Atlantik-Abenteuer
Operette in 2 Akten
Musik von Kurt Schäfer
Text von Holger Eckert
Inszenierung
Uraufführung: 16. Juni 1961
Landestheater, Eisenach, DDR
- Musikalische Leitung: Kurt Schäfer
- Regie: Kurt-Rüdiger Domizlaff
- Ausstattung: Hans Bode
- Choreographie: Gisela Kempen
- Chöre: Roland Schering
Besetzung:
- Gloria Vanderwild: Marianne Schütrumpf
- Alexander Lupescu: Hans Hamann / Rudolf Stubbe
- Madeleine Rabelais: Ilse Wittig
- Siegfried Lämmchen: Horst Kreitschmer
- Lilibit Down: Barbara Krug
- Fritz Knautschke: Fred Spranger
- Angelo Salami: Walter Seidel
- Xenophon Aamachos: Fritz Klann
- Lolita Francoforte: Änne Haag
- Konstantin Wruhoff: Reinhold Salm
Premierenchronik
DDR | UA | 16. Juni 1961 | Landestheater, Eisenach |
Mit freundlicher Genehmigung Stadtarchiv Eisenach, 14.5.2-0028
Inhaltsangabe
"Es müssen schon ausgefallene Dinge versprochen werden, um übersättigten, millionenschweren Leuten tausende Dollars aus den Konten zu ziehen und sie auf eine angeblich neu entdeckte Insel zu locken. Dem Reisebüro Salami und Aamachos ist es geglückt, mit schillernden Superlativen sowohl gelangweilte Globetrotter wie von ihrem früheren Leben Enttäuschte mit der Hoffnung auf besondere Abenteuer zu erfüllen. Die Erwartungen sind verschieden wie die Menschen, die sich auf dem großen Luxusdampfer zusammenfanden. Da ist zum Beispiel die exzentrische dollargesegnete Amerikanerin Gloria Vanderwild. Sie entflieht der Langeweile und huldigt ihrem Sport als Männerbändigerin. Die Abfuhr, die sie dabei von dem Rumänen Alexander Lupescu erfährt, reizt sie in dem gleichen Maße, wie dieser Reisegenosse ihr und noch einigen anderen nicht ganz geheuer ist. Eine verkrachte Existenz ist dagegen Siegfried Lämmchen, der zunächste als Steward auf dem Schiff agiert. Die kleine Französin Madeleine Rabelais betrachtet die Reise als einen Schlußstrich unter ihr bisheriges Leben, da sie ihren Pariser Modesalon eben so satt hat wie den dazugehörigen zahlenden Kavalier. Erlebnishungrig ist die englische Whiskey-Fabrikantenwitwe Lilibrit Down, die gern trotz 'mittlerer Reife' ihre Whiskey-Freuden mit einem handfesten Männerexemplar teilen würde und sich zu diesem Zweck den Westberliner Fritz Knautschke ausgesucht hat. Dieser scheint ganz gern das beängstigende Wirtschaftswunder gegen den whiskeygewürzten Inselzauber einzutauschen. Undurchsichtig und nicht sehr vertrauenserweckend sind die Manager dieses Reisebluffs größten Stils. Salami und Aamachos, einig im Schröpfen ihrer 'Kunden', aber jeder für sich mit der Durchsetzung eigener Ziele beschäftigt. Gefügiges Werkzeug ist daher der auf der Insel verschlagene Konstantin. Wo die 'créme' der Gesellschaft sich amüsieren will, darf die Skandalpresse nicht fehlen. Lolita Francoforte übernimmt es, die aufhorchende Welt von den aufregenden außerplanmäßigen Ereignissen auf der Insel zu unterrichten, die in den so verschiedenartigen Reisenden die Erkenntnis dämmern zu lassen, daß gemeinsame Aktionen sowohl kleinen wie großen Gangstern einen Strich durch ihre Rechnungen machen zu können und daß es angebrachter ist, in der lebensvollen Welt den Frieden zu schaffen, als auf einer 'friedlichen Insel im Ozean' sich seinen Forderungen zu entziehen."
aus dem Programmheft zur UA, 1961.
Mit freundlicher Genehmigung Stadtarchiv Eisenach, 14.5.2-0028
Kritiken
"Da fährt zum Beispiel ein Beauftragter des Friedensfestes aus der Volksrepublik Rumänien inmitten einer Schar übersättigter kapitalistischer Nichtstuer und Hasadeure auf einem Lxusdampfer nach einer angeblich neuentdeckten paradiesischen Insel. Der Grund für seine Passage? Er hat die Anweisung, sich zu informieren, wie die versnobte Gesellschaft sich auf diesem Eiland wohl fühlen und einrichten wird, damit er daraus für seine Betreuung der rumänischen Schwarzmeerbäder lerne, um dann natürlich einiges besser zu machen!
Dieses Musterexemplar eines Mannes gerät in die Hände zweier Halunken, die sich zunächst als seriöse Direktoren der Reisegesellschaft ausgeben, in Wahrheit aber auf jener einsamen Insel in ihrem Höhlenlaboratorium an einer Erfindung arbeiten, mit der sie die ganze Welt beherrschen wollen! Einer von Ihnen berauscht sich nicht nur an diesem Gedanken, sondern zusätzlich noch am laufenden Genuß von Rauschgiftzigaretten, deren böse Eigenschaften wir im Zuschauerraum am Beispiel eines Geisterballetts bei völlig abgedunkelter Bühne (den Trancezustand kennzeichnend) miterleben durften.
[...] Wenn das Ganze wenigstens noch die spürbare Absicht hätte, eine durch Zuspitzung und Übertreibung wirksame Satire zu sein! Der Unsinn will auch noch in gewisser Hinsicht ernst genommen werden, indem er mit einer sich fortschrittlich gebärdenden Tendenz aufgeputzt wird. [...] Was kann einem nun bei solcher Verworrenheit und Niveaulosigkeit des Librettos als Komponist einfallen? Die Musik Kurt Schäfers, der als Kapellmeister ebenfalls dem Eisenacher Theater angehört, äußert sich mit gewissem Schwung, doch ohne sonderliche Originalität.
[...] Die Intendanz und die Dramaturgie, die für die Annahme dieser Operette verantwortlich sind, sollten sich durch den von lokalen Empfindungen bestimmten Beifall des Premierenpublikums nicht von den bedenklichen Schwächen des Werkes ablenken lassen."
Karl-Heinz Friebel: Leichte Muse hat's nicht leicht. Mißglücktes Eisenacher Abenteur im Atlantik. In: Das Volk, 27. Juni 1961 [Quelle: Stadtarchiv Eisenach, 50.3, Das Volk 27.06.1961].
"Haben die Verfasser Holger Eckert und Kurt Schäfer, beide am Landestheater Eisenach, mit ihrem Werk 'Atlantik-Abenteuer die neuzeitliche Operette bereichert? [...] Der 2. Akt spielt auf der Insel. Affen klettern auf den Bäumen herum. Subtropisches Klima umgibt die Gelandeten. Ein auf die Insel Verschlagener und die Reporterin einer amerikanischen Skandalzeitschrift (wohl mit einem Hubschrauber gelandet) komplizieren das Zusammenleben. Wie die Tanzgruppen (ein Russe, ein Tirolerpaar, 3 Chinesinnen, ein Schottenpaar) auf die Insel gekommen sind, erfährt man nicht.
Der bessere Teil des Werkes steckt in der Musik. Nicht in der Ouverture, die am wenigsten geraten ist. [...] Der Regisseur Kurt-Rüdiger Domizlaff a. G. gelang weniger die Situationskomik, so daß das Witzige überwiegend im Wort gesucht werden mußte. Hier stecken die Schwierigkeiten, die nicht zu übersehen sind."
re.: Ballett auf der einsamen Insel. "Atlantik-Abenteuer" - eine neue Operette in Eisenach. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, 27. Oktober 1961.
Mit freundlicher Genehmigung Stadtarchiv Eisenach, 14.5.2-0028
Empfohlene Zitierweise
"Atlantik-Abenteuer". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 16. Mai 2023.