe zum Genre vorgehen, dass es bewundernswert ist, welche Energie und welches Erlebnis auf einer Bühne entstehen können. Der leider dieses Jahre verstorbene Caspar Richter, Mitbegründer des Musical Frühling in Gmunden, wäre sehr glücklich zu sehen, wie weit seine Idee, hier anspruchsvolles Musiktheater auf die Bühnen zu bringen, mit diesem Stück gekommen ist."
Sabine Haydn: Weit mehr als nur Nationalsozialismus, Uraufführung von "Briefe von Ruth" beim Musical Frühling in Gmünden. In: blickpunkt musical, Ausgabe 123 (03/2023), Seite 34-36.
Yngve Gasoy Romdahl (als Hermann Thimig) © Musicalfrühling Grunden / Foto: Rudi Gigler |
Medien / Publikationen
Literatur
- Ruth Maier: "Es wartet doch so viel auf mich",Tagebücher und Briefe, Wien 1933 – Oslo 1942. Hrsg.: Jan Eric Vold, Wien: Mandelbaum 2020.
Kommentar
Die Produktion war ein Referenzprojekt der Kulturhauptstadt Europas - Bad Ischl Salzkammergut 2024. Sie erfolgte in Kooperation mit der New York Opera Society und stand unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Alexander van der Bellen.
"Briefe von Ruth" wurde von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Bestes Musical" ausgezeichnet.
Gisle Kverndokk wurde von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Beste Komposition" ausgezeichnet, Jasmina Sakr in der Kategorie "Beste Darstellerin in einer Hauptrolle", Tamara Pascual in der Kategorie "Beste Darstellerin in einer Nebenrolle".
Gisle Kverndokk und Aksel-Otto Bull wurde von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2023 in der Kategorie "Bestes Buch" nominiert, Jürgen Goriup und Gisle Kverndokk in der Kategorie "Bestes Musikalisches Gesamtbild" und Roland Baumann in der Kategorie "Bestes Sounddesign".
Empfohlene Zitierweise
"Briefe von Ruth". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 12. Oktober 2023.