Billy Elliot
Musical
Musik von Elton John
Buch und Liedtexte von Lee Hall
Nach dem gleichnamigen Film von Lee Hall (Drehbuch) und Stephen Daldry (Regie)
Orchestrierung von Martin Koch
Deutsche Übersetzung der Liedtexte von Roman Riklin
Deutsche Übersetzung der Dialoge von Eric Hättenschwiler
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 1. November 2024
MAAG Halle, Zürich, Schweiz
- Musikalische Leitung: Lukas Hobi
- Regie: Mitch Sebastian
- Musikalische Assistenz: Dominique Huber
- Choreografie: Sarah-Jane Brodbeck
- Stepp-Choreografie: Joy Knecht
- Kostüm- und Bühnenbild: Francis O´Connor
- Tondesign: Gastón Briski
- Lichtdesign: Michael Grundner
Besetzung:
- Billy Elliot: Moritz Fischli / Leo Lemmerich / Nevio Reymond
- Vater: Pasquale Aleardi
- Mrs. Wilkinson: Isabella Flachsmann
- Grossmutter: Sabine Martin
- Tony: Lucas Baier
- George / alternierend Vater: Frank Logemann
- Ensemble / Mr. Braithwaite: Siegmar Tonk
- Michael: Justin Perier / Oscar Riccardo Wittek / Charles Bänziger
- Ensemble /alternierend Mrs. Wilkinson: Gabriela Ryffel
- Ensemble / alternierend Grossmutter: Kaatje Dierks
- Mutter: Marijke Loopers
- Ensemble / Zweitbesetzung Tony: Paul Gierlinger
- Zweitbesetzung Mr. Braithwaite / Tony: Rico Salathe
- Ensemble / älterer Billy Elliot: Stephen Dole
- Ensemble / Zweitbesetzung älterer Billy Elliot: Alexander Hallas
- Ensemble / Zweitbesetzung George: Benjamin Fröhlich
- Ensemble / on-stage-Swing: Philip Ranson
- Ensemble / Zweitbesetzung Mr. Braithwaithe: Timo Balzli
- Debby: Chloe Michel
- Swing / Zweitbesetzung Vater / George: Rudi Reschke
- Swing: Joy Knecht, Gianmarco Rostetter
- Kinderensemble: Sofia Clausi, Emelie-Lin Kerner, Elena Bättig, Asia Casella, Milea Tscholl, Lorin Vanessa Senpinar, Eleni Kapoula, Luna Portmann Scherrer, Mara-Joana Stalder, Oscar Wittik (Michael), Noe Keller (Posh Boy / Billy Aspirant), Florian Schnorf (Posh Boy), Marley Strobel, Lea McMaw, Moana Aicher, Sophie Strobel, Lea Hechelmann, Berenika Falska, Hanna Hermann, Enea Brunner (Small Boy), Janus von Stülpnagel (Small Boy), Tyler Grünberg (Small Boy), Arina Vardumyan, Nina Frey, Thandiwe De Ridder, Adalina Schnoz, Amelia Signorelli, Katerina Andriesse, Georgina Gilbert, Aurélie Kerner, Magdalena Radivojevic, Alia Ecaterina Chivu Garip, Sophie Graeff, Nicolin Gersbach
Ensemble (c) Maag Halle / Foto: René Tanner |
Premierenchronik
GB | UA | 11. Mai 2005 | Victoria Palace Theatre, London |
USA | EA | 13. November 2008 | Imperial Theatre, New York |
D | EA (in Engl.) | 29. Juni 2017 | Mehr! Theater am Großmarkt, Hamburg |
CH | Dspr. EA | 1. November 2024 | MAAG Halle, Zürich |
Inhaltsangabe
Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund der politischen Auseinandersetzungen zwischen den Gewerkschaften und der konservativen britischen Regierung unter Maggie Thatcher in den 1980er Jahren. Billy, ein elfjähriger Junge in einer nordenglischen Kleinstadt, entdeckt zufällig sein Interesse am Tanz. Seine Familie, seit Generationen Bergwerker, ist seit einem Jahr im Streik, die finanziellen Mittel sind knapp, doch zumindest die Gebühren fürs wöchentliche Box-Training erhält er. Billy weiß, dass Ballett nicht ins Männerbild seiner Familie passt, auch er selbst muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, ist er doch der einzige Junge unter lauter Mädchen. So hält er es gegenüber seinem Vater geheim, als er beginnt, das Geld für den Ballett-Unterricht zweck zu entfremden.
Seine Lehrerin, Frau Wilkenson, erkennt schon bald, dass in Billy möglicherweise ein Talent zum Profi-Tänzer steckt – und intensiviert ihr Training, speziell für ihn, unabhängig von der Bezahlung. Schließlich bietet sie ihm an, ihn mit nach London zu nehmen, um ihn dort vortanzen zu lassen. Nun kann Billy sein Tun der Familie nicht länger verheimlichen. Diese reagiert erwartungsgemäß heftig und ablehnend, so dass der Junge seinen Unterricht bei Wilkenson beendet.
Es vergehen einige Monate, in denen die politische Konfrontation immer angespannter und gewalttätiger wird. Die Londoner Regierung will unbedingt die Schließung der Zechen durchsetzen. Eines Abends sieht Billys Vater, wie sein Sohn – in sich versunken – allein im leeren Saal des Gewerkschaftshauses tanzt, begreift dessen Glücksgefühle dabei und entdeckt, ein Kind zu haben, das völlig anders ist als er selbst und der ältere Bruder. In Erinnerung an seine verstorbene Ehefrau beschließt er, seinen Sohn trotz seiner schwer begreiflichen Leidenschaft, nach Möglichkeit zu unterstützen. Er lässt sich von Frau Wilkenson bestätigen, dass Billy ein tänzerisches Talent ist, sammelt unter seinen Bergbaukumpels das Geld für die Fahrt nach London und fährt mit ihm zur Aufnahmeprüfung an die Staatliche Ballettschule. Zwei Welten begegnen einander, die unterschiedlicher kaum sein können.
Während der Streik schließlich verloren geht, die Gemeinschaft der Arbeiter zerschlagen wird, warten Billy und seine Familie auf eine Nachricht aus London. Als sie eintrifft, ist der Jubel groß. Er ist aufgenommen. Billy packt die Koffer, verabschiedet sich von allen, die ihm nahestehen, besteigt den Bus und bricht auf in ein anderes Leben.
(Wolfgang Jansen)
Ballettklasse, Moritz Fischli (als Billy Elliot), Isabella Flachsmann (als Mrs. Wilkinson), Siegmar Tonk (als Mr. Braithwaite) (c) Maag Halle / Foto: René Tanner |
Kritiken
"Sowohl die deutschen Lieder zur Musik von Elton John als auch die gesprochenen Texte bewahren stets den Charme des englischen Originals von Lee Hall. Die Geschichte vereint eine gelungene Mischung aus Witz, emotionalen Momenten und inspirierenden Botschaften. Die Lieder sind eingängig und bleiben auch lange nach dem Theaterbesuch im Ohr. Der einzige Schwachpunkt der Übersetzung ist, dass der ´Geordie´-Dialekt der Minenarbeiter fehlt, der im Original als sprachliche Trennung zwischen Arbeiterklasse und höheren gesellschaftlichen Schichten dient. Das Fehlen dieser Trennung sorgt in dieser Inszenierung dafür, dass in einem Musical, das Stereotypen abbauen soll, mit eben diesen viel gewitzt wird, ohne dass der nötige Kontext gesetzt wird, um es als Problem der Arbeiterklasse darzustellen.
Unter der Regie von Mitch Sebastian folgt die deutschsprachige Erstaufführung größtenteils der erfolgreichen West-End-Version. Die Choreografie von Sarah-Jane Brodbeck ist der Originalchoreografie von Peter Darling nachempfunden und setzt damit auf eine bewährte Kombination aus emotionalem Ausdruckstanz, humorvollen Tänzen, vielen Ballettelementen und einer beeindruckenden Flugszene. [...]
Die emotionale Stimmung bleibt selbst in der Pause erhalten: Das Foyer ist in einer authentischen Minenoptik gestaltet, die das Publikum tief in die Welt der Bergarbeiterstadt eintauchen lässt. Zusätzlich sorgen die Darsteller in der Pause dafür, dass die Illusion nicht bricht: Einige bleiben in ihren Rollen und setzten das Geschehen fort, indem sie sich auf der Bühne unterhalten, kleine Szenen spielen oder durch das Publikum gehen und ´Spenden´ für die streikenden Minenarbeiter sammeln. Solche kreativen Details machen das Musicalerlebnis noch intensiver und verbinden Bühnen und Zuschauerraum. [...]
´Billy Elliot´ lebt von seinen bunten Charakteren und bedarf einer talentierten Besetzung, um die Geschichte wirklich zum Leben zu erwecken. Dies ist in dieser Produktion ausnahmslos der Fall. Der Cast strotzt nur so vor Talent. Insbesondere die Kinderrollen, mit denen dieses Stück steht und fällt, glänzen bis aufs letzte Ensemblemitglied in Tanz, Schauspiel und Gesang. [...]
Insgesamt ist hier eine wunderbare deutschsprachige Version des Erfolgsmusicals entstanden, die mit einer rundum talentierten Besetzung, hoher Qualität, energetischen Choreografien und einer Menge Ohrwürmern für ein unvergessliches Musicalerlebnis sorgt."
Sören Heithus: Billy Elliot, MAAG Halle, Zürich. Online-Portal "musicalzentrale.de", 1. November 2024.
"´Billy Elliot´ hat musikalisch alles, was ein gutes Musical braucht: mitreissende Songs, berührende Balladen, starke Stimmen. Und doch wird die Musik nebensächlich. Denn man will nur noch diesem Jungen zusehen, wie er tanzt. Wie er sich den Frust und die Verzweiflung von der Seele steppt. Wie er sogar tanzt, wenn er eigentlich boxen sollte, und - statt einen linken Haken zu schwingen - Schritte aus dem Moonwalk und einen Hüftschwung vorführt. Kein Wunder, jubelte das Publikum euphorisch für den zwölfjährigen Moritz Fischli als Billy Elliot. Die deutsche Erstaufführung ist jetzt in der Maag Halle in Zürich zu erleben. [...]
Doch dieses Musical gehört den Kindern. Sie tanzen, singen und spielen sich vom ersten Moment an in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer.
Neben Moritz Fischli als Billy Elliot - der größten Kinderrolle, die je für ein Musical geschrieben wurde - überzeugen auch die anderen jungen Darstellerinnen und Darsteller. [...]
Berührend wird die sozialkritische Emanzipationsgeschichte, als Billy gegen alle Widerstände doch wieder mit Tanzen beginnt und mit seinem erwachsenen Ich ein Duett mit Ballettelementen und Hebefiguren präsentiert. Mit einem Seilzug fliegt er zu Tschaikowskys ´Schwanensee´ um den Tänzer herum, der sein erwachsenes Ich verkörpert - eine Szene, die sein Vater beobachtet und ihn schliesslich zum Vortanzen in London begleitet. Dort fragt ihn eine der Dozentinnen, was Tanzen für ihn bedeute. Erst kann er es nicht so recht in Worte fassen, doch dann singt er: ´Es ist so, wie dich zu verlieren, zu vergessen, wer du bist. Und doch, es macht dich irgendwie gesund.´
Und bevor er sich in perfekten Pirouetten über die Bühne dreht, weiss er, was Tanzen für ihn ist: ´Und dann bricht alles auf, und ein Feuer wird entfacht. Und plötzlich kann ich fliegen´, singt er und beginnt zu tanzen, weil er nicht anders kann. Weil er einfach tanzen muss."
Mirjam Bächtold: Und plötzlich kann er fliegen, das Musical "Billy Elliot" mit Musik von Elton John ist erstmals auf Deutsch in der Schweiz zu sehen. In: Schaffhauser Nachrichten, 6. November 2024.
"Die Hauptrolle von Billy Elliot verkörpert in der Bühnenbesetzung dieses Abends fulminant der Luzerner Moritz Fischli. der 12-jährige bespielt mit seinem Tanz und Gesang virtuos die Klaviatur der Emotionen, die Taschentücher, die in den Sitzen bereitliegen, geben bereits die Richtung vor. Zweifellos wächst mit Moritz Fischli ein Meister der Musical- und Tanzbühne heran. Besonders intensiv zeigt sich das in seinem ´Schwanensee auf der Kohlengrube´, die entscheidende Metamorphose des Billy Elliot. Moritz Fischli verschmilzt hier in eleganter Leichtigkeit und Geschmeidigkeit mit den Kängen Tschaikowskys."
Jan Strobel: Ein Tanz in die Freiheit. In: Tagblatt der Stadt Zürich, 6. November 2024.
Moritz Fischli (als Billy Elliot) (c) Maag Halle / Foto: René Tanner |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Billy Elliot", The Musical. Original Cast Recording London, Polydor 2005, 987 521-6. (1xCD)
- "Billy Elliot", The Musical. Original London Cast, Live Recording 2014. (1xCD)
DVD / Video
- "Billy Elliot", The Musical, Live from London´s West End, Universal 830 064 6, 2014. (DVD)
Empfohlene Zitierweise
"Billy Elliot" [Zürich]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 6. November 2024.