Barbarella
Rock-Musical
Musik von Dave Stewart
Buch und Liedtexte von Rudi Klausnitzer
Nach dem Werk und der Originalfigur von Jean-Claude Forest
Deutsche Übersetzung von Michael Kunze
Inszenierung
Uraufführung: 11. März 2004
Raimund Theater Wien, Österreich
- Regie und Choreographie: Kim Duddy
- Musikalische Leitung: Herbert Pichler
- Arrangements und Orchestrierung: Teese Gohl
- Bühnenbild: Mark Fisher
- Lichtdesign: Willie Williams
- Kostüme: Patricia Field / David Dalrymple
- Sound: Richard Ryan
Besetzung:
- Barbarella: Nina Proll
- Die Schwarze Königin: Eva Maria Marold
- Pygar: Mark Seibert
- Sun / Meister des Schlüssels: Drew Sarich
- Victor: Andreas Bieber
- Duran: Siegmar Tonk
- Die zwei Gestalten: Fabian Aloise, Philip Ranson
- Ensemble / Gefangene und und schwarze Wächter / Sklavinnen / Revolutionäre / Soldaten / Vögel / Hundekrieger: Rachel Colley, Brian Carmack, Mairi Cowieson, Ivar Helgason, Daniella Foligno, Sean Gerard, Ines Hengl-Pirker, Kyrre Kvam, Lynsey Thugar, Thomas Mülner, Vicky van Zijl, Philip Ranson, Fabian Aloise, Markus Simader, Cedric Lee Bradley, Siegmar Tonk
Premierenchronik
A | UA | 11. März 2004 | Raimund Theater, Wien |
Inhaltsangabe
"1. Akt
Barbarella ist der Star der Videogame-Serie ´Galactic Encounters´. Durch einen Computer-Unfall konnte ihre Spaceship-Mannschaft nicht mehr in die Realität zurückgebeamt werden und wird von virtuellen Charakteren gefangen gehalten. Trotz der Gefahr läßt sich Barbarella noch einmal in die virtuelle Welt beamen.
Durch den Zeittunnel gelangt sie auf den Planeten Sogo, auf dem Duran, der Kommandant ihres Raumschiffes, und ihre Crew in einem Labyrinth vegetieren. Der einzige, der je zu fliehen versuchte, war Pygar, ein engelähnliches Wesen. Doch die schwarzen Wächter blendeten ihn mit ihren Laserwaffen und raubten ihm das Augenlicht. Duran macht Barbarella mit diesem blinden, aber äußerst attraktiven und männlichen Engel bekannt. Pygar hilft Barbarella einen Angriff der schwarzen Wächter zu überstehen und fliegt mit ihr zum Palast von Sogo. Er hat dort Freunde, zwei sonderbare Wesen, die dem blinden Engel Unterschlupf bieten.
Barbarella macht sich auf den Weg, um den Herrscher von Sogo zu finden. Nur so, ist sie überzeugt, kann sie die gefangene Crew befreien. Am Weg zum Palast gerät sie in das Rotlichtviertel, wo die ´Nacht der Freuden´ gefeiert wird. Ein furchterregendes doppelköpfiges Wesen entpuppt sich als das Straßenmädchen Slupe. Sie versucht Barbarella in ihren erotischen Bann zu ziehen. Doch plötzlich taucht Sun, der Hauptmann der Königin auf. Er soll Barbarella zur Schwarzen Königin, der absoluten Herrscherin von Sogo, bringen.
Auf dem Weg glaubt Barbarella plötzlich, in eine Revolution verwickelt zu sein. Doch Sun erklärt ihr, daß diese Revolution nur inszeniert ist und bringt sie ins Schlafzimmer der Schwarzen Königin. Barbarella entdeckt, daß das Straßenmädchen Slupe und die Schwarze Königin identisch sind. und wird, da sie sich den Verführungsversuchen widersetzt, von der Königin ihren mechanischen Vögeln zum Fraß vorgeworfen. Im letzten Moment taucht Sun, der Hauptmann der Königin auf und schlägt die Vögel in die Flucht. Barbarella, die glaubt, daß dies ein neuer Trick der Königin ist, entreißt Sun seine Waffe. Dabei löst sich ein Schuß und der Hauptmann, der Barbarella eigentlich retten wollte, wird tödlich getroffen. Im Sterben versucht er noch, Barbarella das Geheimnis der Schwarzen Königin zu verraten.
Aber Barbarella kann mit dem Hinweis auf den Schlaf der Königin noch nicht viel anfangen. Völlig allein auf sich gestellt, zweifelt sie, ob es ihr gelingen kann, ihr Ziel zu erreichen. Sie ruft nach Pygar, dem blinden Engel. Er ist der Einzige in dieser fremden Welt, dem sie vertraut. Doch statt Pygar erscheint überraschend ein Roboter, der sich als Victor vorstellt. Er bietet Barbarella an, sie vor den Angriffen der Königin zu schützen. Als Belohnung will er dafür eine Nacht mit dem Erdenmädchen verbringen. Tatsächlich rettet er Barbarella im letzten Moment vor den Hundekriegern der Königin.
2. Akt
Am nächsten Morgen in Sogo: Barbarella hat die Nacht mit Victor verbracht und es offensichtlich nicht bereut. Der mechanische Mann mit Sexappeal hat auch einen geheimen Traum, den er Barbarella verrät. Aber Barbarella möchte eigentlich nur wissen, wie sie unbemerkt in den Palast kommen kann. Der Weg führt durch die ´Pforte der Schlangen´ und Victor gibt ihr eine Fackel, die sie vor den giftigen Ungeheuern schützen soll.
Doch Victor kooperiert in Wahrheit mit dem Schlüsselmeister des Palastes, und so landet Barbarella direkt in der Werkstatt des Meisters der Schlüssel, in dem er seine Erfindung, eine ganz außerordentliche Lustmaschine, aufgebaut hat. Nach einem lustvollen Vorspiel droht er, Barbarella zu töten. Als sie ihm jedoch versichert, daß sie bereit ist, es mit der Schwarzen Königin aufzunehmen, gibt er ihr den Schlüssel zum Traumzimmer der Königin. Nun ist Barbarella klar, was zu tun ist.
Sie wird in die Träume der Schwarzen Königin eindringen, sie verführen und so mit ihren eigenen Waffen schlagen. Das scheint ihr auch zu gelingen, und die Königin verspricht, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Sie lockt sie in einen unterirdischen Gang, aus dem sie direkt ins Folterzimmer der Königin gelangt, wo diese den schönen blinden Engel gefangen hält. Sie bietet Barbarella an, bei ihr zu bleiben und sich Pygar mit ihr zu teilen. Barbarella gelingt es, die Königin mit einem Trick zu überwältigen und sie zu zwingen, Duran und die gefangene Crew holen zu lassen. Duran und die Crew kommen mit der Nachricht, daß im Palast eine Revolte ausgebrochen ist. Der Schlüsselmeister hat das Monster, das Sogo mit seinem Gift bedroht, in seine Gewalt gebracht und die Krieger der Königin für sich gewonnen. Die Schwarze Königin bittet Barbarella, ihr im Kampf gegen den Schlüsselmeister beizustehen, dafür sei sie bereit, sie und ihre Leute zur Erde zurückzulassen.
Doch der Schlüsselmeister und Victor haben in ihrem Machtrausch bereits auf das Monster schießen lassen und die Giftflut ist dabei, ganz Sogo zu vernichten. Im letzten Augenblick vor der Vernichtung Sogos nimmt Pygar alle Kraft zusammen und fliegt mit Barbarella in die Freiheit. Doch Barbarella muß erkennen, daß sie und Pygar nicht alleine entfliehen. Pygar hat auch die Schwarze Königin mitgenommen. Auf die Frage warum er auch sie gerettet hat, meint Pygar: ´Barbarella, Engel blicken nie zurück.´"
(aus dem Programmheft zur Uraufführung)
Kritiken
"Es macht auch nichts, wenn manche Liedtexte akustisch nur rudimentär zu verstehen sind; die wesentlichen Zeilen werden oft genug wiederholt, so dass man schon mitbekommt, worum es gerade geht. Die von Rudi Klausnitzer in Englisch (!) geschriebenen Songtexte wurden von Michael Kunze ins Deutsche übertragen. Auffallend ist, das die Lyrics ausgesprochen einfach gestrickt sind - da wird nicht lang und breit über Situationen und Gemütsverfassungen philosophiert, sondern alles wird kurz und knapp beim Namen genannt. Wie ein Comic eben, der ja auch schnell auf den Punkt kommen muss. Schmerzfrei geht das nicht ab. [...]
Und die Musik von Dave Stewart? Sie ist gut anzuhören, hat immer wieder starke Momente, es mangelt ihr bei aller Eingängigkeit jedoch an Melodien, die haften bleiben. So plätschern die austauschbaren Songs vorwiegend belanglos dahin und nur wenig lässt in dieser Rock-Pop-Mixtur aufhorchen ... [...] Was um alles in der Welt passiert mit Komponisten wie zuletzt Harold Faltermeier und Rainhard Fendrich bei ´Wake Up´ und nun Dave Stewart, die ja alle jahrzehntelang Hits am laufenden Band produziert haben, dass es ihnen in dem Moment, wo sie für die Musicalbühne komponieren, nicht gelingt, die in sie gesetzten hohen Erwartungen zu erfüllen?"
Gerhard Knopf: Barbarella, Wien beamt die blonde Comic-Heldin auf die Musicalbühne. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 106 April/Mai 2004, Seite 4-6.
"Nina Proll - bekannt aus Filmen wie ´Nordstrand´ und ´Am anderen Ecke der Brücke´ - wurde für die Titelrolle engagiert. Musicalerfahrungen sammelte sie in ´Jesus Christ Superstar´, ´Cabaret´ und als Carmen in ´Fame´ beim Amstettener Musicalsommer. Als unschuldige und doch abenteuerlustige Barbarella kann sie nicht restlos überzeugen. Die Rolle der Barbarella ist allerdings auch sehr schwierig angelegt, sie springt hin und her zwischen Extremen, bei der Begegnung mit Victor macht sie erst auf unschuldig, um ihm dann sofort eine Liebesnacht zu versprechen als Lohn für ihre Rettung. Sprüche wie ´Wenn es keinen König gibt, den ich verführen kann, was mach ich denn dann?´ kann man heute nur als Blondinenwitz belächeln. Auch gesanglich kann Nina Proll nicht vollends überzeugen, hinter ihrer Gegenspielerin, der schwarzen Königin, bleibt sie um Längen zurück.
Eva Maria Marold gibt Barbarellas Gegenpart, die durch und durch böse schwarze Königin. Bereits ihren ersten Auftrittssong (´Liebe umsonst´) macht sie zu einem beeindruckenden Showstopper und auch in ihren weiteren Solos (´Komm in meine Welt´, ´Die Macht der schwarzen Königin´, ´Spiel mit mir´) überzeugt sie mit ihrer einzigartigen Stimme. Darstellerisch ist ihre Rolle wesentlich dankbarer als die Titelrolle. Eva Maria Marold gelingt es, die böse Königin als eindrucksvolle Persönlichkeit mit viel ´Pfeffer in der Stimme´ auf die Bühne zu bringen."
Eva Seidl: Barbarella, Showdown im Cyberspace. In: blickpunkt musical, Die große Musical-Fachzeitschrift, Nr. 03/04, Mai-Juni 2004, Seite 6-10.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- auf 100 Exemplare limitierte CD-Auflage, die nur für eine Verlosung des Theaters zum Einsatz kamen (kein Label, keine Nummer)
Empfohlene Zitierweise
"Barbarella". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 3. Februar 2020.