Sie sind hier: Startseite Inhalte Adam + Eva

Adam + Eva

 

Musik von Friedrich Hollaender
Instrumentierung und Arrangement von Rolf Kühn
Bearbeitung und szenische Einrichtung von Gunther-R. Eggert

 


Inszenierung


Uraufführung, 29. März 1981
Stadttheater, Würzburg, Bundesrepublik Deutschland

 

  • Musikalische Leitung: Manfed Lindner
  • Regie: Gunther-R. Eggert
  • Bühnenbild und Kostüme: Manuela Wagner 
  • Chöre: Egbert Kahlke


Besetzung:

  • Adam: Hartwig Rudolz
  • Eva: Annelise Lapins
  • Vorsteherin: Gisela Hermes
  • Annabell: Elke Wiesemann
  • Rosenblättchen: Werner Kusch
  • Merkur: Uwe Goslich
  • Schlange: Rut Rex
  • Baum: David Bezona
  • Schmetterlinge: Florentina Clavadetscher, Elaine Dermody, Susanne Eckert, Yolanda Fehr, Sylvie Klein, Helena Köhl, Doris Lüdke-Pfeiffer, Sabine Martin, Joanna McKenney

 

 

Premierenchronik

D UA 29. März 1981 Stadttheater Würzburg

 

 

Kritiken


„Am Anfang war das Feigenblatt bei der Würzburger Nachlaß-Uraufführung von Friedrich Hollaenders ´Adam und Eva´, denn in Gunther-R. Eggerts Inszenierung des auf altmodische Weise attraktiven „Paradisicals“ erwacht der erste Mann als Schiesser-Slip-Modell im Garten Eden und wird mit einer an allen entscheidenden Stellen sorgsam bedeckten Partnerin beschenkt. Für Erotik, also das Wackeln mit den Hüften, ist Gast-Star Rut Rex zuständig – sie spielt die Schlange und trägt Dekolletè. Das Premieren-Publikum nahm den runderneuten Spaß (Rudolf Kühn arrangierte die Musik, Regisseur Eggert montierte die Szenen bühnengerecht um) mit offenen Armen auf.

Ein neuer Johnny-Geburtstag war nicht zu erwarten, als man den Revue-Nachkömmling – von Kopf bis Fuß auf Ohrwurm eingestellt – endlich aus der schon etwas brüchigen Wiege hob. Der große Meister des kleinen Chansons hat die Früchte seiner Phantasie zu Lebzeiten und notfalls auch ohne großen Rahmen losgeschlagen. Umso überraschender, wie genau das auf einem dekorativen Holzwolle-Bett von Texten und Tönen ausgestellte Sünden-Fallobst die selbstständig gewordene Hollaender Legende weiterstrickt. Eine von drumherum passierenden Entwicklungen jahrzehntelang unberührt gebliebene Brettl-Kunst der geistreichen Anmerkungen, kleinen Bosheiten und oft auch nur albernen Witzchen, die für einen Einfall gerne mal den guten Geschmack beiseite schiebt, aber ansonsten vor allem herzlich ins Parkett zwinkert.

Hollaender nahm das Paradiesseits samt Apfel-Schmus und Teufels-Hörnchen als Anlaß, verquirlte Theater- und Weltgeschichte mit etwas Mythologie und löffelte bis zur Erschöpfung nach Pointen wie dem vielsagenden Eva-Geständnis an den rippengeschädigten Mann: ´Ich bin Dein Schmerz!´ Da schmunzeln die Stammtische der Welt.
Immerhin, die Sache hat sowas wie Charme und die Musik klingt, wenn sie auch stets mehr ausholt als zuschlägt, wie ein Versprechen für später. Problematisch sind die Dimensionen der Würzburger Uraufführung, denn Operetten-Spezialist Gunther-R. Eggert hat das schlanke Vergnügen zum Mast-Musical hochgepäppelt. So beliebig aufblasbar, wie das der Ehrgeiz des Autors durchaus unterstellt haben mochte, sind die Sketch-Luftballons jedoch nicht und ein Cinemascope-Couplet ist eben ein Widerspruch in sich.

Gag-Regie nach Großhandels-Art: Des Teufels Rock’n-Roll-Nachtclub wird aus dem Orchestergraben hochgefahren, einem Schmetterlings-Ballett (Textprobe: ´Schmetter-links, Schmetter-rechts´) fehlt sichtlich die Biene Maja, es wird im Kopfstand gesungen und Rut Rex beharrt mittendrin in großer Pose auf dem hinlänglich widerlegten Gerücht, daß sie Deutschlands neue Marlene sei. Ansonsten werden die Einfälle gepflückt, wie sie grade im Wege hängen – und das kann halt nicht immer gleich der Baum der Erkenntnis sein. Im Ensemble läßt das junge Musical-Talent Hartwig Rudolz (in Berlin bei ´Chorus Line´ und ´West Side Story´ angenehm aufgefallen) auf weitere Entwicklungen hoffen, in der Hölle (beim lustigen Werner Kusch) ist immer am meisten los und der Götterbote Merkur (Uwe Goslich) sieht, wie wir alle, zu oft den Eddi Arent in Wallace-Altkrimis des Nachtfernsehens. Zweifellos ein Stück, das die Operetten-Finsternis noch etwas aufhellen kann – falls nicht doch noch die richtige ´Uraufführung´ folgt. Mit rausgelassener Revue-Preßluft und schlichter Klavierbegleitung würde Hollaenders ´Adam und Eva´ womöglich noch hübscher schillern und weniger affektiert wirken – wie’s halt bei Sündenfällen und Seifenblasen so ist.“

Dieter Stoll: Teufels-Hörnchen, Nachlaß-Uraufführung von Hollaenders „Adam und Eva“. In: Die Deutsche Bühne, Das Magazin für Schauspiel, Tanz und Musiktheater, Heft 5/1981, Seite 47.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Adam + Eva". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 19. November 2019.