Avos! (Junona i Avos)
Rockoper in zwei Akten
Musik von Alexej Ribnikow
Text von Andrej Wosnessenski
Deutsch von Michael Kunze
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 8. Oktober 1988
Städtische Bühnen Freiburg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Bruno Leuschner
- Regie: Elmar Gehlen
- Bühnenbild und Kostüme: Thomas Richter-Forgách
- Aktion-Szenen: Guido Föhrweißer
- Choreinstudierung: Hans Tschäppät
Besetzung:
- Resanow: Wolfgang Müller
- Madonna / Conchita: Carmen Fuggiss
- Gottesnarr / Frederico: Stephan Drakulich
- Seher: Jesse Coston
- Chwastow: Walter Hoffmann
- Dawidow: Harro Verstére
- Pater Juwenali: Martin Baumeister
- Arguëllo: Bruno Leuschner
- Rumjanzew: Herbert Wolfgang
- Übersetzerin: Lo Veit-Koopmann
- Action-Team: Gerwin Alexander, Mondésir Banzouzi, Andreas Benz, Claudia Bertsch, Georg Blumenreiter, Hans-Christian Dörr, Beate Fritz, Sonja Geisler, Tillbert Linsenmaier, Martin Manthey, Harald Pfeffer, Thomas Schaeffer, Heinz Schmidt, Anita Speiser, Hans-Jürgen Wiedemann
- Rockband: Chistoph Weller, Matthias Weber, Michael Summ, Hans Zimmermann, Thomas Heidepriem, Emil Homlokos, Wolfgang Müller, Bruno Leuschner
Premierenchronik
UdSSR | UA | 8. Juli 1981 | Teatr Leninskogo Komsomola, Moskau |
DDR | EA in russ. | 7. Oktober 1988 | Berliner Ensemble, Berlin |
D | Dspr. EA | 8. Oktober 1988 | Städtische Bühnen, Freiburg i.Br. |
USA | EA | 7. Januar 1990 | City Center, New York |
Anmerkung: Die Erstaufführung in Berlin fand im Rahmen der Berliner Festtage 1988 statt und wurde vom Teatr Leninskogo Komsomola, Moskau präsentiert.
Inhaltsangabe
"1802. Rußland. Nicolaj Petrowitsch Resanow, Kammerherr des Zaren, trauert um seine frühverstorbene Gattin Anna. In diesem Zusammenhang tiefster Depression ist sein Ohr geschärft für das Elend um ihn herum. Der Gottesnarr und ein Seher sprechen aus, was das unterdrückte russische Volk bewegt. Resanow rafft sich noch einmal auf. Er will endlich seinen alten Traum verwirklichen und in Nordamerika nach einem neuen Land für ein freies Rußland suchen. Seine Bemühungen um eine offizielle Mission scheitern an der zaristischen Bürokratie. Resanow zweifelt an sich und an seiner Liebe zur Madonna, die er - in Gestalt der Ikone von Kasan - (als Inbegriff des Weiblichen) wie eine Geliebte verehrt. Die Madonna erscheint ihm. Überraschend erreicht ihn der Auftrag durch Rumjanzew, den Minister des Zaren: Resanow soll als Bevollmächtigter der Russisch-Amerikanischen Gesellschaft nach Kalifornien reisen, um mit den spanischen Kolonisten Handelsbeziehungen anzuknüpfen. Resanow bricht mit den beiden Schiffen ´Juno´ und ´Avos´ auf, um die Welt zu umsegeln.
1806. Kalifornien. Nach langer beschwerlicher Seereise werden die Russen im Haus des Gouverneurs von San Francisco, Arüello, freundlich aufgenommen. Auf einem Empfang aus Anlaß ihres 16. Geburtstags lernt Resanow die Tochter des Gouverneurs, Conchita, kennen. Obwohl sie mit Frederico verlobt ist, wird sie Resanows Geliebte. Es gelingt den Russen nicht, die strengen spanischen Handelsrestriktionen zu durchbrechen. Erst auf Conchitas Fürsprache hin kommt es zu einem Warenaustausch. Frederico sieht Conchita von dem Russen ausgenutzt. Er fordert Resanow zum Zweikampf und unterliegt. Resanow verspricht ihm, Conchita mit nach Rußland zu nehmen. Die Verlobung wird bekanntgegeben. Resanow muß erkennen, daß er seinen Traum von einer russischen Kolonie in Kalifornien nicht verwirklichen kann. Er macht sich auf die Heimreise, um bei Papst und Zar die Genehmigung für seine Ehe zu erhalten.
1807. Sibirien. Resanow stirbt auf dem Landweg nach St. Petersburg. Conchita bleibt ihrer Liebe zu Resanow für den Rest ihres Lebens treu. Nachdem sie dreißig Jahre auf ihn gewartet hat, tritt sie in ein Kloster ein und beendet ihr Leben ´als erste Nonne Kaliforniens´."
(aus dem Programmheft der deutschsprachigen Erstaufführung)
Kritiken
"Daß das Resultat so schlecht ausgefallen ist, liegt vor allem an der mißlungenen Regie von Elmar Gehlen, an den mittelmäßigen Darstellern und an der viel zu braven Rockband. Trotz der sehr kurzen Aufführungsdauer von knapp zwei Stunden gab es viele Längen. Während der Beerdigung von Resanows Frau ertönt fast 10 Minuten lang nur atonale Hintergrundmusik, kein Wort wurde gesprochen, und es bewegte sich nicht einmal jemand.[...]
Die ganze Inszenierung machte den Eindruck, noch im Rohbau zu sein. Die Szenen schienen nicht richtig ausgefeilt und konnten deshalb auch nicht packen. Hinzu kamen allzu viele unpassende Anleihen an das 20. Jahrhundert. So flitzte zum Beispiel dauernd ein Kameramann über die Bühne, um das Geschehen auf Video zu dokumentieren. Die wackeligen Bilder wurden, zu welchem Zweck auch immer, in den Zuschauerraum projeziert. Die Rockband spielte in alten Jeans und T-Shirts, ein Teil links, ein Teil rechts auf der Bühne, aber wegen ihrer lahmen Interpretation konnte keiner der Songs begeistern. Das lag zum Großteil aber auch an den Darstellern."
Oliver Linde: Avos, Nicht geglückt: die sowjetische Rock-Oper in Freiburg. In: DAS MUSICAL, Die Musicalzeitschrift, Heft 14, Dezember 1988/Januar 1989, Seite 18-19.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Juno & Avos". SC CD (Russian Ent.)
- "Juno & Avos". Revival Cast CD
- "Juno & Avos". 2-LP (pläne 88435H, 1985)
Empfohlene Zitierweise
"Avos!" ("Junona i Avos"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 19. November 2019.