Alma und das Genie
One-Woman-Show für Diva und Pianisten
Musik und Songtexte von Tom van Hasselt
Kreative Entwicklung: Nini Stadlmann, Hendrik Weber und Tom van Hasselt
Inszenierung
Uraufführung: 2. Februar 2015
Spiegelsaal des Theater des Westens, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung / Klavierbegleitung: Tom van Hasselt
- Regie: Tom van Hasselt und Nini Stadlmann
Besetzung:
- Alma Mahler-Werfel: Nini Stadlmann
- Gott / Almas Genie / Pianist: Tom van Hasselt
Premierenchronik
D | UA | 2. Februar 2015 | Spiegelsaal des Theaters der Westen, Berlin |
Inhaltsangabe
"Alma hatte sie alle. Das "Who’s who" des fin de siècle, alle Künste und deren Alpha-Männer: die Musik (Mahler, Zemlinsky), die Malerei (Klimt, Kokoschka), die Literatur (Hauptmann, Werfel) und auch die Architektur (Gropius). Es gibt sie als Buch, als Bild und als Theaterstück – und ab sofort auch als Musiktheater. Hier kann sie das machen, was sie immer schon am besten konnte: Sich inszenieren, in den Mittelpunkt setzen und sich verehren lassen. Ein musikalischer aber vor allem erotischer Abend mit einer Diva, die sich im Lichte der großen Männer sonnte, die diese Männer als schwarze Witwe nach dem Akt erniedrigte und verspeiste, die ihre weibliche Anziehungskraft und im Zuge des Älterwerdens einen perfiden Rassismus nutzte, um nicht nur im Mittelpunkt, sondern ganz oben zu stehen. Dennoch, ihr Pianist hofft, indem er alle männlichen Rollen gleich selbst übernimmt, zumindest ein Mal von ihr geküsst zu werden und sich somit in die Riege Almas berühmter Opfer einzureihen. Genialer Plan, doch spielt Alma da mit? Sicher ist nur: Alma wird alles geben, damit die Männer ihr zu Füßen liegen, egal ob sie nun Kunst wollen oder doch wieder nur Sex.
Ein Abend über zwei Menschen, die Göttliches erstreben und doch nur allzu Menschliches erleiden. Ein Musical, das in van Hasselt’scher Manier einen Hit an den anderen reiht, ein halbes Jahrhundert Abendland in einem Menschenleben und ein halbes Dutzend Künstler-Beziehungen in zwei Stunden widerspiegelt."
Inhaltsangabe des Verlags Felix Bloch Erben, Berlin, 2022.
Kritiken
"Auch wenn musikalisch nur der Flügel zum Einsatz kommt, so zaubert Tom van Hasselt einen manchmal sehr überraschenden Stil hervor: Seien es eine Ballade, Walzer, Gospel, Samba oder Kinderlied. Dies macht auch einen weiteren Reiz dieses Musicals aus. Es ist anders, als man es erwartet, und überrascht den Besucher.
[...] Zum Schluß möchte ich Nini Stadlmann in ihrer Rolle als Alma Mahler zu Worte kommen lassen, die auch in irgendeiner Form zum Musical passen: 'Werden Sie Muse. Ein dreckiger Job, aber jemand muß ihn ja machen!'
Und so sollte man sich überraschen lassen, wie die bekannte, aber vergessene Geschichte der Alma Mahler umgesetzt wird. Ein Besuch des 2-Personen-Musicals lohnt sich auf alle Fälle [...] Auch wenn 'Alma und das Genie' in dieser Fassung ein Kammermusical ist, so kann man es sich ohne weiteres an einem großen Haus vorstellen."
Oliver Wünsch: Die geniale Reinkarnation der Alma Mahler. Uraufführung von 'Alma und das Genie' in Berlin. In: blickpunkt musical, Ausgabe 75, Nr. 02/2015, März - Mai 2015. Seite 10-11.
Dennoch hätte Alma gerne auch mal ein Denkmal für sich. Mit ihrer Biographie, in der sie Philosophie gesammelt wissen wollte, jeder aber bei Erscheinen 1960 nur nach Pornographie suchte, hat das nicht ganz geklappt. Jetzt springt ihr die Off-Musical-Company Stammzellformation bei und widmet Alma ein satirisches Musical für eine Diva und ihren nach Höherem schielenden Begleiter. Zur Premiere im Spiegelsaal des Theater des Westens sind alle gekommen, die sich in dieser Stadt der leichten Muse verschrieben haben. Ausgelassene Klassentreffenatmosphäre. Es ist aber auch wirklich treffsicher, wie Nini Stadlmann und Tom van Hasselt in Almas Welt einführen. „Ich genieß Genies, weil’s einfach is“, stößt die brachial Wienerische Alma heraus. Man brauche den Männer nur zu sagen, sie wären genial, schon stehe das Genital. Doch ganz so einfach muss das nicht immer gewesen sein, schließlich war die Ehe mit Mahler im Bett ein Trauermarsch.
Doch Stadlmanns Alma ficht nichts an, dem Herrn am Klavier aber setzt ihr ätzender Spott zu. Aus Buchstaben gruppiert er erst liebevoll ALMA, dann MALA, nach Angespucktwerden schließlich LAMA. Auch LMAA wäre möglich und verständlich gewesen. Doch der Herr hofft auf einen finalen Musenkuss, der ihn auf die Höhe von Almas Verflossenen katapultiert. Auch ungeküsst sind van Hasselts Reimreihungen und schlängelnde Arrangements nicht ohne. Die Stadlmann raunzt beherzt: „Werdens a Muse, es ist ein dreckiger Job, aber irgendjemand muss ihn ja machen.“ Die Frage „Ist es Sex oder ist es Kunst?“ kann ohnehin niemand beantworten."
Ulrich Amling: Genial genital. Alma Mahler als Musical. In: Der Tagesspiegel, 3. Februar 2015.
"Früher hätte man so eine kleine Produktion als musikalisch-literarisches Programm bezeichnet. Doch das klingt für Tom van Hasselt und Nini Stadlmann viel zu unspektakulär. Sie machen Musical – auch wenn auf der Bühne nur eine Sängerin und der Mann am Klavier zu sehen sind...
[...] Nini Stadlmann spielt Alma Mahler-Werfel als selbstverliebte Frau von heute. Sie trägt Jeans und hochhackige Schuhe und sitzt entspannt auf einem Barhocker. Tom van Hasselt hat das Stück geschrieben.
[...]Tom van Hasselt hat für das Stück liebenswert altmodische Musik geschrieben – meist Chansons und schwarzhumorige Lieder im Stil Georg Kreislers. „Das ist vielleicht meine Form. In den letzten Tagen ist mir klar geworden, ich kann es höchstens als Konterrevolution verkaufen. Die Chansonform hat ein paar Jahre auf dem Buckel. Moderner wäre Stand Up-Comedy oder im größeren Format reine Konzerte. Wo es mich hinzieht, ist einfach die Geschichte.“
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Alma und das Genie". Live-Aufnahme aus dem Schmidtchen Theater Hamburg, 2016. (2xCD).
Literatur
- Oliver Hilmes: Witwe im Wahn. Das Leben der Alma Mahler-Werfel. Biografie. btb Verlag, 2005.
- Susanne Rode-Breymann: Alma Mahler-Werfel: Muse, Gattin, Witwe. C.H.Beck; 3. Edition, 2019.
Kommentar
2015 wurden Tom van Hasselt und Nina Stadlmann für 'Alma und das Genie' für den Deutschen Musical Theater Preis nominiert, Stadlmann in der Kategorie: Beste Darstellerin; Tom van Hasselt gewann den Preis für die 'besten Liedtexte'.
Empfohlene Zitierweise
"Alma und das Genie". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 31. März 2022.