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Annie, Get Your Gun! (Annie, nimm dein Schießgewehr!)

Musical


Musik und Gesangstexte von Irving Berlin 
Buch von Herbert und Dorothy Fields 
Deutsche Fassung von Marcel Prawy

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 27. Februar 1957
Volksoper, Wien, Österreich
 

  • Inszenierung und Tänze der Solisten: Heinz Rosen
  • Musikalische Leitung: Anton Paulik
  • Bühne: Walter Hoesslin
  • Kostüme: Herbert Schill
  • Choreografie: Dia Luca


Besetzung:

  • Annie Oakley, eine Scharfschützin: Brenda Lewis
  • Frank Butler, ein Scharfschütze: Eberhard Wächter
  • Buffalo Bill: Max Lorenz
  • "Weißer Bulle", Häuptling der Sioux: Karl Dönch
  • Charlie, Manager des Buffalo Bill: Wolfgang Zimmer
  • Winnie, ein Zirkusmädel: Hedy Fassler
  • Dolly, ihre Mutter: Hilde Längauer
  • Tommy, ein Zirkusjunge: Klaus Löwitsch
  • Pawnee Bill, Leiter der "Fernost Show": Felix Knüpfer
  • Foster Wilson, Hotelier / Ein Bote: Eduard Fritsch
  • Mac, Zirkusjunge: Helmut Randers
  • Ein Clown: Mario del Marius
  • Ein junger Indianer: Willy Dirtl
  • Minnie, Annies Schwester: Marietta Hollek
  • Jessie, Annies Schwester: Sissy Vaupel
  • Nellie, Annies Schwester: Verena Vaupel
  • Little Jake, Annies Bruder: Hans Bedrich
  • Kondukteur: Gottfried Nowak
  • Speisenträger: Franz Ramharter
  • Träger: Erwin Nowaro
  • Mrs. Bibi Rockefeller: Elisabeth Sobota
  • Ein Gaukler: Franz Worisch
  • Ausrufer: Johannes Türk
  • Ein Kurier: Oskar Hugelmann
  • Kellner: Erland Erlandsen, Toni Wartburg
  • Zeremonienmeister: Stefan Horinka

 

 

 

Premierenchronik

USA UA 16. Mai 1946 Imperial Theatre, New York
A Dspr. EA 27. Februar 1957 Volksoper, Wien
D EA 5. September 1963 Theater des Westens, Berlin
CH EA 9. März 1974 Stadttheater St. Gallen
DDR EA 9. November 1975 Theater Magdeburg

 

 

 

Inhaltsangabe

 

Annie Oakley ist 17 Jahre alt, als sie ein Sommerhotel bei Cincinnati, Ohio, aufsucht, um von ihr geschossene Vögel zu verkaufen. Bislang hat sie weit entfernt von jeder Ansiedlung gewohnt und nach dem Tod ihrer Eltern ihre jüngeren Geschwister aufgezogen. Ihr begegnet eine fremde „Männerwelt“ mit städtischen Ritualen. Unverhofft verliebt sie sich in Frank Butler, den Meisterschützen aus der Buffalo Bill-Show, die auf der Durchreise ist. Sie beteiligt sich an einem Wettschießen mit ihm und gewinnt. Buffalo Bill engagiert sie daraufhin für seine Show, so dass sie in der Nähe des geliebten Mannes bleiben kann. Doch der fühlt sich in seiner Männlichkeit verletzt, zeigt sie ihm doch immer wieder, dass er gegen sie keine Chance hat. Schließlich wechselt Frank zur Konkurrenz, obwohl er Annie eigentlich mag.

Nach einer einjährigen Europa-Tournee kehrt Buffalo Bill mit seiner Wild West-Show in die USA zurück. Er benötigt Geld und schließt sich mit seinem früheren Konkurrenten Shanghai Bill zusammen. Frank und Annie treffen erneut aufeinander, sind aber unsicher, wie sie künftig miteinander umgehen sollen. Annie liebt ihn immer noch, hat aber keine Ahnung, wie sie ihn für sich gewinnen kann. Der legendäre Indianerhäuptling Sitting Bull weist sie freundschaftlich darauf hin, dass sie ihn nicht bekäme, wenn sie ihm immerzu beweise, wie viel besser sie (im Schießen) ist, sondern nur, wenn er glaubt, der Bessere zu sein. Sie soll sich kleiner machen als sie ist.

Sie befolgt seinen Rat und schießt bei nächster Gelegenheit absichtlich am Ziel vorbei, worauf Frank endlich seine inneren Barrieren ablegt und beide zusammenkommen. Quintessenz: You can´t get a man with a gun...

(Wolfgang Jansen)

 

 

 

Kritiken

 

"Das dritte Musical in der Volksoper, zum Beispiel, dürfen Sie sich getrost ansehen. ´Annie, get your gun´ von Irving Berlin, dem wahrscheinlich besten und fruchtbarsten Schlagerkomponisten der Welt, ist die Geschichte Buffalo Bills, der schon zu seinen Lebzeiten legendären Ruhm erwarb, und der Vagabundin Annie, die als Scharfschützin kaum weniger berühmt war. Freilich dürfen Sie nicht erwarten, daß die aufgebotenen Schauspieler tatsächlich den Stil des amerikanischen Musicals treffen. Das leider ganz und gar nicht. Nur die Amerikanerin Brenda Lewis macht da eine Ausnahme und in weitem, weitem Abstand folgen Karl Dönch, Klaus Löwitsch und Wolfgang Zimmer. Der berühmte Max Lorenz hingegen ist durchaus fehl am Platz. Er enthüllt als Buffalo Bill erst so richtig das ganze falsche Pathos, das sich im Laufe der Zeit auf den Opernbühnen der Welt als alleiniger Stil herausgeschält hat."

(ohne Namen): Nur eine konnte Musical spielen. In: Welt am Montag, 8. März 1957.

 

"Die fanatischen Vorkämpfer der Theorie, derzufolge das Musical als Kunstgattung einen durchaus neuen Typ darstelle, werden zugeben müssen, daß es, zumindest im vorliegenden Fall, der Operette zum Verwechseln ähnlich sieht. An Wahrscheinlichkeit und literarischem Wert kann das Libretto von ´Annie, get your gun´ es ruhig mit dem ´Rastelbinder´ oder der ´Csardasfürstin´ aufnehmen. Von der Vertonung gar nicht zu reden. Denn die Musik Irving Berlins, so geschmackvoll und effektsicher sie stellenweise auch sein mag, verdichtet sich nirgends zu dem zündenden Einfall, der manchen zu Weltschlagern gewordenen Stücken des amerikanischen Komponisten eigen ist. [...]

Beim Aufscheinen eines neuen Musicals stellt sich unwillkürlich immer die Frage, ob die Pflege dieses Kunstzweiges in die Kompetenz eines Opernhauses fällt. Gewiß, mit dem ´Glöckchen des Eremiten´ oder der ´Weißen Dame´ kann man Menschen von heute nicht mehr in kompakter Besucherzahl ins Theater locken. Dessenungeachtet gibt es Grenzen hinsichtlich des Niveaus eines Bühnenstückes, die man nicht ohne weiteres überschreiten sollte."

Mi: Scharfschützentreffen. In: Die Wochen-Presse, 9. März 1957.

 

"Auch aus dem Musical ´Annie, nimm dein Schießgewehr´ konnte, weil es keinen Dichter fand, nichts werden. Die dem Leben entnommene Geschichte von der Scharfschützin Annie, die ihren Konkurrenten im Zirkus, den Scharfschützen Frank, zum Mann gewinnt, indem sie sich im Wettkampf von ihm besiegen läßt, ist hübsch. Doch sie reicht, so wie sie ist, gerade für einen Sketch von zehn Minuten, aber nicht für eine über drei Stunden ausgewalzte Komödie. Gegenüber der gähnenden Leere dieses Textbuches sind noch die Serienfabrikanten unserer Operettenbücher wahre Olympier an Einfall und Witz.

Wer die Musik zu diesem Musical verfaßt hat, verrät der Theaterzettel nicht. Der als Komponist erwähnte Irving Berlin ist es jedenfalls nicht, denn er kann, wie seine Freunde mit Stolz von ihm verbreiten, nicht einmal Noten schreiben. [...]

Denn wir sind nicht gegen das Musical. Wenn diese Kunstgattung die Romantik des Alltags für die Musikbühne entdecken will, dann sind ´Carmen´ und ´Die Bohéme´ vorbildliche Musicals. Aber wenn wieder ein Gebilde ohne Buch, Musik und Rollen - in Wahrheit also eine ´Show´, eine Revue - verkauft werden soll, dann möge hierfür nicht mehr die Volksoper ausgenutzt, sondern das Ronacher gemietet werden."

Marcel Rubin: Annie nahm ihr Schießgewehr, doch der Schuß ging daneben. In: Volksstimme, 4. März 1957.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Annie Get Your Gun" ("Annie schiess los!"). Originalaufführung des Theater des Westens Berlin, Philips 838 900 SY, 1963 (Vinyl/LP).
  • "Annie Get Your Gun". Studioaufnahme, 1963, Interpreten: Nana Gualdi, Bruce Low, Ariola 36 651, Song-Medleys, (Vinyl/EP).
  • "Annie Get Your Gun". First Complete Recording of The Lincoln Center Edition. Studio-Einspielung Juni/Juli 1995, JAY Production USA 1996, TER CDTER2 1229 (2xCD).

 

Video / DVD

  • "Annie Get Your Gun". Musicalfilm, Warner Brothers 1950, in der Serie Warner Archive Collection 2017 auf DVD erschienen (1xDVD).

 

Literatur

  • Othniel J. Seiden: Buffalo Bill, His Life & Legend. Buffalo Bill Memorial Museum and Grave, Denver, Colorado, USA: Stonehenge Books 1981.
  • Christoph Wagner-Trenkwitz: "Es grünt so grün...", Musical an der Wiener Volksoper. Wien: Amalthea 2007.
  • Wilhelmine Brandtner: Dr. Marcel Prawy - Pionier und Wegbereiter des Musicals vom Broadway nach "Good Old Europe". Dissertation, Universität Wien 2012.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Annie, Get Your Gun!" ("Annie, nimm dein Schießgewehr!") [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 12. Juni 2021.