Berlin Non Stop
Musical
Musik von Thomas Zaufke
Arrangements von Caspar Hachfeld
Buch und Songtexte von Thomas Hermanns
Inszenierung
Uraufführung: 16. Juli 2024
Pfefferberg Theater, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Damian Omansen
- Regie: Fabian Gerhardt
- Choreografie: Jan Nicolas Bastel
- Kostümbild: Kemal Klempic
- Bühnenbild: Ariane Stamatescu
- Maskenbild: Lisa Neubacher
- Lichtdesign: Oliver Lesky
- Sounddesign: Jonathan Richter
Besetzung:
- Isa: Lukas (Lucii) Sandmann
- Chris: Oliver Edward
- Frau Berlin: Bettina Meske
- Juan: Manuel Lopez
- Benni: Markus Fetter
- Helga: Stefanie Dietrich
- Max: Jan Nicolas Bastel: Max
V.l.n.r.: Oliver Edward (als Chris), Manuel Lopez (als Juan), Markus Fetter (als Benni), Stefanie Dietrich (als Helga), Bettina Meske (als Frau Berlin), Jan Nicolas Bastel (als Max) (c) TH Entertainment / Foto: Volkmar H. Otto |
Premierenchronik
D | UA | 16. Juli 2024 | Pfefferberg Theater, Berlin |
Inhaltsangabe
"Drei junge Berlin-Touristen aus Birmingham, Barcelona und Bad Bevensen stolpern auf der Suche nach Spaß, Sex, Kultur und Liebe durch das sommerliche Berlin des Jahres 2010.
Inspiriert von dem zeitlosen Klassiker ´On The Town´ [von Leonard Bernstein] präsentiert die poppige, aber hochemotionale Show die reise dieser drei modernen Party-Matrosen durch die lebendigste und aufregendste Stadt Europas. Dabei lassen sie sich leiten und verführen von drei absoluten Berliner Nacht-Experten - einem isländischen It-Girl, einer coolen Taxifahrerin und dem heißesten Barkeeper der queeren Szene."
(aus: Website der Produktion)
V.l.n.r.: Manuel Lopez (als Juan), Oliver Edward (als Chris), Markus Fetter (als Benni), Bettina Meske (als Frau Berlin), Lukas Sandmann (als Isa), Stefanie Dietrich (als Helga), Jan Nicolas Bastel (als Max) (c) TH Entertainment / Foto: Volkmar H. Otto |
Kritiken
"Der Ton ist kalauernd. Die Musik startet zeitgemäß, zuerst klirrend mit elektronischer House-Musik, dann wird das ganze Spektrum bedient: Pop, Rock, Balladen. Berlin-Führerin Helga, gesungen und gespielt von der famosen Stefanie Dietrich, schimpft bei der Stadtrundfahrt durch das chaotische, arme, feiernde Berlin im Bus ordentlich rum [...].
´Arm, aber sexy´- das könnte auch Motto für die ganze Produktion sein, die ohne Subventionen auskommen muss und ohne großen Auftraggeber im Rücken. Die nur mit guter Musik und einem guten Cast Rausch und Absturz erzeugt, oder wie es im Musical heißt: Groove und Blues. Lediglich drei Musiker an Schlagzeug, Gitarre und Keyboard spielen im Hintergrund der Bühne. Der Rest der Musik kommt aus dem Computer, wird aber live so gut arrangiert von Caspar Hachfeld, dass man zwei Stunden lang in einer mächtigen Klangwolke schwebt.
Das Ganze hat Tempo, die Ereignisse folgen so schnell aufeinander, dass man sich zwischendurch kurz die Augen reiben muss um festzuhalten, was man eigentlich sieht: nämlich sieben Sänger und Sängerinnen in wechselnden Kostümen und Perücken. Einer der Touristen trägt ein Camouflage-T-Shirt mit Pailletten-Glitzer, ein anderer ist mit Angeber-Bermuda-Hosen in Gucci-Muster bekleidet. Auf der kleinen Guckkastenbühne befindet sich ein drehbarer kastenförmiger Aufbau, der mal Tresen mal Treppe darstellt, illuminiert von einer kleinen Lichtshow. Diese Bühne ist für Musical-Maßstäbe ein Nichts, aber die Darsteller machen so viel Party, dass man das gar nicht merkt. [...]
´Berlin Non Stop´ ist eine Low Budget-Produktion mit Pfiff, ein turbulenter, selbstironischer Trip durch das schwul-bunte Berlin."
Regine Bruckmann: Pfefferberg Theater: "Berlin Non Stop". 17. Juli 2024, Online-Kritik: www.radio3.de.
"Drei Matrosen auf Landgang entdecken die große Stadt, bezirzt von jungen Frauen, verwirbelt durch lautstarkes Getöse und die verschlingenden Reizfluten der brodelnden Metropole. Leonard Bernstein schrieb darüber ein Musical, 1944, noch mitten im Krieg. Wie funktioniert der seinerzeit berauschende ´On The Town´-Drive heute?
Dieser Frage gingen Komponist Thomas Zaufke und Buchautor Thomas Hermanns genauer auf den Grund. [...]
Thomas Hermanns Buch spaziert mit klug gewitzten Texten durch ´Roaring Berlin´, gönnt wenig Atempausen und bringt die Stationen der drei Besucher punktgenau zur Sprache. Die Musik von Musical-Routinier Thomas Zaufke mixt höchst wirkungsvoll Poprock mit EDM, Euro-Trash und Love-Songs, gibt dem Klang der Metropole einen ansteckenden Beat und findet immer den richtigen Ton, um Momente zwischen Sehnsucht und Verlorensein, amourösem Kitzel und Kater-Blues in schönster Lautmalerei auszuleuchten. ´Bad Taste Baby´, ´Poster Boy´, ´Small Town Paranoia´, ´Paradise On Overdrive´ oder die Ballade ´Magic Carpet Night´ markieren die Höhepunkte, von Damian Omansen und seiner Band gefühlsintensiv interpretiert. Regisseur Fabian Gerhardt spinnt aus den Handlungsfäden eine spannende, überdrehte, authentisch wirkende Geschichte. Er entwickelt Szenen, die auch nach Tiefe suchen und dem Stück einige Substanz verleihen.
´Berlin Non Stop´ stimmt eine moderne Hymne auf die Stadt an, sprudelnd und glitzernd, bisweilen etwas schroff und meistens herzlich, bestens unterhaltend in jedem Fall. So geht Musical mit Chance auf breite Aufmerksamkeit, vielleicht gar über Deutschland hinaus. Das Uraufführungspublikum jubelt."
Jürgen Rickert: Berlin Non Stop, In den Fangnetzen der Metropole. In: Musical Today, online, 19. Juli 2024.
"Was kann dabei rauskommen, wenn ein bekannter Comedian und ein bekannter Musicalkomponist gemeinsam ein Musical schreiben? Erfreulicherweise lautet die Antwort in diesem Fall: ein Berlin-Musical, das gleichermaßen die Lachmuskeln und das Gemüt bewegt. [...] Während der erste Akt aufgrund der Einführung verschiedenen Personen und Thematiken noch etwas langsam vor sich hindümpelte, nahm die Handlung im zweiten Akt Fahrt auf, individuelle Problematiken der sich in ´Berlin Non Stop´ begegnenden Charaktere kamen ans Licht und Entscheidungen wurden getroffen.
Willkommen in Berlin. [...]
Neben Liebe Sexualität und Identität ist auch Heimat ein Thema der Show. ´Landei´ Benni sehnt sich durch den Trubel und die Berliner Lebensart nach seinem Wohnort zurück. Zuhause ist jedoch auch ein schmerzliches Thema, denn Helga ist mit Nazigewalt aufgewachsen. So erlebt der Zuschauer in ´Berlin Non Stop´ nicht nur eine rasante Version eines Touri-Urlaubs mit Ritt durch Berlin, das junge und alte Publikumsvertreter unterschiedlich wahrnehmen beziehungsweise eventuell so nicht kennen. Der Berlin-Trip wird für die Charaktere auch eine Gefühlsachterbahn und eine Begegnung mit sich selbst.
Zum Buch von Thomas Hermanns, das sich im Laufe des Abends entwickelte und seine wichtigen Botschaften entblätterte [...], hat Thomas Zaufke typischen Musicalsound, swingende, aber auch loungige Arrangements und clubbige Beats komponiert, die den Abend musikalisch abwechslungsreich gestalten."
Rosalie Rosenbusch: Etwas Trash, etwas Comedy, etwas Chaos, etwas Gefühl und wichtige Botschaften, "Berlin Non Stop" uraufgeführt im Pfefferberg Theater Berlin. In: blickpunkt musical, Ausgabe 131 (05/2024), Seite 32-33.
V.l.n.r.: Lukas Sandmann (als Isa), Oliver Edward (als Chris), Bettina Meske (als Frau Berlin), Jan Nicolas Bastel (als Max), Manuel Lopez (als Juan), Stefanie Dietrich (als Helga), Markus Fetter (als Benni) (c) TH Entertainment / Foto: Volkmar H. Otto |
Kommentar
Die Songs und Dialoge sind fast durchgehend in Englisch gehalten. Um dem Publikum dennoch die Verständlichkeit zu erleichtern, wird den Zuschauern am Eingang ein vier-seitiger Handzettel mit einer deutschsprachigen Inhaltsangabe angeboten.
Bettina Meske wurde von der Deutschen Musical Akademie mit dem Deutschen Musical Theater Preis 2024 in der Kategorie "Beste Darstellerin in einer Nebenrolle" ausgezeichnet und Lukas (Lucii) Sandmann in der Kategorie "Bester Darsteller in einer Nebenrolle".
Empfohlene Zitierweise
"Berlin Non Stop". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 22. Oktober 2024.